Global Pop News 29.02.2024
Brit-Awards: Raye ist "Songwriterin des Jahres"
Stand: 29.02.2024, 10:17 Uhr
Raye ist "Songwriterin des Jahres" bei den Brit-Awards | "Funeral For Justice" - Neues Album von Mdou Moctar | Noir Fever - neues Lable für schwarze und queere Artists | Entsetzen über Parlaments-Entscheidung zu Anti-LGBTQI+-Gesetz in Ghana | Unsere News aus der Welt des Global Pop!
Von Bamdad Esmaili / Kai Brands
Raye ist "Songwriterin des Jahres" bei den Brit-Awards
Am Samstag wird UKs größter Musikpreis vergeben: die Brit-Awards. Eine Künstlerin hat ihren Preis schon in der Tasche: Sängerin Raye erhält ihren Award schon vor der Show am Samstag, weil sie schon vorab als "Songwriterin des Jahres" ausgezeichnet wurde. Sie freut sich sehr darüber, denn es ist Rayes erster Brit-Award und das erste Mal, dass eine Frau diesen Songwriting-Preis bekommt.
Man muss allerdings fairerweise dazu sagen, dass es diese Kategorie auch erst seit zwei Jahren gibt. Raye sagt in einem Statement, sie fühle sich geehrt und sei umgehauen. Da es ihr erster Brit ist, werde sie auf den besonders gut aufpassen. Die Sängerin hat aber noch mehr Chancen auf noch mehr Brit-Awards. Sie ist bei der regulären Verleihung am Wochenende für sieben weitere Brits nominiert – unter anderem für "Artist of the Year" und "Best New Artist". Das ist gleichzeitig ein neuer Brit-Rekord.
Raye macht seit einigen Jahren eine steile Karriere. Sie ist 26 Jahre alt, in London geboren und hat schon mit zehn Jahren ihre ersten Songs geschrieben. Als sie sich vor drei Jahren von ihrem Plattenlabel getrennt und ihre Musik als unabhängige Künstlerin veröffentlicht hatte, ging der Erfolg erst richtig los. Die Konkurrenz bei den Brit-Awards ist ziemlich groß, sie muss sich mit Stars wie Little Simz, JHus, Dave oder Dua Lipa messen lassen.
Neues Album von Mdou Moctar
Die Tuareg-Band Mdou Moctar kündigen mit dem Song "Funeral For Justice" ein neues Album an, das lauter, schneller und wilder sein soll als bisher. Die Gruppe aus Niger gehört zu den prominenten Vertretern des Tuareg-Rock. Namensgeber der vierköpfigen Band ist Gitarrist und Sänger Mdou Moctar.
Das neue Album ist politischer geworden. Zum Beispiel werden nicht nachhaltige Militäreinsätze des Westens in Afrika kritisiert. Im Titeltrack fordert Mdou afrikanische Staatsspitzen auf: "Holt euch die Kontrolle über eure ressourcenreichen Länder zurück. Baut sie auf und hört auf zu schlafen." Das gleichnamige Album "Funeral For Justice" soll eine Antwort auf Verlust und Trauer sein, denn gleichzeitig könne man etwas Neues aufbauen – eine Beerdigung vor der Wiedergeburt eben.
Frontmann Mdou Moctar sagt in einem offiziellen Statement: "Dieses Album ist für mich ganz anders. Die Probleme mit Terrorgewalt in Afrika sind noch schlimmer geworden. Als die USA und Europa hierhin gekommen sind, haben sie gesagt, dass sie uns helfen würden. Aber was wir hier sehen, ist etwas anderes. Sie helfen uns nie, eine Lösung zu finden." Es geht auch um die Situation der Tuareg, die in verschiedenen Ländern leben. Mdou Moctar fürchtet u.a. , dass deren Tamasheq-Sprache verloren geht, weil viele oft nur Französisch sprechen würden. Anfang Mai kommt das Album. Im Sommer geht die Band auf Welttournee, darunter sieht man sie im August auch in Deutschland.
Noir Fever - neues Lable für schwarze und queere Artists
Aluna Francis vom Duo AlunaGeorge hat ein Label gegründet, das speziell schwarze und queere Artists fördert. Lange hat man von Aluna nichts gehört. Auf Noir Fever, so der Name des Lables, ist jetzt ein Mixtape des Kollektivs Moonshine aus Montreal erschienen. Ein Kollektiv, das seit zehn Jahren Musik, Kleidung und Filme rund um afrikanische und elektronische Klubkultur kreiert. Auf diesem Album gibt es acht Tracks mit verschiedenen Musikrichtungen wie Amapiano oder Batida.
