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André 3000

Global Pop News 15.11.2023

André 3000 überrascht mit Flöten-Album

Stand: 15.11.2023, 11:01 Uhr

"New Blue Sun" heißt das Album | popNRW-Preis für Philine Sonny und Blumengarten | Édith Piafs Stimme erzählt neue Biopic | Tribute-Konzert für verstorbene Jane Birkin in Paris | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Lukasz Tomaszewski

Outkast aus Atlanta in den USA haben vor 20 Jahren Musikgeschichte geschrieben. Ihr HipHop traf auf  Funk-Disco, Pop und war super- erfolgreich. André 3000- eine Hälfte des Duos- bringt nach siebzehn Jahren ein neues Album heraus: "New Blue Sun". Es ist eine riesige Überraschung. Denn es ist ein Instrumentalalbum und André 3000 spielt Flöte. André 3000 spielt eine ganze Reihe von Bassflöten,Maya-Flöten, Bambusflöten und eine Reihe digitaler Blasinstrumente. Das Album wird als minimalistisch, experimentell und tribal beschrieben. Keine Raps, keine Beats, keine Subbässe. Also Entwarnung für alle, die ein Blockflöten-Trauma aus ihrer Grundschulzeit haben: New Blue Sun ist ein sehr anspruchsvolles, meditatives, fast schon spirituelles Album. Im Interview mit npr-Radio sagt er übrigens, dass es eine logische musikalische Weiterentwicklung ist:

"Ich habe meine Formel überhaupt nicht geändert. Ich wusste nicht, dass mich Rappen zum Produzenten macht und mich das dann zum Instrumentalisten macht. Aber ich war schon immer inspiriert von Leuten, die sich ohne Worte ausdrücken können. Ich habe mit dem Saxophon angefangen, wegen John Coltrane." André 3000

Also wegen des bekanntesten Jazz-Saxophonisten aller Zeiten. Danach ging André 3000 zur Bassklarinette über-also ein Holzblasinstrument- und dann erst zu allen möglichen Holzflöten. Autodidaktisch- typisch Rapper. Tatsächlich hat André 3000 in den vergangenen Jahren nur sporadisch als Feature-Gast gerappt. Und Outkast für ein Bühnen -Comeback aktiviert. Sein Counterpart Big Boi war da viel aktiver.  New Blue Sun geht Soundmäßig eher in Richtung: Brian Eno, Steve Reich oder Pharoah Sanders. Dafür gibt's aber ironische Songtitel wie:"ich schwöre ich wollte ein Rap-Album machen, aber das ist die Richtung in die mich der Wind diesmal geblasen hat".

Es ist halt schwer, im Hiphop in Würde zu altern. Aber es ist ja auch wahnsinnig mutig sich neu zu erfinden: Der Weg zum neuen Album kam auf natürlichem Weg, durch Sessions mit dem jazz-percussionisten Carlos Niño in Los Angeles. Dazu kamen Keyboarder Surya Botofasina und der Gitarrist Nate Mercereau. Sie haben ihre improvisierten Sessions aufgenommen. Darum ist das neue Album jetzt auch nicht super- durchkomponiert. Es ist eher subtil und liebenswürdig. Vielleicht gerade deshalb, weil es nicht das erfüllt, was André 3000 Fans erwartet.

Philine Sonny

Philine Sonny

Spannender Abend gestern im Kölner Gloria Theater. Verliehen wurde der popNRW-Preis 2023. Gewonnen hat die Singer-Songwriterin Philine Sonny. Sie nimmt das größte Preisgeld mit nach Hause. Immerhin zehntausend Euro gibt es für den "Outstanding Artist" des Jahres. Den bekommt eine besonders herausragende Band oder Solo-Künstler:in aus Nordrhein-Westfalen. Und das ist für Philine Sonny aus Unna ein großer Erfolg. Denn erst im vergangenen Jahr erschien ihre Debüt-EP "Lose Yourself". In diesem Jahr folgten gleich zwei EPs. Seed und Drugs. Vielleicht reicht das Preisgeld ja für ein richtiges Album. Auf jeden Fall ist der popNRW-Preis ein kleiner Ritterschlag für Nachwuchskünstler. Er gehört zu den renommiertesten Pop-Awards in Deutschland. Er wird seit 2012 vom Kultursekretariat und dem Landesmusikrat NRW vergeben. Im vergangenen Jahr ging er an den Rapper Albi X. 2020 Keshavara.

Auch in diesem Jahr wurde ein(e) COSMO-nahe Künstler:in ausgezeichnet Und zwar in der Kategorie Newcomer/ Newcomerin des Jahres. Den zweiten Platz belegte die Kölnerin Negisa. Die Singer-Songwriterin arbeitete früher in der COSMO-Musikredaktion und hatte sogar eine eigene Kolumne: "Blumenstein" - dort coverte sie mit ihrer Gitarre Akustik-Songs. Heute ist sie elektro-futuristisch und auch etwas düster unterwegs. Der erste Preis in dieser Kategorie ging an das Duo Blumengarten. Sie stehen für Pop, Hiphop und House. Sie sind schon auf der c/o Pop und Juicy Beats aufgetreten und haben einen Song mit Paula Hartmann aufgenommen. Der Preis ist sicher auch ein kleiner Karriereschub.

