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Ex-Moloko-Sängerin Róisín Murphy

Global Pop News 30.08.2023

Róisín Murphy reagiert auf Kritik

Stand: 30.08.2023, 16:21 Uhr

Róisín Murphy reagiert auf Kritik an Äußerung über trans* Personen | Weitere Mörder von Viktor Jara wurden verurteilt | "The Idol": Die Serie von und mit The Weeknd wird abgesetzt | Juanes spricht über seine Depression | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Bamdad Esmaili & Anna Kravcikova

Die irische Sängerin Róisín Murphy hat auf Kritik reagiert, nachdem sie sich über trans* Personen geäußert hatte. Die ehemalige Sängerin von Moloko hatte sich in einem Facebook-Kommentar gegen die Verwendung von Pubertätsblockern ausgesprochen. Die Diskussion um die Einnahme von Pubertätsblockern durch Jugendliche und junge Erwachsene wird besonders in Großbritannien sehr intensiv geführt. Pubertätsblocker sind hormonähnliche Substanzen, die den Leidensdruck von trans* Personen lindern sollen.

In ihrem Posting schrieb Murphy: "Bitte nennt mich nicht eine Terf (trans* ausschließende, radikale Feministin, Anm. d. Red), aber Pubertätsblocker sind FUCKED, absolut desolat. Big Pharma lacht sich ins Fäustchen." Ihr Kommentar wurde als transfeindlich kritisiert, es gab viel öffentliche Kritik. Bei X (ehemals Twitter) hat Murphy daraufhin geschrieben: "Ich wurde in einen sehr öffentlichen Diskurs geworfen, in dem ich mich unwohl fühle und für den ich zutiefst ungeeignet bin. Ich kann mich nicht genug dafür entschuldigen. Die Auswirkungen meines Handelns und die Spaltungen zu sehen, die sie verursacht haben, ist herzzerreißend."

Róisín Murphy hat viele queere Fans, die sie mit ihrem Kommentar addressiert: "Diejenigen von euch, die mich verlassen oder bereits verlassen haben, kann ich verstehen - wirklich. Aber bitte wisst, dass ich jeden einzelnen von euch geliebt habe. Ich war immer sehr stolz auf mein Publikum und habe es als Privileg empfunden, für euch aufzutreten, all die Jahre hindurch." Weiter heißt es: "Es tut mir so leid, dass meine Kommentare für viele von euch verletzend gewesen sind."

Update vom 31.8. Laut einem Bericht der kanadischen Zeitung "Toronto Star" will Murphys Label Ninja Tune Einnahmen von Murphys nächstem Album an Organisationen spenden, die sich gegen Transfeindlichkeit engagieren.

Weitere Mörder von Viktor Jara wurden verurteilt

Er war ein Volksheld: Victor Jara aus Chile. Jetzt sind 50 Jahre nach dem Militärputsch in Chile sieben ehemalige Soldaten wegen des Mordes an dem kommunistischen Sänger zu Haftstrafen verurteilt worden. Victor Jara war ein Volkssänger und Theaterregisseur. Sein Song "Derecho Vivir en Paz" wird bis heute bei chilenischen Demonstrationen gesungen. "Unser Lied ist das Feuer der puren Liebe", singt Victor Jara auf diesem Anti-Kriegs-Lied. Chile war während der Pinochet-Diktatur das Paradebeispiel der politisch verfolgten Singer-Songwriter wie Victor Jara - ein überzeugter Sozialist. Er ist während des Militärputsches 1973 verhaftet worden. Man hat ihn ins Stadion der Hauptstadt gebracht, wo er gefoltert und Tage später erschossen wurde.

Der Oberste Gerichtshof in Santiago de Chile hat jetzt weitere Täter verurteilt - sechs von ihnen müssen für 25 Jahre in Haft, ein Mann muss für acht Jahre ins Gefängnis. Um die Ermordung aufzuklären, hat man die sterblichen Überreste von Jara 2009 exhumiert. Das Gutachten des Rechtsmediziners hat ergeben, dass der Sänger zahlreiche Knochenbrüche hatte und mit mindestens 44 Kugeln erschossen wurde. Vor einigen Jahren sind schon bereits mehrere Personen wegen seiner Ermordung zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Jetzt sind weitere Schuldige seiner brutalen Hinrichtung zur Rechenschaft gezogen worden.

