Live hören
Jetzt läuft: wiedersehen von Blumengarten x Longus
Die Musikerin SZA.

Global Pop News 13.11.2023

Grammy-Nominierungen: Frauen geben den Ton an

Stand: 13.11.2023, 11:07 Uhr

SZA, Taylor Swift, Miley Cyrus, Billy Eilish, u.a. sind nominiert | Shatta Wale soll 120.000 Dollar an Festival zurückzahlen | Nicht-englischsprachiger Pop auf dem Vormarsch | Kurzdoku über Tiken Jah Fakoly | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Lukasz Tomaszewski & Kai Brands

Der wichtigste Musikpreis der Welt wird im Februar verliehen: Die Grammys. Jetzt kennen wir schon die Nominierungen: Am meisten freut sich R´N´B-Sängerin SZA mit neun Nominierungen. Und vor allem in so wichtigen Kategorien "Song des Jahres" für Kill Bill. Aber auch das vielgelobte Album "SOS". Auf Platz zwei mit jeweils sieben Nominierungen sind die Indie-Rock-Musikerin Phoebe Bridgers, die Pop- und R&B-Sängerin Victoria Monét  und Producer Serban Ghenea.

Taylor Swift

Das Besondere ist diesmal, dass Frauen dominieren

Taylor Swift, SZA, Miley Cyrus, Billy Eilish. Das sind die wichtigsten Namen.  Sie dominieren "Album" und "Record of the Year" - und auch bei "Song of the Year". Auch das Album "The Age of Pleasure" von Janelle Monáe ist mehrfach nominiert. In der prestigeträchtigen Kategorie "Album of the Year" ist wirklich nur Jazz-Sänger Jon Batiste der einzige Mann mit Gewinnchancen. Jüngste Nominierte aller Zeiten ist übrigens die Tochter von Victoria Monét , die auf einem Song mitsingt und mit brabbelt. Sie ist gerade erst zwei Jahre alt.

Sängerin Janelle Monáe

Lateinamerika und Afrika

In den Latin-Kategorien führen Maluma und Karol G- beide stehen für poppigen Reggaetón aus Medellin Kolumbien. Aber auch der mexikanische Newcomer und Norteno-Sänger Peso Pluma ist unter den Nominierten. Und es gibt die neue Kategorie: "Best African Music Performance".  Da haben klar Artists aus Nigeria die Nase vorn: wie Olamide, Burna Boy, Davido. Die beiden zuletzt Genannten sind übrigens auch in der Kategorie Best Global Music Performance  UND "Best Global Music Album" nominiert.  Die Grammys sollen am 4. Februar 2024 in L.A. zum 66. Mal verliehen werden. 13.000 Mitglieder der Recording Academy entscheiden über die Preisträger der goldenen Grammophone.

Shatta Wale; Ayoo Screenshot aus dem Video

Shatta Wale soll 120.000 Dollar an Festival zurückzahlen

Das ist sehr viel Geld für einen Main-Act- Auftritt in Ghana. Durchaus vergleichbar mit Gagen, die in Europa gezahlt werden. 120 000 Dollar, das war Shatta Wale´s Honorar beim Wildaland Festival in Ghana vor zwei Jahren. Der Künstler hat das Geld ausgezahlt bekommen, ist aber nie beim Konzert aufgetaucht: Viele Fans wurden enttäuscht, die extra seinetwegen gekommen waren. Und das Festival war nicht nur das Geld los, sondern hatte natürlich auch einen Imageverlust zu erleiden. Um so frustrierender, dass der Sänger das Geld einfach behielt. Das Festival klagte schon vor zwei Jahren. Jetzt erst kam es zum Urteil vor dem High Court in der Hauptstadt Accra: Shatta Wale muss alles zurückzahlen. Plus Schadensersatz, plus fünf Prozent Zinsen. Alleine die belaufen sich auf über zehntausend Dollar.

Er kann es sich scheinbar leisten

Tatsächlich sprach Shatta Wale zuletzt in einem Interview über seine hohen Gagen. Er hätte für drei Konzerte in Ghana hintereinander jeweils über einhundert Tausend Dollar bekommen. Das hätte es vor ihm nie gegeben. Warum er nicht beim Wildaland Festival erschien, sagte er auch. Angeblich seien von Seiten des Veranstalters vorab Regeln gebrochen worden. Ging aber nicht ins Detail. Das sah die Richterin in Accra offensichtlich anders. Die alleinige Schuld des Konzertausfalls fällt auf den Künstler. Vor allem für Beef, den er mit anderen Musikern aus Ghana hat, wie zum Beispiel Stonebwoy. Und tatsächlich auch dafür, dass er einfach mal einem Konzert unbegründet fernbleibt, danach sogar damit rumprahlt. Aber er ist auch der unangefochtene "King Of African Dancehall". Er hat mit Beyoncé zusammengearbeitet und schon viele internationale Preise gewonnen.

