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Moses Pelham, Musiker und Produzent, bei einem dpa-Interview. Er gilt als Pionier des Deutsch-Rap. Jetzt kündigt Rapper Moses Pelham seinen Rückzug an.

Global Pop News 16.11.2023

Moses Pelham tritt ab

Stand: 16.11.2023, 09:24 Uhr

Moses Pelham hat sein Karriereende angekündigt | Nigerianischer Rapper Oladips ist gestorben | Laura Pausini bekommt Latin Grammy als Person des Jahres | Event rund um "Polyton" gestartet | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Lukasz Tomaszewski

Mit Moses Pelham hat ein Deutschrap-Pionier sein Karriereende angekündigt - zum Abschied soll es aber noch ein Album geben.  

"Ich habe den Wunsch, dieses Werk vernünftig und selbstbestimmt zu Ende zu bringen. Und das will ich eben mit voller Kraft machen". Moses P

Im Herbst nächsten Jahres soll Schluss sein und zwar mit seinem allerletzten Album "Letzte Worte". Das große Abschiedskonzert steht auch schon fest: Am 21. Dezember 2024 in seiner Heimatstadt Frankfurt. In dem Statement sagt er auch, dass er sich freut, mit dem Publikum seine Musik zu zelebrieren. Sie sei 30 Jahre lang Teil ihres Lebens gewesen. Ihm sei das Bewusstsein wichtig, dass es wahrscheinlich das letzte Mal ist, dass sie so zusammenkommen.

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Scheinbar will er auf der Höhe der Zeit gehen und eben das Bild eines rappenden Rentners vermeiden. Die meisten Rap-Fans ordnen ihn in die 90er ein, damals hat er mit seiner Band Rödelheim Hartreim Projekt den Frankfurter Stadtteil auf die Musik-Landkarte in Deutschland gepackt. Sein Vater war ein US-amerikanischer Musiker, seine Mutter Deutsche. Durch seine kulturelle Nähe zur Jugendmusik der USA, hatte er unter Deutsch-Rappern die Nase vorn. Aber als Produzent und Labelboss war er später auch sehr erfolgreich. Hat Artists wie Sabrina Setlur und Xavier Naidoo groß herausgebracht. Später gründete er das Trio Glashaus mit Sängerin Cassandra Steen und Produzent Martin Haas. Moses Pelham hat viele Auszeichnungen bekommen, auch den ECHO als bester Produzent. 2021 hat er sein letztes Soloalbum herausgebracht.

Nigerianischer Rapper Oladips ist gestorben 

Oladips ist im Alter von 28 Jahren gestorben. Laut Medienberichten soll er Dienstagnacht (14.11.23) in ein Krankenhaus gebracht worden sein. Nun folgte ein Statement des Managements: "Wir sind schockiert, er hat zwei Jahre lang seine inneren Kämpfe mit sich getragen."

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Es sei ein großer Verlust, heißt es, die Familie trauere und bitte um Privatsphäre. Es gibt sehr viele Posts, in denen Menschen sich geschockt zeigen und Beileidsbekundungen schreiben. Unter ihnen auch andere nigerianische Musiker. Viele weisen auf den tragischen Umstand hin, dass Oladips erst vor wenigen Wochen einen Song namens "Die Young" - also "Stirb jung" rausgebracht hat. Oladips Durchbruch erfolgte 2015, nachdem er den "King Is Here"-Musikwettbewerb in Nigeria gewann.

Er hat Songs über die End-SARS-Proteste geschrieben. Das war 2017 eine von Jugendlichen organisierte Bürgerbewegung gegen die "Special Anti Robbery Squad" - eine Spezialeinheit der Polizei, die immer wieder durch Gewalt und Willkür aufgefallen war. Die Proteste haben viele Musiker in Nigeria politisiert. Aber in den Texten von Oladips ging es auch immer wieder um mentale Gesundheit und Depressionen.