"The Idol": Die Serie von und mit The Weeknd wird abgesetzt

Diesen Sommer hat Megastar The Weekend die Serie "The Idol" rausgebracht. Doch nur wenige Monate nach dem Erscheinen wurde jetzt mitgeteilt, dass sie nach der ersten Staffel abgesetzt wird. "The Idol" gilt als "Skandal-Serie des Jahres" und ist sehr kontrovers. Es geht um die aufstrebende Pop-Sängerin Jocelyn, gespielt von Lily-Rose Depp, die eine sehr komplizierte und toxische Beziehung mit einem Nachtclub-Besitzer beginnt. Dieser wird gespielt von Abel Tesfaye, besser bekannt als The Weeknd. In der Mitteilung des Senders HBO heißt es: "The Idol war eine der provokativsten HBO-Serien und wir freuen uns über die starke Publikumsresonanz. Nach reiflicher Überlegung haben HBO sowie die Macher und Produzenten beschlossen, keine zweite Staffel zu produzieren."

Das Ende kommt ziemlich unerwartet, da vorher die Rede von weiteren Staffeln war. Es wird vermutet, dass der Grund für das Absetzen die sehr negativen Reaktionen auf die Serie sind. Die Reaktionen waren sehr durchwachsen und viele Szenen sind auf TikTok viral gegangen. Aber nicht auf positive Art und Weise, sondern zum Beispiel mit "Try Not To Cringe" Challenges. Besonders bei expliziten Szenen mit The Weeknd soll der Fremdscham-Faktor laut der Zuschauer:innen ziemlich groß gewesen sein. Und auch die Fachpresse hat sehr harte Worte für die Serie gefunden. Hier waren die Kritiken durchweg negativ. The Guardian hat geschrieben: "The Idol" sei "eines der schlechtesten Programme, die je gemacht wurden" und es wurde in der Bewertung des Guardian nur einer von fünf Sternen verteilt. Laut The Times fühle sich das Schauen der Serie an, als würde man von einem dreckigen, betrunkenen Club-DJ angeleckt werden, der dabei "nicer Arsch" knurrt. GQ schreibt, The Weeknd habe in der Serie die "Energie und sexuelle Verlockung eines Gollum, der nach einem Fisch hechtet". Das People Magazin schreibt, die Serie sei "pervers und doch leer, wie ein Besuch in einem Rotlichtviertel während der Pandemie."

The Weeknd war nicht nur Hauptdarsteller, er hat die Serie auch selbst produziert und entwickelt, zusammen mit "Euphoria"-Macher Sam Levinson. Eigentlich war die Regisseurin Amy Seimetz für die Serie engagiert gewesen. Es sollte in "The Idol" ursprünglich um Machtmissbrauch gehen. Die Regisseurin wollte auf satirische Art und Weise die #MeToo-Bewegung in der Musikszene thematisieren. Als die Serie fast abgedreht war, wurde die Regisseurin entlassen. Der Grund: Nach Berichten des Rolling Stone soll The Weekend das Drehbuch zu sehr aus der "feministischen Perspektive" erzählt worden sein. Er selbst würde zu wenig vorkommen und sei nur eine Randfigur, die hinter der Hauptdarstellerin Lily-Rose Depp im Schatten steht. Produzent Sam Levinson sah das ähnlich, feuerte die Regisseurin und nahm selber ihren Platz ein. Zusammen mit The Weeknd drehte er die Serie dann zu großen Teilen neu, fügte sehr viele Sexszenen hinzu und änderte den kompletten Plot, bis im Mittelpunkt die toxische Beziehung der Hauptfiguren stand. Das wird jetzt sehr kritisiert, da die toxische Beziehung unzureichend kritisiert wird, sondern eher ästhetisiert und dadurch reproduziert wird.

