Alyona Alyona & Jerry Heil beim ESC Entscheid in der Ukraine auf der Bühne.

Global Pop News 06.02.2024

Alyona Alyona & Jerry Heil gewinnen ESC-Vorentscheid der Ukraine

Stand: 06.02.2024, 11:51 Uhr

Sie vertreten die Ukraine in Malmö | Protesthymne gegen Rechts | Residente kündigt neues Album an | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Anne Lorenz & Marc Mühlenbrock

Rapperin Alyona Alyona und Singer/Songwriterin Jerry Heil fahren gemeinsam im Mai nach Stockholm. Mit ihrem Song "Teresa & Maria", eine Folk-Rap-Nummer mit elektronischer Anmutung. Im Lied geht es um weibliches Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten, natürlich ein Verweis auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der immer noch andauert. Diese weibliche Kraft wird im Song verkörpert, etwa von Missionarin Mutter Theresa und der Figur Maria Magdalena aus dem Neuen Testament. Fast vierhundert Songs haben ukrainische Musikerinnen und Musiker beim Vorentscheid insgesamt eingereicht.

Gestern gab es dann die Show mit den zehn Finalistinnen und Finalisten. Nachdem der Vorentscheid letztes Jahr aus Sicherheitsgründen in der Kiewer U-Bahn stattgefunden hat, ist das Fernsehformat dieses Jahr wieder zu gewohntem Glamour zurückgekehrt: an einem geheimen Ort irgendwo in Kiew, mit Strobo-Licht, Disco-Nebel und exzellentem Sound. Mehr als eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer haben während der Sendung abgestimmt, und "Teresa & Maria" hat 700.000 Stimmen davon erhalten.

Ein ganz deutlicher Sieg für Alyona Alyona und Jerry Heil. Und das nachdem die App, mit der abgestimmt wurde, zwischendurch einmal gecrasht ist. Da wurde dann einfach improvisiert und der Vorentscheid ist kurzerhand zur Talkshow mutiert. Die Sendung geht damit auch noch als längste Ausstrahlung in die Geschichte des ESC ein. Die Verkündung des Sieges wurde dann auch noch um einen Tag verschoben, damit tatsächlich auch alle Stimmen geltend gemacht werden konnten.

Berlin, 03.02.2024: 150.000 Menschen protestieren vor dem Reichstag gegen Rechtsextremismus

"Hand in Hand" - Protesthymne gegen Rechts

Am Wochenende sind in Berlin mindestens 150.000 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen – die Veranstalter sprechen sogar von doppelt so vielen … und der Soundtrack der Proteste kam dabei von Bruneau & Mondmann, mit "Hand in Hand", nicht nur der Name des Protestsongs, sondern auch das Motto der Großdemo am Samstag, denn die Macher waren gleichzeitig auch als Organisatoren mit am Start. Ein paar Tage vor der Demonstration kam den beiden die Idee, der aktuellen Demokratiebewegung ein eigenes Lied zu widmen, also haben sie sich zusammengesetzt und den Song  "Hand in Hand"geschrieben. Er soll dazu motivieren, im Kampf gegen den Rechtsextremismus in Deutschland dranzubleiben – außerdem soll er das Gefühl von Zusammenhalt festhalten und weitertragen, das viele in den letzten Wochen während der Protestwelle erlebt haben.

Denn dieses Gefühl rettet Bruneau & Mondmann oft über den Frust hinweg, den die Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder erleben. Sie berichten von den Schwierigkeiten, mit denen sie bei ihrer Arbeit im Osten und auf dem Dorf konfrontiert sind und danken allen, die eben trotzdem immer wieder aufstehen, Gesicht zeigen und nicht die Hoffnung verlieren. Der Song sei eine Hymne –sagen Bruneau und Mondmann - für alle diejenigen, die sich vorgenommen haben, dem Vormarsch der rechtsextremen Partei AfD und dem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft ein Ende zu setzen. Am Samstag noch durch die Boxen auf der Bundestagswiese vor dem Reichstag in Berlin geschallt, jetzt ist die Protesthymne "Hand in Hand" von Bruneau und Monmann auch offiziell erschienen.

Residente bei der Psychologin – kündigt neues Album an

Puerto Ricos wichtigster Conscious Rapper Residente sinniert auf seiner aktuellen Single "Ron en el Piso" schon übers Älterwerden. Jetzt hat er ein neues Video draußen, das in dieselbe Richtung. Einziger Unterschied: diesmal ganz ohne Musik! Das dreieinhalb-minütige Video trägt den Titel "Psicóloga". Darin sitzt Residente nämlich bei einer Psychologin. Die macht mit ihm eine Art positive Meditation, zunächst über persönliche Dinge in seiner Familie. Das alles, was er sich wünscht, in Erfüllung geht: Dass sein Vater in häufiger anrufen würde und seine Mutter weniger. Dann spricht sie ihm ermutigende Sätze über die Zukunft des Musikgeschäfts zu, sowas wie:

"In der Zukunft wird es keine dummen Lieder mehr geben, keine TikTok-Tänze und auch keine Influencer." Residente

Schließlich kommt sie auf sein eigenes neues Album zu sprechen – das erste nach sieben Jahren. Das sei auch der Grund für seinen ganzen Stress, besonders die Texte des Albums. "Sie sind den Menschen am wichtigsten." Dann setzt die Musik ein, Residente öffnet die Augen und lächelt und es wird klar: Mit diesem Clip kündigt der Rapper sein neues Album an. "Los Letras Ya No Importan" – heißt übersetzt genau das Gegenteil von dem, was die Psychologin im Clip sagt, nämlich "Die Texte sind nicht mehr wichtig". Im Kontext der Therapiesitzung kann der Titel für eine Art Befreiung von dem Druck stehen, immer wieder sehr gute Texte schreiben zu müssen – wofür Residente ja bekannt ist. Worum es auf seinem Album genau geht, das erfahren wir dann am 22. Februar, dann kommt "Los Letras Ya No Importan" heraus – einen Tag vor seinem Geburtstag.