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Global Pop News 11.10.2023

Aus für deutschen Streaming-Schummler

Stand: 11.10.2023, 11:00 Uhr

Aus für deutschen Streaming-Schummler | Jamila Woods meldet sich mit neuer Single "Practice" zurück | Der mutmaßliche Mörder von Victor Jara wurde jetzt in den USA festgenommen | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Lukasz Tomaszewski

Aus für deutschen Streaming-Schummler

Es gibt immer wieder Musiker:innen, die ihre Streaming-Zahlen faken. Sie bezahlen Firmen, die künstliche Clicks generieren. Jetzt wurde einem großen deutschen Anbieter für Streaming-Manipulation das Handwerk gelegt. Streaming-Zahlen sind in der Musikindustrie sehr wichtig. Sie gelten als Gradmesser für Erfolg und Reichweite. Je mehr Streams man als Künstler hat, desto mehr Geld bekommt man von Spotify & Co. Gibt man also 5000 Euro für eine Million Streams aus, winken mehr Fame und mehr Geld.

Auf diese professionelle Manipulation hatte sich auch eine deutsche Firma spezialisiert. Der Bundesverband Musikindustrie (BMVI) berichtet, dass der Dienst nach einer erfolgreichen Abmahnung vom Netz gegangen sei. Der Betreiber der Seite habe sich durch eine Unterlassungserklärung verpflichtet, seine Services nicht mehr anzubieten. Auf der viel genutzten Website wurden künstlich generierte Likes, Plays/Views, Kommentare und Abonnenten auf Spotify, SoundCloud und YouTube verkauft. Diese Manipulation verzerrt den Wettbewerb.

Das sagt der Bundesverband Musikindustrie: "Oberstes Gebot für den BVMI und seine Mitglieder ist ein ordnungsgemäß funktionierender Streaming-Markt, denn Verzerrung und Manipulation schaden den Künstler:innen ebenso wie ihren Partnern. Sie gefährden die Genauigkeit der Tantiemenzahlungen und stellen die Glaubwürdigkeit der Charts in Frage."

Dennoch ist das Thema noch nicht vom Tisch: Die juristischen Schritte gegen den mutmaßlichen Anbieter ist ein klares Zeichen der Musikindustrie: "Wir wehren uns!" Aber es gibt noch andere Anbieter. Großes Thema ist gerade auch, dass KI das Streaming-System weiter aushebelt. Der Streit über fairere Streaming-Vergütung für Künstler:innen wird also Dauerthema bleiben.

Jamila Woods meldet sich mit neuer Single "Practice" zurück

Kurz vor ihrer Albumveröffentlichung meldet sich die US-amerikanische R&B-Sängerin Jamila Woods mit ihrer Single "Practice". Der Trak ist ein federleichter und melodischer Love-Song, in dem es um das gemeinsame Wachsen in einer Beziehung geht. Nach dem Motto: Wir üben, um zusammen besser zu werden – wir lernen voneinander und das fühlt sich in dem Moment gut an. Es geht darum, sich vom Druck zu lösen, immer alles richtig machen zu wollen. Als Gast ist US-Rapper Saba dabei, der wie die Sängerin aus Chicago kommt.

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Das Video ist kunstvoll gestaltet: Der Körper der Sängerin, aber auch die von einem Dutzend anderer männlicher und weiblicher Models sind ineinander verschlungen. Hände- und Körper-Formationen stellen die Mundbewegung dar zum Gesang von Jamila Woods. Sexualität wird angedeutet, aber nie plump, sondern eher mit ner ästhetischen Raffinesse.

"Practice" ist die letzte Singe-Auskopplung vor dem lang erwarteten neuen Album: "Water Made Us". Es erscheint schon am Freitag. Jamila Woods' Fans mussten vier lange Jahre darauf warten. "Water Made Us" ist eine Art Konzeptalbum, in dem sich die Sängerin mit ihren Beziehungen auseinandergesetzt hat. Sie hat uns erzählt wie es zum Albumtitel kam: "Ich erinnere mich an dieses Zitat von Toni Morrison, dass Wasser eine perfekte Erinnerung hat. Und dass Autoren wie Wasser sind - und sich immer darauf beziehen, wo wir herkommen und welche Emotionen wir haben."

Der mutmaßliche Mörder von Victor Jara wurde jetzt in den USA festgenommen

50 Jahre nach der Ermordung des legendären Sängers- im Fußballstadion von Santiago de Chile wurde der mutmaßliche Mörder von Victor Jara festgenommen. Der heute 74-Jährige Pedro Barrientos soll wenige Tage nach dem Militärputsch 1973 Victor Jara gefoltert und ihm dann zwei Mal in den Kopf geschossen haben, das berichten überlebende Zeugen. Damals hat das Militär von Augusto Pinochet Unterstützer des gestürzten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende im Stadion zusammengepfercht und viele von ihnen ermordet.