Juanes spricht über seine Depression

Der kolumbianische Sänger Juanes meldet sich zurück. Aber nicht mit einem neuen Song, sondern mit einem langen Statement zu seiner Depression. Er hat bei Instagram erzählt, dass er seit Jahren darunter leidet. Juanes war ein sehr populärer Latin-Sänger, um den es ziemlich ruhig geworden ist in den letzten Jahren. Jetzt wissen wir warum: Mit seinem Statement hat er ein Schwarzweiß-Foto von sich gepostet. Er sitzt sehr nachdenklich auf dem Boden und schaut in die Ferne. Da drunter schreibt er: "Es mussten viele Jahre vergehen, damit ich dies schreiben kann." Und dann heißt es weiter: "Das Gefühl, verletzlich zu sein, macht mich stärker. Offen über meine Probleme und meine Unsicherheiten sprechen zu können, macht mich nicht feige oder schwach. Im Gegenteil, es hilft mir, meine Seele zu heilen und menschlicher zu sein." Juanes spricht über eine schwierige persönliche Geschichte. Nämlich von einem entscheidenden Moment in seiner Karriere vor 13 Jahren - als ihn andere als erfolgreich und schön angesehen haben, er sich innerlich aber völlig erschöpft gefühlt hat.

Er schreibt, er habe durch Alkohol versucht seinen Schmerz zu lindern, um weitermachen zu können, aber das habe alles nur noch schlimmer gemacht. Es ging sogar soweit, dass er anfing, sein Spiegelbild, seine Musik zu hassen. Aber Juanes hat die Symptome und die Rufe seines Körpers ignoriert und keine Pause eingelegt. Dadurch hatte er schließlich einen Nervenzusammenbruch, der ihn dazu gezwungen hat, das Tempo aus seinem Leben als Star-Sänger rauszunehmen. Unter diesem Tempo hat auch seine Familie gelitten. Juanes spricht seine Kinder an und schreibt: "Ich habe in den letzten zehn Jahren so viel gearbeitet, dass mir Schlüsselmomente mit meinen Kindern entgangen sind. Ich habe meine persönliche Fürsorge aufgegeben, um dem Rest der Welt zu gefallen. Das Schlimmste ist, dass ich der Einzige war, der die Schuld trug." Aber seine Familie war es, die ihn letztlich gerettet hat. Am Ende sagt der 51-jährige Sänger: "Ich habe es geschafft, ich habe mich innerlich erholt, ich habe die Depression noch nicht überwunden, aber ich komme viel besser damit zurecht." Dann betont er: "Ich bin glücklicher und erfolgreicher als je zuvor in meinem Leben."

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Diskussion über Zukunft des Notting Hill Carnival

Von Samstag bis Montag hat in London der Notting Hill Carnival stattgefunden, das größte Straßenfest Europas. 2 Millionen Menschen haben afro-karibische Musik und Kultur gefeiert. Jetzt wird in UK eine hitzige Diskussion darüber geführt, ob und wo der Umzug nächstes Jahr stattfinden sollte. Auslöser für die Diskussion sind zwei Messerattacken bei dem Umzug am Montag. Zwei Männer sind aktuell im Krankenhaus, 29 und 19 Jahre alt. Einer von ihnen ist in einem kritischen Zustand, der andere in einem ernsten, aber stabilen Zustand. Außerdem gab es noch 6 weitere Messerattacken bei dem Notting Hill Carnival, die aber nicht lebensbedrohlich waren. Die Ursachen für die Angriffe sind noch unklar.

Die Veranstalter des Notting Hill Karnevals haben sich jetzt zu den Angriffen geäußert. Sie  "bedauern alle Gewalttaten". Die Täter hätten "nichts mit dem Karneval von Notting Hill oder seinen Werten zu tun", so die Organisatoren. Die Veranstalter schreiben außerdem, dass solche Messerstechereien "tragischerweise in unserer Gesellschaft nur allzu häufig vorkommen". Sogenannte Messerkriminalität oder "Knife crime" ist ein großes Problem in Großbritannien. Allein in London wurden innerhalb von 12 Monaten fast 13.000 Messerdelikte verübt, schreiben die Veranstalter. Deswegen sollen 8 Fälle in einer Masse von 2 Millionen Menschen nicht dazu genutzt werden, um die gesamte karibische Community schlecht dazustellen und die Angriffe für rassistische Aussagen zu instrumentalisieren. Die konservative Politikerin Susan Hall hatte sich schon im Voraus der Veranstaltung für eine Verlegung des Carnivals ausgesprochen und sich diskriminierend über die Black Community geäußert. Bürgermeister Sunak plant, mit entsprechenden Verboten und härteren Strafen deutlicher gegen Messerkriminalität vorzugehen.