Nicht-englischsprachiger Pop auf dem Vormarsch

Nicht-englischsprachige Popmusik ist weltweit auf dem Vormarsch. Das bestätigen jetzt Daten der renommierten London School of Economics. Vorreiter ist der K-Pop aus Südkorea. K-Pop-Künstler singen nicht nur auf Englisch, sondern immer wieder auch auf Koreanisch. Und erobern damit weltweit die Charts. Den Anfang machte der Rapper Psy mit Gangnam Style - das war 2012. Zuvor hatte es nur einmal in den Achtzigern La Bamba in die US-Billboard-Charts geschafft - als nicht-englischsprachiger Song. Zum Vergleich: In diesem Jahr waren es allein sieben nicht-englischsprachige Songs.

Globalisierung und staatliche Unterstützung

Die Globalisierung ist sicher eine Ursache, aber sie hat auch viel mit staatlicher Förderung zu tun. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der London School Of Economics - und sie präsentieren spannende Beispiele: Südkorea gab Anfang der Nullerjahre ein Prozent des Staatshaushalts für die Talentförderung und den Ausbau der heimischen Unterhaltungsindustrie aus und förderte so eine neue Künstlergeneration. K-Pop wurde zum Schulfach und zur globalen Wirtschaftsmacht. Auch das südamerikanische Kolumbien investierte vor knapp 20 Jahren massiv in ein Netz von Musikschulen in Städten wie Bogotá und Medellín. Und jungen Künstlern den Zugang zum Weltmarkt ermöglicht. Seit 2018 gibt es dafür sogar einen nationalen Förderplan. Das Ergebnis sind Weltstars wie Shakira, Karol G, Maluma oder J. Balvin.

Wie sieht es in Europa aus?

Es gibt einen klaren Trend in den Charts hin zu Liedern in der Muttersprache, schreibt der britische Guardian. Auch wenn der Zusammenhang zwischen staatlicher Förderung und kommerziellem Erfolg nicht immer erkennbar ist. Aber: 2017 stammten 30 Prozent der Top-10-Songs in den italienischen Charts von einheimischen Künstlern. Ähnliche Zahlen gab es übrigens auch in Polen und Schweden. Im Jahr 2022 werden bereits 70 Prozent der Top-10-Songs in diesen drei Ländern von einheimischen Künstlern stammen. Das ist eine Steigerung von 40 Prozent in nur fünf Jahren.

Deutschland hat übrigens unter der Ampelkoalition seinen Kulturetat um sieben Prozent erhöht. Polen investierte vor der Pandemie sogar doppelt so viel wie der EU-Durchschnitt. Ein Trend ist also auch in der EU erkennbar - wenn auch nicht so ausgeprägt wie in Südkorea. Verlierer ist derzeit Großbritannien: Hier werden die staatlichen Mittel für die Talentförderung im kommenden Jahr um knapp zwei Millionen Euro gekürzt. Gut möglich, schlussfolgert der Guardian, dass der nächste Welthit auf Spanisch, Deutsch oder Polnisch gesungen wird.

Neue Kurzdoku über Tiken Jah Fakoly

Tiken Jah Fakoly ist einer der international bekanntesten afrikanischen Reggae-Artists. Nun gibt es eine neue Kurz-Doku vom Online-Magazin Pan African Music, die ihn in Mali begleitet. Tiken Jah Fakoly ist in Côte d'Ivoire geboren und ging Anfang der Nullerjahre wegen Morddrohungen ins Exil in Malis Haupstadt Bamako. Im neuen Kurzfilm nimmt er uns mit in seinen Alltag, der natürlich auch aus seinen Reggae-Konzerten besteht. Dabei geht es auch an einen Ort, der ihm sehr wichtig geworden ist, wie er an einer Stelle sagt:

"Wir kommen jetzt an meiner Farm an. Das hier ist die Siby-Gegend namens Djissoumana, mein Lieblingsplatz in Mali. Wenn ich hierhin komme, kann ich alles andere loslassen. Hier bin ich nicht mehr Tiken Jah Fakoly. Hier bin ich ‚Moussa Doumbia in der Natur‘ ". Tiken Jah Fakoly

Moussa Doumbia ist sein bürgerlicher Name. Seine Liebe zur Natur und zur Landwirtschaft hat er schon in mehreren Interviews betont. Im Film sagt er, er sei gerade während der Corona-Pandemie oft dahin gekommen. Die Abgeschiedenheit und Ruhe hat er demnach auch zum Musikmachen genutzt, sagt er.

Tiken Jah Fakoly ist bekannt dafür, Musik mit oft politischer Message zu machen. Er hat sich zum Beispiel immer wieder gegen Korruption und Machtmissbrauch ausgesprochen, zum Beispiel in der Regierung in seinem Geburtsland Côte d'Ivoire. Im vergangenen Jahr gab es mit "Braquage de pouvoir" eine neues Album von ihm, auf der er auch Machenschaften von Regierungen kritisiert. Tiken Jah Fakoly ist Ende der 60er Jahre geboren, wuchs dann bei Tanten und Onkels auf und lernte Reggae kennen. Ab den 90ern wird Tiken Jah Fakoly im Westen Afrikas bekannt, ab den Nullerjahren zunehmend dann auch international.