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Pedro Barrientos hat seit den 1990er-Jahren in den USA gelebt, bis vor Kurzem hatte er auch die US-Staatsbürgerschaft. Die wurde ihm aber aberkannt, nachdem die US-Migrationsbehörde nachweisen konnte, dass der Ex-Offizier Falschangaben zu seiner militärischen Vergangenheit in Chile gemacht hatte. Pedro Barrientos wurde Ende vergangener Woche in Florida festgenommen, gestern wurde das von den US-Behörden bekanntgegeben. Nach Aussagen der US-Behörden wird er sich für das mutmaßliche Verbrechen verantworten müssen.

Noch ist nicht klar, ob sich Pedro Barrientos vor einem US-Gericht verantworten wird oder ob er nach Chile abgeschoben wird. Dazu machten die Behörden gestern noch keine Angaben. Bereits Ende August wurden acht weitere Ex-Militärs in Chile zu langen Haftstrafen verurteilt, die am Mord von Victor Jara beteiligt waren. Pedro Barrientos ist nach Zeugenaussagen aber der mutmaßliche Schütze. Die Militärs sollen dem Sänger zuerst seine Finger gebrochen haben und darüber gespottet haben, dass er nie wieder spielen werde. Danach spielten sie russisches Roulette. Jaras Leiche wurde anschließend in der Nähe eines Friedhofs gefunden. Seine Frau hat ihn anonym bestattet. Erst Jahrzehnte später hat eine Obduktion festgestellt, dass über 40 Schüsse auf Jaras Körper abgegeben wurden.

Chile ist in Sachen Erinnerungskultur zur blutigen Militärdiktatur bis heute tief gespalten. Es gibt noch immer viele rechte Politiker, die die Pinochet-Zeit verklären. Darunter leiden viele Opfer und ihre Familien. Auch Pedro Barrientos hat seine Taten immer wieder bestritten, wurde aber sowohl von Opfern als auch von Ex-Militärs vor Gerichten in Chile als Täter benannt. Er soll mit seiner Pistole vor Kollegen geprahlt haben. Damit hätte er Jara umgebracht. Sollte er nach Chile ausgeliefert und verurteilt werden, könnte es eine späte Gerechtigkeit für die Angehörigen Victor Jaras werden.

BET Hip Hop Awards 2023: Kendrick Lamar und Black Sherif gewinnen, kaum Rapperinnen ausgezeichnet

In Atlanta in den USA ist mit den BET Hip Hop Awards 2023 vor kurzem der wohl größte HipHop-Preis verliehen worden. Die Show wurde am Dienstagabend im US-Fernsehen übertragen. Großer Abräumer des Abends war wieder einmal US-Superstar Kendrick Lamar. Gleich viermal wurde er ausgezeichnet und gewann damit in allen Kategorien, in denen er auch nominiert war: "Best Live Performer", "Lyricist Of The Year", gemeinsam mit Dave Free als "Video Director Of The Year" und generell als "HipHop Artist Of The Year". Sein letztes Album "Mr. Morale & the Big Steppers" ist vom vergangenen Jahr – bereits damals gab es sechs BET Hip Hop Awards für ihn. Insgesamt ist er mit 29 Auszeichnungen auch Spitzenreiter bei der Preis-Verleihung.

Vergeben werden die Preise vom US-amerikanischen TV-Sender Black Entertainment Television. Der Sender zeichnet vor allem Schwarze und andere nicht-Weiße Menschen in der Unterhaltungsbranche aus. Die jährlich verliehenen BET Awards haben einen hohen Stellenwert und die BET HipHop Awards gelten als wichtigster HipHop-Preis in den USA. Die diesjährige Ausgabe ist vor dem Hintergrund des 50-jährigen Jubiläums von HipHop auch eine besondere. Für seinen Verdienst für die HipHop-Kultur ist der als Sampling-Revolutionär geltende DJ und Produzent Marley Marl mit dem "I Am Hip Hop Award" ausgezeichnet worden. Er gilt als Genre-Pionier, weil er für neue Songs einzelne Drum-Sounds und Töne gesampled hat anstelle von etwas längeren zusammenhängenden Breakbeats, um daraus einen neuen Beat zu bauen.

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US-amerikanische Artists stehen bei der Show klar im Fokus. Aber es gibt auch eine internationale Kategorie namens "Best International Flow". Der Preis ging in diesem Jahr an den ghanaischen Rapper Black Sherif. In den letzten Jahren startete er zunächst nur mit einzelnen Songs und im letzten Jahr dann mit seinem Debüt-Album "The Villain I Never Was" richtig durch. Nominiert waren neben ihm u.a. auch UK-Rapper J Hus oder die sambische Rapperin Sampa The Great.

Grundsätzlich lässt sich allerdings festhalten, dass weibliche Hip Hop-Artists leider kaum gewürdigt wurden. In manchen der insgesamt 17 Kategorien waren nur Männer nominiert. Es gibt nur eine Kategorie, in der mehr Frauen nominiert waren als ihre männlichen Kollegen: in der Newcomer-Kategorie "Best Breakthrough HipHop-Artist". Der Award ging dann auch an die New Yorker Rapperin Ice Spice. Sie ist allerdings nur eine von insgesamt zwei weiblichen diesjährigen Award-Gewinnerinnen - Caresha Brownlee wurde für ihren Hip Hop-Podcast "Caresha Please" ausgezeichnet.