Édith Piafs Stimme erzählt neue Biopic

Edith Piaf

Edith Piaf

Über die größte Chansonsängerin aller Zeiten gibt es schon einige Dokus. Aber der kommende Film ist doch ganz anders. Denn in dem Biopic hören wir ihre Stimme als Sprecherin. Natürlich dank Künstlicher Intelligenz.  Der Film ist noch in Arbeit, sorgt aber schon jetzt für Aufsehen. Denn die charakteristische, unverwechselbar kratzige und bebende Stimme der legendären Chanteuse wurde mit Hilfe von KI rekonstruiert. Dafür haben sich die Warner Music Group und das Piaf-Vermächtnis zusammengetan. Die KI wurde mit Hunderten von Sprachclips darauf trainiert, Piafs Stimme zu reproduzieren. Dadurch, so die Macher, werde "die Authentizität und emotionale Wirkung ihrer Geschichte verstärkt". Auch Animationen sollen zum Einsatz kommen. Und natürlich Original-Archivmaterial, Bühnenauftritte und so weiter. Ein Mix also.

Die Macher wollen die junge Generation erreichen

Die Idee stammt von Julie Veille. Die Regisseurin hat schon Dokumentarfilme über Sting und Stevie Wonder gedreht. Aber die leben noch. Bei den Dreharbeiten zur Piaf-Biografie habe sie sich deshalb gefragt:

"Wenn Édith noch unter uns wäre, welche Botschaften würde sie der jungen Generation vermitteln wollen?" Julie Veille

Die Geschichte der Piaf, ihr Kampf, der Antrieb, Großes zu erreichen. Das ist heute so aktuell wie damals, und deshalb wollte sie die Technologie nutzen, um junge Menschen zu erreichen. Die Nachlassverwalterinnen sagen übrigens: "Es war eine berührende Erfahrung, Édiths Stimme noch einmal zu hören, als wären wir wieder mit ihr im Raum". Aber es gab auch Kritik an ähnlichen Projekten Es gab eine Netflix-Doku über Andy Warhol, in der eine KI-Stimme Tagebucheinträge vorlas. Nicht alle Fans waren davon begeistert. Ähnlich war es bei einer Doku über den verstorbenen Starkoch Anthony Bourdain. Dort liest seine künstliche Stimme eine E-Mail vor. Bourdains Frau beschwerte sich. Die größte Kritik ernteten in diesem Jahr aber die kanadischen Rapper Drake und The Weeknd, als plötzlich ein gefälschter Song der beiden auf Spotify auftauchte. Das Major-Label Universal beschwerte sich über "rechtsverletzende Inhalte, die mit generativer KI erstellt wurden". Und nun ist es wieder ein Major-Label, nämlich Warner, das die Piaf-Doku in Auftrag gibt. KI in der Musik ist also Fluch und Segen zugleich. Und es wird noch lange ein Thema bleiben.

Tribute-Konzert für verstorbene Jane Birkin in Paris

Vor rund vier Monaten, am 16. Juli ist die britisch-französische Schauspielerin und Musikerin Jane Birkin im Alter von 76 Jahren gestorben. Vor allem in Frankreich war die Trauer um die Ikone riesig. Als Musikerin hat Jane Birkin an der Seite von Langzeitpartner Serge Gainsbourg und auch solo die Musikgeschichte Frankreichs und darüber hinaus ab Ende der 60er-Jahre mitgeprägt. Nun ist ein großes Konzert zu ihren Ehren angekündigt worden. "Jane Birkin by Friends" soll Anfang Februar nächstes Jahr stattfinden. Auftreten werden dort unter anderem Portishead-Sängerin Beth Gibbons oder auch Artists wie Carla Bruni und Thomas Dutronc.

Bei dem Konzert sind dann auch Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon dabei, die Schauspielerinnen, Musikerinnen und Töchter von Jane Birkin. Sie werden in französischen Medienberichten aus einer gemeinsamen Mitteilung zitiert. Sie schreiben davon, wie Jane Birkin einige Monate vor ihrem Tod ihre eigene Tour aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte, und erzählen davon, wie sie seit einigen Tagen wieder hätte laufen können und motiviert gewesen wäre ihr Programm für Olympia neu zu gestalten. Sie hätte beschlossen, ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen.

Im Pariser Konzertsaal Olympia soll nun auch das Tribute-Konzert stattfinden. Insgesamt 23 Musiker:innen, Verwandte und Freund:innen von Jane Birkin, sollen dann 23 Songs von ihr performen. Dazu gehören dann natürlich Klassiker wie der damalige Skandalsong "Je t’aime… moi non plus". Es geht auch um Songs von ihrem letzten Album von 2020 "Oh! Pardons tu dormais…" Jahre vorher hatte sie das gleichnamige Theaterstück geschrieben. Das Album hatte sie zusammen mit dem Musiker Étienne Daho produziert, der das jetzige Konzert mitorganisiert hat. Die Einnahmen sollen an die gemeinnützige französische Initiative "Les Restos du Coeur" gehen, das Lebensmittel und Kleidung an bedürftige Menschen verteilt.