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Der neu gewählte argentinische Präsident Javier Milei

Global Pop News 23.02.2024

Chocolate Remix rappt gegen Milei

Stand: 23.02.2024, 11:17 Uhr

Die argentinische Reggaetón-Sängerin Chocolate Remix meldet sich mit einem neuen Song | Kontroverse um den israelischen Song zum ESC | Neue Stücke von Keke, Meute und MC Solaar | Unsere News aus der Welt des Global Pop!

Von Lukasz Tomaszewski

Die argentinische Reggaetón-Sängerin Chocolate Remix meldet sich mit einem neuen Song: "Otario" ("Dummkopf"). Es ist eine Kampfansage an den neuen Präsidenten Javier Milei.

Musikalisch ist es ein Dembow, also ein sehr typischer Reggaetón-Rhythmus aus der Dominikanischen Republik. Den verbindet Chocolate Remix mit ihrer konfrontativen Straßenpoesie. Sie selbst sagt, die Lyrics sind derbe und stehen für eine gekränkte Seele. In einer Mischung aus Ironie und Humor nimmt sie es mit dem rechtspopulistischen Präsidenten Javier Milei auf. Sie richtet sich dabei auch an seine Wählerschaft.  

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Es sind Menschen, die durch Illusionen und falschen Versprechen gelockt wurden und die eine Regierung feiern, die den Individualismus und das Fehlen von Solidarität, Unterdrückung und Gewalt zum Ziel hat. Wir wissen, dass die schlimmsten Gräuel der Militärdiktatur der Siebziger Jahre die Unterstützung der Bevölkerung hatten. Darum ist es wichtig, nicht nur die Regierung zu kritisieren, sondern auch ihre Unterstützer.

Und es gibt seit Wochen Demos gegen Mileis Politik. Im Video zum Song ist Chocolate Remix in den Straßen der Hauptstadt Buenos Aires unterwegs - es wurde in den ersten Tagen dieser Proteste aufgenommen. Man sieht also die Sängerin, wie sie vor Bereitschaftspolizisten rappt, man sieht die Wut der Straße, die Proteste der Gewerkschaften. Kommt alles sehr authentisch rüber.

Kritiker nennen ihn einen libertären Rechtspopulisten. Er will die hohe Inflation und die Staatsverschuldung Argentiniens bekämpfen: durch drastische Kürzungen der Sozialleistungen und durch Privatisierung von Staatsunternehmen. Der Weg dorthin ist aber hoch umstritten. Denn Milei hat das Demonstrationsrecht eingeschränkt und die Befugnisse der Polizei ausgeweitet. Kritiker fürchten also ein Abrutschen des Landes in einen Autoritarismus.

Israels ESC-Beitrag politisch?

Es gibt eine Kontroverse um den israelischen Song zum ESC. Der Song ist noch nicht offiziell vorgestellt worden. Aber wurde einzelnen Medien geleakt. Klar ist: Der Song wird von der Sängerin Eden Golan performt und heißt "October Rain". Jetzt vermuten einige: Er könnte vom Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. handeln.

Erst vor einer Woche gab es die Zusage für Israels Teilnahme am ESC. Und jetzt müssen die Organisatoren schon prüfen, ob die Texte gegen die Regeln verstoßen. Es heißt ja immer, der ESC sei ein nicht-politisches Event. Dementsprechend dürfen Songtexte keine politischen Botschaften enthalten. Künstler:innen, die die Regel brechen, können disqualifiziert werden. Die Organisatoren, die EBU, haben erklärt, dass sie den Text des israelischen Beitrags gerade "überprüfen". Nach Angaben der Zeitung Israel Hayom enthält das Lied Zeilen wie "Es gibt keine Luft mehr zum Atmen" und "Sie waren alle gute Kinder, jedes einzelne von ihnen". Das Lied bezieht sich auch auf "Blumen", was laut der Zeitung ein militärischer Code für Kriegstote ist.

