Global Pop News 24.07.2024
"Not Like Us" wird zur Protesthymne in Kenia
Stand: 24.07.2024, 11:06 Uhr
Der kenianische Rapper Sabi Wu nutzt Lamar Song | Ayra Starr debütiert bei Tonight Show | Si|ngle von Sophie erscheint posthum | Spotify erzielt Rekordgewinn | Unsere News aus der Welt des Global Pop.
Von Banmdad Esmaili & Anna Kravcikova
Die Unruhen in Kenia hören nicht auf. Wir haben darüber berichtet. Jetzt wird Kendrick Lamars "Not Like Us" dort zur Hymne der Demonstranten. Dabei hat der kenianische Rapper Sabi Wu Lamars Song gesampelt. Die Protesthymne richtet sich gegen das Steuergesetz der kenianischen Regierung, was geplant war. Die Regierung wollte mit dem Finanzgesetz im vergangenen Juni für das Jahr 2024–2025 Güter und Dienstleistungen des täglichen Lebens besteuern, wie unter anderem Öl oder Brot. Aber nachdem die Kenianer heftig dagegen protestiert haben, hat Präsident Ruto das Gesetz doch nicht unterschrieben. Das hat den Demonstrierenden bis heute nicht gereicht, sie protestieren weiter und fordern seinen Rücktritt.
Der Song von Kendrick Lamar, der in Kenia zur Hymne wurde, war eigentlich ein Diss-Track gegen Rap-Kollege Drake. Lamars Texte haben pädophile Handlungen von Drake angedeutet. Hier hat aber Rapper Sabi Wu den Song umgeschrieben und zur Hymne der Jugendbewegung in Kenia gemacht. Seit Mitte Juni gibt es vor allem in der Hauptstadt Nairobi immer wieder heftige Proteste gegen Korruption, Steuerverschwendung und Arbeitslosigkeit. Auch Artists wie die Afro-Pop-Band Sauti Sol machen mit. Die Polizei geht mit großer Brutalität gegen die Demonstrationen vor. Sabi Wu hat in einem Interview gesagt, dass er sich für den Track von Kendrick Lamar entschieden hat, weil er die Gefühle junger Kenianer wie Sabi Wu repräsentiert, die in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation leben. Bisher starben bei den Protesten mehr als 50 Menschen. Über 400 Leute wurden verletzt. Trotzdem lassen sich die jungen Demonstranten nicht einschüchtern.
Ayra Starr debütiert bei Tonight Show
Ayra Starr ist aktuell eine der größten Shootingstars der Afropop-Szene. Am Abend war sie deshalb live in der Tonight Show und hat performt. Wenn Host Jimmy Fallon jemanden in seine Show holt, dann muss diese Person was Besonderes sein, und das ist definitiv Ayra Starr. Sie ist 22 und erobert rasant die Global-Pop-Welt. Die Nigerianerin ist in Benin geboren, aber in Lagos aufgewachsen. Sie hat Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften studiert und auch eine Modekarriere gestartet. Aber Musik war schon immer Ayra Starrs Leidenschaft. Vor drei Jahren hat sie ihre erste EP herausgebracht und national für Aufmerksamkeit gesorgt.
Vor zwei Jahren hat sie mit dem Song "Rush" den internationalen Durchbruch geschafft. Sie war dieses Jahr sogar für einen Grammy und die BET Awards nominiert. Ihr Debüt-Auftritt bei Jimmy Fallon bedeutet, dass sie sich mit ihrem Auftritt in der Tonight Show in die Reihen nigerianischer Künstler wie Wizkid, Tems oder Burna Boy einreiht. Sie haben ebenfalls die Bühne der beliebten amerikanischen Late-Night-TV-Show beehrt. Bei der Show hat sie aus ihrem aktuellen zweiten Album Songs gesungen. Von Ayra Starr werden wir noch viel hören.
