Katerstimmung beim ESC
Der Eurovision Song Contest 2024 ging am Samstagabend mit dem Sieg der Schweiz zu Ende. Die nonbinäre Artist Nemo setzt sich am Ende mit dem Song "The Code" gegen Kroatien durch. Selten war die Veranstaltung dermaßen politisch und auch dermaßen kritisiert worden. Kritik an der European Broadcast Union (EBU) kam auch von Nemo selbst auf der anschließenden Pressekonferenz. Nemo hatte die gläserne Trophäe etwas beschädigt und gesagt: "Die Trophäe kann wieder repariert werden, aber vielleicht muss der Wettbewerb selbst auch repariert werden".
Nemo kritisierte, dass sie die nonbinäre Flagge auf das Gelände schmuggeln mussten, weil diese von der EBU nicht zugelassen war. Nemo sprach von einem "unglaublichen Doppelstandard”. Und weiter: "Ich muss sagen, dass diese ganze Erfahrung wirklich intensiv und nicht nur angenehm war. Es gab eine Menge Dinge, die zeigten, dass es nicht nur um Liebe und Einheit geht, und das hat mich wirklich traurig gemacht".
Anfeindungen und Proteste gegen Eden Golan
Im Vorfeld gab es Demonstrationen in Malmö gegen den Auftritt der israelischen Sängerin Eden Golan. Die Sängerin bekam sogar Morddrohungen. Am Ende ist sie auf dem fünften Platz gelandet. Eden Golan ist beim Auftritt tapfer geblieben, danach aber in Tränen ausgebrochen. Die vielen Anfeindungen waren am Ende wohl zu heftig. Die Pfiffe und Buhrufe kamen bei ihrem Auftritt auch aus dem Publikum in der Halle. Manche drehten sich demonstrativ weg. Sogar einzelne ESC-Teilnehmer fielen ihr in den Rücken. Das hat es so noch nicht gegeben.
Zerbrochener Pokal als Symbol
"Der ESC steht vor einem Scherbenhaufen", sagen manche Kommentatoren. Die Veranstaltung will unpolitisch sein und schafft es nicht. So soll die EBU die Buhrufe im TV ausgeblendet haben - Zensur meinen manche. Der Repräsentant der Niederlande wurde wegen einer drohenden Geste gegenüber einer Kamerafrau disqualifiziert. Und der queere Irischer Act Bambie Thug lobt, es sei toll, wenn eine nonbinäre Person zum allerersten Mal gewinnt. Aber gleichzeitig kritisiert sie die Veranstalter für die Durchführung und sagt: "Fuck the EBU". Es herrscht also Katerstimmung bei den Veranstaltern und den Artists nach dem diesjährigen ESC.
Anti-Muttertagssong der Antilopen Gang
Gestern war Muttertag. Das heißt bei vielen: Blumen, Pralinen und Grußkarten. Die Rapcrew aus Düsseldorf singt in ihrem neuen Song: "Muttertag, Muttertag, Nazidreck".
Die Antilopen Gang hat gerade einen Anti-Muttertagssong veröffentlicht. Sehr kurz, sehr punkig und sehr konfrontativ. Darin macht das Trio das, wofür sie bekannt sind: Sie dekonstruieren Gesellschaftsbilder und traditionelle Gepflogenheiten mit einer Art vertonter Geschichtsstunde. Der Muttertag kommt ursprünglich aus der US-amerikanischen Frauenbewegung, die ab 1907 einen Ehrentag einführen wollte. Die Nazis haben ihn dann für ihre Herrenrassen-Theorie vereinnahmt. Die Mutter als Gebärmaschine wurde mit dem Mutterkreuz ausgezeichnet.
Bei vier Kindern gabs Bronze bei acht dann Gold
Passend dazu besteht das Musikvideo der Antilopen Gang nur aus Filmmaterial der NS-Zeit. Frauen, die den Hitlergruß zeigen, schießen lernen oder in Fabriken Munition herstellen. Die Band hat sich auch auf Instagram zum Song geäußert. Rapper Kolja erklärt in einem Video die Message:
"Die Nazis, und damit meine ich die Deutschen, haben den Muttertag nicht erfunden. Sie haben ihn nur groß gemacht. Und bis heute will man sich das auch nicht nehmen lassen, Muttertag zu feiern, weil das ist irgendwie lieb und irgendwie süß. Diese Degradierung der Frau zur Gebärmaschine, diese krude ideologische Überhöhung von Mutterschaft, und einfach jede Menge Antifeminismus schwingt mit bis heute, wenn man den Muttertag feiert. Diesen blöden, blöden Muttertag."
Auf Instagram wurde das Video wegen ideologischer Symbolik gesperrt, auf Youtube ist es noch zu sehen. Der Song erscheint auf dem kommenden Album der Antilopen Gang: "Alles muss repariert werden" im September.
Childish Gambino mit neuem Song und Album-Update
Gute Nachrichten für Childish Gambino-Fans. Der US-Rapper, Comedian und Schauspieler hat heute Einiges angekündigt. Erstmal ist sein neues Album Atavista raus. Das ist die Zitat "komplette Version", also ein Update seines letzten Albums "3.15.20." Da bestanden die Songtitel nur aus Zahlen, jetzt tragen die Songtitel richtige Namen. Außerdem gibt es die neue Single Little Foot Big Foot.
Ziemlich spannendes Video
Childish Gambino beschäftigt sich regelmäßig mit der Geschichte des US-amerikanischen Rassismus. Prominent in "This is America". Little Foot Big Foot ist in Schwarz-Weiß gehalten und spielt in der Vergangenheit, schätzungsweise in den 20- bis 40er-Jahren. Eine zeit, in der Schwarze in den Südstaaten der USA als Clowns oder Narren ein weißes Publikum belustigten und deren rassistische Stereotypen reproduzierten. Assoziationen von Josephine Baker im Bananenrock werden wach. Im Video ist Childish Gambino Teil eines Gesangstrios und gekleidet in Seidenanzügen. Sie performen eine Art Jazz-Charleston - natürlich mit modernem Beat. Sie tanzen energisch und grinsen dabei. Die Pointe: Das Publikum des Saloons sind keine weißen Redneck-Farmer, sondern Schwarze, die diese Show so gar nicht lustig finden und keine Miene verziehen.
Childish Gambino hat noch mehr angekündigt
Das neue Album "Atavista" kommt als Vinyl mit Visuals zu jedem Song. Außerdem hat Childish Gambino sein vermeintlich letztes Album für diesen Sommer angekündigt. Und zu guter Letzt: Eine Welttournee - die erste seit 2019. Wann genau sie stattfinden wird, wissen wir noch nicht. Aber: Es geht nach Nordamerika, Australien, Neuseeland und Europa - auch Köln und Berlin sind dabei!