Das Label rückt schwarze, weibliche und LGBTQI-Künstler ins Rampenlicht. Der Schwerpunkt liegt auf elektronischer Musik. Aluna Francis ist ja keine Unbekannte in der Global-Pop-Musik-Welt und schöpft also aus ihren Erfahrungen. Sie schreibt bei Instagram, dass sie sich vor vier Jahren darüber beklagt hat, dass die Dancemusic-Industrie zu weiß dominiert sei. Als sie von der Branche keine Antwort bekommen hätte, sagt sie, entstand die Idee mit demeigenen Label. Alunas Ziel sei es, "die frischesten schwarzen Künstler der Danceszene zu unterstützen und die Geschichten darüber zu erzählen, wie sie die Kultur vorantreiben und die Zukunft eines von uns geschaffenen Genres zurückerobern", schreibt sie weiter. Vor zwei Jahren hat sie erstmal ein Festival gestartet. Daraus sei dann ein Netzwerk entstanden und nun die erste Veröffentlichung des Labels von Aluna Francis.
Entsetzen über Parlaments-Entscheidung zu Anti-LGBTQI+-Gesetz in Ghana – auch Artists äußern sich
Ghanas Parlament hat am Mittwoch für einen oft kritisierten, radikalen queer-feindlichen Gesetzentwurf gestimmt. Bislang waren in Ghana gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen strafbar. Das verabschiedete Gesetz sieht nun grundsätzlich mehrjährige Haftstrafen für queere Menschen vor. Zum Beispiel homosexuellen oder trans* Menschen könnten also grundsätzlich für eine Identifikation als queer mehrere Jahre Gefängnis drohen. Auch wer queere Personen unterstützt, könnte zu bis zu fünf Jahren Gefängnisstrafe verurteilt werden. Viele sind entsetzt über diese Entscheidung. Kritik kommt u.a. von der UN und Menschenrechtsorganisationen wie z.B. Amnesty International. Der Menschenrechtsaktivist Alex Kofi Donkor ist der Leiter der Organisation "LGBT+ Rights Ghana" und sagte dem Evangelischen Pressedienst in Ghanas Hauptstadt Accra: "Dieser Gesetzesentwurf untergräbt unsere Verfassung und gefährdet das Leben ghanaischer Bürgerinnen und Bürger."
Angel Maxine ist die erste offen trans* Musikerin Ghanas. Seit vielen Jahren ist sie eine Stimme für queere Personen und setzte sich auch immer wieder gegen diesen Gesetzentwurf ein, der seit 2021 im Parlament behandelt wurde. Sie hat u.a. mit dem Song "Kill the Bill" im selben Jahr gemeinsam mit den ghanaischen Artists Wanlov The Kubolor und Sister Deborah über die heftigen Folgen des verabschiedeten Gesetzes gesungen und die klare Ablehnung dieses Entwurfs deutlich gemacht. In einem emotionalen Video, das sie am Donnerstag auf instagram geteilt hat, zeigt sie sich geschockt und von der Parlaments-Entscheidung. Sie sagt u.a.: "Seit gestern Nacht bin ich wirklich traurig, denn das Anti-LGBTQ-Gesetzentwurf wurde in Ghanas Parlament verabschiedet. Es ist traurig und bricht mein Herz, dass manche Ghanaer:innen so glücklich sind, dass der Entwurf verabschiedet wurde."
Wanlov The Kubulor teilt bei instagram Bilder von einem Bericht über ein neu gebautes Gefängnis in Ghana und stellt einen Zusammenhang zwischen dem Bau solcher Einrichtungen, der entsprechenden Investitionen der politischen Elite und Kirche und dem gleichzeitig vorgestellten und vorangetriebenen Gesetzentwurf seit 2021 her. Sister Deborah zeigt auf instagram u.a. einen Screenshot von einer Gewalt androhenden Nachricht wegen Homosexualität und internationale Reaktionen auf die Parlaments-Entscheidung. Sie kommentiert die Bilder sarkastisch mit den Worten: "Was für ein toller Gesetzentwurf, der herrliches Zeug mit sich bringt."
Angel Maxine macht ihn ihrem Video ebenfalls sarkastisch auf einige tatsächlich existierenden Probleme im Land aufmerksam und sagt u.a.: "Ja, das Verabschieden dieses Gesetzes wird Galamsey (red. Anm. den illegalen Goldabbau) stoppen! Ja, es wird der Jugend Jobs verschaffen. Ja, es wird die Verschmutzung von Luft und Flüssen beenden." Weiter sagt sie in dem sehr emotionalen Video: "Mein Herz ist gebrochen, denn die Leute verstehen die Konsequenzen dieses Gesetzentwurfs nicht. Es gibt Eltern, die queere Kinder haben - kommt raus und sprecht euch dagegen aus! Das ist bösartig! Es ist ein Hass-Gesetzentwurf!" Die queere Community befürchtet auch eine Zunahme von Hass und Gewalt in der Zivilgesellschaft gegenüber queeren Personen. Angel Maxine macht in ihrem Video auch klar, dass das Gesetz noch nicht endgültig In Kraft getreten ist. Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo muss das sogennante "Gesetz zu sexuellen Menschenrechten und Familienwerten" noch unterschreiben. Viele wie z.B. Angel Maxine und Menschenrechts-Organisationen fordern ihn auf, das nicht zu tun und hoffen auf internationale Unterstützung.