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Nun sollte eigentlich sein neues Album "Superhero Àdúgbò (The Memoir)" erscheinen. Die letzte Single unter dem Titel "Die Young". Darum rätseln viele Fans auf den Sozialen Netzwerken gerade über einen möglichen Freitod des Rappers. Sein Tod folgt dem seines Kollegen Mohbad vor zwei Monaten. Darauf folgten Straßenproteste. Nach den Protesten sind Untersuchungen angekündigt worden, die aber immer noch andauern. Eine eindeutige Todesursache ist in beiden Fällen also noch nicht geklärt.

Laura Pausini bekommt Latin Grammy als Person des Jahres

Das hat‘s noch nicht gegeben! Laura Pausini ist Italienerin. Und es ist die Premiere in der Geschichte der Latin-Grammys, dass eine Person, die weder in Lateinamerika noch in Spanien geboren wurde, diesen Latin-Grammy gewinnt. Überhaupt haben die "Person Of The Year" vor ihr nur zwei Frauen gewonnen: Gloria Estefan und Shakira. Bei der gestrigen (15.11.23) Gala in Sevilla war Laura Pausini zu Tränen gerührt und konnte minutenlang nicht sprechen. Vor allem als dann auch noch Latin-Stars wie Luis Fonsi aus Puerto Rico, Carlos Vives aus Kolumbien und Anitta aus Brasilien ein Potpourri ihrer Songs gesungen haben.

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Ende der Nineties sind italienische Sänger wie Eros Ramazotti auf die Idee gekommen, ihre größten Hits ins Spanische zu übersetzen, klar, der Latin-Markt ist riesig, die beiden Sprachen sind sich ziemlich ähnlich. Laura Pausini hat aber noch einen drauf gelegt und all ihre Alben ins Spanische übersetzt, wurde damit in Lateinamerika superbekannt. Sie sagt: Heute erkenne ich alle Akzente, chilenisch, kolumbianisch, mexikanisch, venezolanisch.

Pausini hat sich damit auch den Respekt ihrer Kollegen aus Lateinamerika erarbeitet. Von ihnen wurde sie auch auf der Bühne in Sevilla geehrt. In den Reden als "großzügig, bescheiden und warmherzig" beschrieben. Laura Pausini hat in ihrer dreißigjährigen Bühnenkarriere schon einen Grammy und vier Latin-Grammys gewonnen. Nach den Tränen folgten echt schöne Worte der Dankbarkeit für die Anerkennung in der Latin-Community. Sie sagte: "Ich werde diesen Abend niemals in meinem Leben vergessen" und sie sei privilegiert, weil sie ab dem Moment als sie anfing, auf Spanisch zu singen, sich einfach aufgenommen gefühlt hat: "Wie eine Tochter, eine Schwester, wie Familie".

"Ihr habt mich aufgezogen, seitdem ich ein Teenager war, ihr habt mir die Möglichkeit gegeben, die am meisten lateinamerikanische Italienerin auf der Welt zu sein"! Laura Pausini

Gestern war nur der Auftakt mit dem Latin Grammy für Person Of The Year. Heute Abend (16.11.23) werden die Latin Grammys in allen anderen Kategorien verliehen. Und es wird übrigens das erste Mal sein, dass die Latin Grammys nicht in den USA, sondern im spanischen Sevilla verliehen werden. Also eine weitere Premiere.

Event rund um neuen deutschen Musikpreis "Polyton" gestartet

Mit "Polyton" gibt einen neuen bundesweiten Musikpreis in Deutschland. Am Mittwoch war der Startschuss in der Berliner Location "Atelier Gardens". Gewinner:innen stehen aber noch nicht öffentlich fest, denn das Event rund um den neuen Award geht insgesamt vier Tage lang. Es soll nicht einfach nur ein neuer Award sein, sondern ein "Forum", heißt es von den Verantwortlichen. Es gibt zum Beispiel Panels oder Lesungen. Am Donnerstag (16.11.23) ging es dabei um die Themen Mental Health und Rassismus-Bekämpfung in der Musikbranche. Am Donnerstag hielt Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal eine Keynote. Am Freitag werden dann alle Nominierten noch einmal vor Ort vorgestellt und die Preise werden vergeben.