Single von Sophie erscheint posthum
Sophie, DJ aus dem UK, ist vor drei Jahren gestorben. Jetzt ist postum die neue Single "Berlin Nightmare" rausgekommen, die auf Sophies neuem Album sein wird. Das hat die Familie von Sophie bekanntgegeben. Sophie, ein nicht binärer Artist aus Schottland, war schon im Jugendalter mit dem Vater bei Raves dabei und kam so mit elektronischer Musik in Berührung. 2015 hat Sophie den Durchbruch geschafft und mit Popstars wie Madonna zusammengearbeitet. Da kam auch das Debütalbum raus und Sophie wurde als Produzent und Hyper-Pop-Pionier:in sehr gelobt. Sophies zweites Album war für 2019 sogar für einen Grammy nominiert.
Vor drei Jahren ist Sophie mit 34 Jahren in Athen gestorben. Sophie ist beim Klettern von einem Balkon gestürzt. Ein tragischer Unfall. "Berlin Nightmare" geht ziemlich ab. Klingt sehr düster, basslastig und unruhig. Ist der Vorgeschmack auf das kommende Album. "Berlin Nightmare" ist die zweite Single daraus, die vorgestellt wurde. Der Song hat auch deutsche Lyrics und nimmt Bezug zur Berliner Techno Szene. In einem Statement zum neuen Album schreibt Sophies Familie, dass sie sich mit den Freunden umgeben hat, mit denen Sophie sich das Album vorgestellt hat. Sie schreiben:
Und die Familie schreibt über das Album, dass es Sophies musikalische Reise nacherzählt, es sei "eine Kakophonie aus Können und kreativer Vision, die Zeit und Genre in den Schatten stellt." Das Album soll einen Abschluss um Sophie bilden und erscheint Ende September.
Spotify erzielt Rekordgewinn und wird trotzdem teurer
Die Streamingplattform Spotify hat in der ersten Jahreshälfte 2024 einen Rekordgewinn erzielt. Die Gründe sind verschieden: Es gibt immer mehr Premium-Abonnenten und aktuell sind sieben Millionen Premium-Abonnenten dazugekommen. Insgesamt gibt es weltweit fast eine Viertel Milliarde Menschen mit Premium-Abo. Und das, obwohl die Preise für Abos in Ländern wie den USA und Großbritannien immer teurer geworden sind. Auch in ärmeren Regionen, in denen das Premium-Abo bisher vergleichsweise günstig war, sollen die Preise erhöht werden.
Ein Punkt, durch den Spotify Geld einspart, sind Entlassungen von Mitarbeitenden. Siebzehn Prozent der Belegschaft wurden bis Ende letzten Jahres entlassen. Das ist einer der Gründe, wieso die Betriebskosten bei Spotify dieses Jahr insgesamt um sechzehn Prozent gesunken sind. Es geht bei den Rekordgewinnen auch um die Auszahlung an Künstlerinnen und Künstler. Seit April erhalten Songs unter 1000 Streams gar keine Tantiemen mehr. Das sind laut der Gewerkschaft für Musikschaffende 86 Prozent aller Stücke auf der Plattform. Spotify spricht gegenüber Aktionären jedoch von einer "verbesserten Monetarisierung." Künstlerinnen und Künstler kritisieren die Entscheidung stark, dass erst ab 1000 Streams gezahlt wird.
Vor Kurzem hat Spotifys CEO Daniel Ek behauptet, dass "Inhalte" in der Herstellung "nahezu null" kosten würden. Dank der modernen Technologie sei es einfacher und erschwinglicher denn je, Musik zu machen. Menschen könnten "eine unglaubliche Menge an Inhalten teilen". Die Aussagen haben verschiedene Artists scharf kritisiert. Denn Musik zu produzieren sei durch Fixkosten und Equipment oft sehr kostspielig – "vor allem, wenn man darauf achtet, seine Mitarbeiter fair zu bezahlen", merken einige auf Social Media an, mit einem Seitenhieb auf Daniel Ek.