Der Prüfprozess ist bis zur Entscheidung vertraulich. Die Regeln des ESC sehen vor, dass bis zum 11. März alle nationalen Rundfunkanstalten den Song ihres Landes einreichen. Wenn der dann gegen die Richtlinien verstößt, haben sie noch eine zweite Chance mit einem anderen Song. Israels nationale Rundfunkanstalt Kan, hat bestätigt, dass die durchgesickerten Texte korrekt und man mit der EBU in dieser Angelegenheit "im Gespräch" sei.

Der israelische Kulturminister Miki Zohar meint, es wäre ein "Skandal", wenn das Lied disqualifiziert würde. Seiner Meinung nach ist es nicht politisch. Auf X schreibt er: Das Lied sei bewegend und stehe für die Gefühle eines Volkes und sei nicht politisch. Miki Zohar drehte in einem folgenden Statement sogar den Spieß um und schrieb, er hoffe, dass die EBU weiterhin professionell und neutral handel und nicht zulasse, dass die Politik die Kunst beeinflusst. Wenn der Text geändert werden soll, überlegt Israel, sich vom ESC zurückzuziehen.

Mc Solaar tanzt den Electric Boogie

Mit "Ils dansent" meldet sich ein Urgestein des französischen Rap zurück. Tolle neue Single von MC Solaar, der seit knapp 30 Jahren den französischen Rap prägt wie kaum ein anderer. Immer offen für Einflüsse aus der Karibik oder den heimatlichen Gefilden Westafrikas. Und er beweist mal wieder, dass er es immer noch drauf hat: Ausgewogener, gerader Flow, mit dieser ruhigen warmen Stimme, aber MC Solaars Rap ist trotzdem temporeich und gut gelaunt. Dazu dieser Retro-Funk als Beat. Geht musikalisch diesmal in Richtung New Yorker Electric Boogie der Achtzigerjahre mit funky-snappender Bassgitarre und verträumten Keyboards. Wir haben gleich das Funkeln der Discokugeln vor Augen. Und darum geht´s auch im Text: Das befreiende Gefühl des Tänzers und der Tänzerin, die ihre Alltagssorgen für einen Moment zur Seite schieben. Der Dancefloor als demokratische Arena, auf der wir alle gleich sind. Augen zu und treiben lassen: MC Solaar im Spotlight, als in Würde gealterter Vortänzer. Warum nicht?

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Meute sind auch ab sofort auf Welttournee

Das Techno-Brass-Ensemble ist zuletzt positiv durch Spontankonzerte gegen Rechts in ihrer Heimatstadt Hamburg aufgefallen. Elf Herren in roten Dompteur-Anzügen, die den Nazis den Marsch blasen. Loss Of Hope ist der Opener des neuen Albums EMPOR und einfach das beste Beispiel, wie Meute in einem Song schrittweise die Spannung steigern: Auf der einen Seite ist der gerade Four-to-the-Floor-Techno Beat, nicht aus der Konserve, sondern aus der eigenen riesigen Bauchtrommel, und dazu gesellen sich dann eben die langgezogenen Posaunen-Passagen, die messerscharfen Staccati der Trompeten, das Bariton-Saxophon röhrt im Hintergrund.

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Los geht die Welttournee kommende Woche in Krakau und Warschau, über Berlin und Milano nach New York. Die ersten Termine sind alle Sold Out. Im Herbst gibt´s dann wieder Tickets. Meute haben es geschafft, mit diesem sehr besonderen Sound richtige Stars zu werden.

Keke sagt Ciao

Über mangelnden Erfolg kann sich die Österreicherin Keke auch nicht gerade beklagen. Aber sie droppt heute ihren vorerst letzten Song. Der ist überraschend tanzbar, auf nem oldschooligen Drum'n'Bass-Rhythmus, dazu Kekes soulige, etwas raue Stimme. Sie arbeitet sich textlich an einem Zitat ihrer Mutter ab: Where is Smoke, there is Fire und sie singt von Erschöpfung und Traurigkeit. Keke ist gerade mal 30 Jahre alt, hat aber diese Woche auf ihren Socials angekündigt, dass dieser Song das Ende ihrer Musikerkarriere ist. Wir hoffen natürlich, dass sich Keke das nochmal anders überlegt: Ihr Talent reicht auf jeden Fall noch für viele weitere Jahre am Mikro.