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Ski Aggu, Joost & Otto: Friesenjung

Global Pop News 12.12.2023

ESC: Joost darf nach Malmö

Stand: 12.12.2023, 10:02 Uhr

Joost tritt für die Niederlande beim ESC in Malmö an | "Ukrainian Field Notes" - Compilation ukrainischer Musiker:Innen | Tiken Jah Fakoly mit Akustik-Versionen seiner Songs | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Łukasz Tomaszewski / Marc Mühlenbrock

Joost darf nach Malmö

In Deutschland wird erst im Februar entschieden, wer 2024 zum ESC fährt. Die Niederländer haben sich jetzt schon festgelegt. Nach Malmö darf Rapper Joost. Mit der Dance-Version von Otto Waalkes Song "Friesenjung" featuring Ski Aggu schaffte es Joost auf Platz Eins der Deutschen Single-Charts.

Auch in den Niederlanden und Belgien hatte der 26-jährige Rapper schon einzelne Erfolge. Jetzt hat das Öffentlich-Rechtliche Programm in den Niederlanden verkündet: "Mit seiner Kreativität wird Joost einen tollen Auftritt hinlegen und die Niederlande und Europa positiv überraschen".

Der Song für den ESC ist zwar noch nicht bekannt, aber der Rapper aus Westfriesland ist natürlich mächtig stolz, dass gerade er ausgewählt wurde. Er sagt: "Früher habe ich jedes Jahr mit meinen Eltern vor der Glotze gesessen. Es ist eine Ehre, dass ich die Niederlande vertreten darf, und ich werde alles tun, um das beste Ergebnis zu erzielen". Seine Karriere hat Joost ja als Youtuber begonnen, nicht als Sänger.

Nominierung in Deutschland steht noch aus

Wer Deutschland beim ESC in Malmö vertreten wird, entscheidet sich erst am 16. Februar beim sogenannten "Deutschen Finale", das Das wird dann auch in der ARD übertragen. Angeblich gingen 693 Bewerbungen für den Vorentscheid ein. Die Wildcard-Kandidaten werden wiederum vorher unter den Teilnehmern der neuen Dokutainment-Serie "Ich will zu ESC" ermittelt. Die gibt es in sechs Folgen ab dem 25. Januar in der ARD-Mediathek. Bei »Ich will zum ESC!« werden 15 Talente beobachtet, gecoacht und am Ende die besten ermittelt. Moderiert von der ESC-Gewinnerin Conchita Wurst und Reamonn-Sänger Rea Garvey.

Compilation: "Ukrainian Field Notes"

Wie wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf die Musik des Landes aus? Dieser Frage geht die neue Compilation "Ukrainian Field Notes" nach. Ganze 170 ukrainische Musiker, DJs, Produzenten und Künstler haben zu "Ukrainian Field Notes" beigetragen. Dabei geht es um Fragen, die wir uns kaum vorstellen können: Wie und wo kann man im Krieg Musik machen ohne Elektrizität? Was macht man mit seinem schlechten Gewissen, wenn man einfach mal wieder feiern gehen will? Aber auch: Wie gehen Musiker mit posttraumatischen Belastungsstörungen und Angstzuständen um und wie verändert das ihren Sound? Was macht Krieg mit ihren eigenen Hörgewohnheiten?

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Hinter "Ukrainian Field Notes" steckt als Kurator der italienische Filmemacher und Musikfan Gianmarco Del Re. Er beschäftigt sich schon seit Jahren mit der ukrainischen Musikszene. Gianmarco Del Re hat im Laufe des ersten Jahres der umfassenden russischen Invasion Interviews geführt mit dutzenden ukrainischen DJs und Produzenten. Er sagt: Das Projekt soll "einen Überblick geben über das sich verändernde Gesicht der ukrainischen Musikszene". Musikalisch geht es übrigens von Clubmusik über Ambient bis hin zu Klassik. Insgesamt ist der Sound ziemlich düster und bedrohlich, versatzstückt mit Sampels von Sirenen und Kriegs-Sounds.

Buch begleitet die Compilation

Das über 500-seitige Buch ist im "Tagebuchstil" gehalten. Chronologisch begleiten die Songs der Compilation die einzelnen Kapitel im Buch, die sich mit Vertreibung, Trennung und Verlust beschäftigen. Sie zeigen die Stärke und Widerstandsfähigkeit ukrainischer Künstler. Es sind aber nicht nur Texte und Interviews, sondern auch Fotografien aus Großstädten wie Kyiv, aber auch von der Front zu sehen. "Ukrainian Field Notes" dient einem guten Zweck. Das Buch und die 86 Titel der Musik-Compilation fließen zu 100 Prozent als Fundraising-Kampagne an Musicians Defend Ukraine - eine NGO von Musikern im Krieg.

Tiken Jah Fakoly mit Akustik-Versionen seiner Songs

Tiken Jah Fakoly ist ein altgedienter Recke des Reggae, er ist vor allem in Frankreich und Westafrika erfolgreich. Da kommt er auch her, nämlich aus Côte d'Ivoire, der wahrscheinlich größten Reggae-Hochburgen außerhalb Jamaikas. Tiken Jah Fakoly veröffentlicht kontinuierlich seit den frühen 90ern Musik. Zwei seiner bekanntesten Songs hat er jetzt in Akustikversionen nochmal neu aufgenommen.

"Plus Rien M’Etonne" (auf deutsch "Mich überrascht nichts mehr") ist von 2004 aus seinem Album "Coup de Gueule" (auf deutsch "Aufschrei"). Und der Name ist Programm. Fakoly schreibt oft sehr politische Songs, in denen es um Ungerechtigkeiten in der Welt geht, ganz konkret auch in der Region Westafrika. Dort war er auch als politischer Aktivist tätig, hat sich mit seinen Songs gegen die Regierungen von Côte d'Ivoire und des Senegals gewandt, wo er inzwischen eine Persona Non Grata ist.

Im Original von "Plus Rien M’Etonne" entgegnet Tiken Jah Fakoly mit entspannten Reggae-Vibes der resignierten Ansicht, dass ihn nichts mehr überrascht an den schlimmen Dingen, die in der Welt passieren können. Durch die akustische neu-Instrumentierung bekommt der Song eine traurigere Note, die besser zur Botschaft passt.

"Les Martyrs" (auf deutsch "Die Märtyrer") ist noch ein bisschen älter, aus dem Jahr 1999.  Die Märtyrer sind in dem Song Martin Luther King und Markus Garvey, zwei Helden der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Interessanterweise geht die Akustik-Version mehr nach vorne als das Original. Die beiden Stücke sollen nicht die einzigen Songs in akustischer Neuauflage bleiben, Tiken Jah Fakoly plant, ein ganzes Album zu veröffentlichen.