Verantwortlich dafür ist die "Akademie für Populäre Musik". Vereinfacht gesagt sind das Menschen aus der deutschen Musiklandschaft, größtenteils Artists wie zum Beispiel Rapper RIN, Rapperin Ebow, DJ und Produzentin Sarah Farina oder Sängerinnen und Songwriterinnen wie Judith Holofernes und Balbina. Die Akademie besteht insgesamt aus aktuell 50 Mitgliedern, eingeteilt in verschiedene Spektren wie "Producing" oder "Performing", die jeweils einen unterschiedlichen Bekanntheitsgrad haben. Auch was die eigenen Identitäten angeht, sollen sie Vielfalt abbilden, sagt Akademie-Mitglied Balbina

"Es ist ein Zusammenschluss, ein Kollektiv, das wächst und wo sich jeder nach eigenem Ermessen einbringen kann. Es gibt keinen Zwang, dass wir sagen: 'Hör mal, du musst jetzt alle zwei Wochen für sieben Stunden in dieses Meeting.'" Balbina

Der Austausch untereinander soll in der Akademie und beim 1. Polyton-Event im Vordergrund stehen. Dass es zum Event kommt, hat allerdings etwas gedauert. Schon im Sommer 2021 ist ein neuer deutscher Pop-Preis von der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters angekündigt worden und sollte im vergangenen Jahr bereits zum ersten Mal vergeben werden. Damals waren es auch noch 25 Gründungsmitglieder der Akademie, zu denen auch Balbina gehörte. Man wollte sich Zeit lassen, sagt sie. Priorität hätte nicht ein Award gehabt, sondern der Austausch zum Beispiel über Machtmissbrauch in der Musikindustrie.

Beim Echo, dem bis dahin größten Musikpreis in Deutschland, der bereits vorher in der Kritik war und dessen Preisvergabe 2018 an die Rapper Kollegah und Farid Bang wegen derer umstrittenen Textzeilen einen Eklat auslöste und in Folge dessen abgeschafft worden war, wurde auf wirtschaftlichen Erfolg und Reichweite der Artists mit ihrer Musik geschaut. Bei Polyton soll die künstlerische Qualität im Vordergrund stehen. Kriterien sind zum Beispiel "gesellschaftliche Relevanz", "Musikalische Innovation" oder "Transkulturelles Bewusstsein". Die Akademie beauftragt "Scouts", die nicht Teil der Akademie sind, um Vorschläge zu machen, von denen die Akademie Nominierte auswählt. Letztendlich soll dann von allen Beteiligten gemeinsam demokratisch über die Gewinner:innen abgestimmt werden. Durch dieses Verfahren, das über die eingebrachten Vorschläge nicht die Akademie selbst bestimmen soll und im Anschluss demokratisch abgestimmt wird, kommt es zum Beispiel dazu, dass bei der ersten Preis-Vergabe die Musikgröße Herbert Grönemeyer zwar Teil der Akademie ist, selbst aber auch drei Mal nominiert ist. Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen, wenn die Akademie weiter wächst. Wachsen soll sie, so Balbina.

"Ich würde sagen, der Echo war wirklich ein drastischer Tiefpunkt der Musikbranche und eigentlich war unser Grundtenor, als wir uns zusammengefunden haben, der, dass wir solcherlei Klassismus auch gar nicht mehr reproduzieren wollen. Und ich glaube, wir bewegen uns sehr weg von dem, was der Echo war, und sehr in die Richtung, was eine kollektive, demokratische Musikschaffenden-Perspektive darstellen könnte." Balbina über das Label "Echo-Nachfolger"

Es soll ein Preis von Musikschaffenden für Musikschaffende sein – das wird deutlich. In acht Genre-übergreifenden Kategorien wird der Polyton-Preis vergeben, so zum Beispiel "Text" (nominiert Apsilon), "Komposition" (nominiert Nina Chuba und Blumengarten) oder auch "Digitales". Hier ist zum Beispiel die Plattform #musicmetoo nominiert, die sich gegen Gewalt und Machtmissbrauch in der Branche einsetzt und sie sichtbar machen möchte. CÉLINE und Paula Hartmann sind mit ihrem gemeinsamen Song "3 Sekunden" in den Kategorien "Teamwork" und "Text" nominiert. Weitere Nominierte sind zum Beispiel Derya Yıldırım und Graham Mushnik oder Peter Fox.