Loveparade: Menschenmassen in Berlin

Global Pop News 04.07.2023

Aus für Loveparade-Nachfolger?

Stand: 04.07.2023, 14:20 Uhr

"Rave The Planet" steht vor dem Aus | Französische Festivals wegen Krawallen abgesagt | Drogenchecks auf englischen Festivals erschwert | Unsere News aus der Welt des Global Pop.

Von Lukasz Tomaszewski, Marc Mühlenbrock

"Rave The Planet" steht vor dem Aus und der Grund ist banal: es fehlt ein Sanitätsdienst. Erst vor wenigen Tagen wurde die offizielle Strecke bekannt gegeben: "Rave The Planet" sollte vom Brandenburger Tor zur Siegessäule und zurück gehen. Gestern (03.07.23) verkündeten die Veranstalter auf einer Pressekonferenz, dass die Malteser als Sanitätsdienst sehr überraschend abgesprungen sind. Seit März sei man in Verhandlungen gewesen, weit fortgeschritten in der mündlichen Planung. Alternative Sanitätsdienste seien angefragt. Aber angesichts der Größe der Veranstaltung gab's bisher wohl nur Absagen.

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Die Malteser haben eine völlig andere Version. Eine Sprecherin verkündet: Es gab keine offizielle Beauftragung und auch keinen Vertrag über Sanitätsdienstleistungen mit Rave the Planet. Auch Mündliche Zusagen habe es nicht gegeben. Zwei Aspekte betont die Sprecherin, die hier wichtig scheinen: Erstens hätten die Malteser die Streckenführung nicht gekannt und darum auch gar kein Konzept entwerfen können. Zweitens der zeitliche Aspekt. Dazu heißt es: "Wir hätten den Sanitätsdienst unterstützen können, wenn die grundlegenden Planungen rechtzeitig vorbereitet gewesen wären. Das war es nicht".

Der Sanitätsdienst wird bei großen Paraden als Teil des Sicherheitskonzepts verstanden. Wenn es keine explizit politische Demonstration ist, muss der Veranstalter dafür selbst sorgen. Ohne Sicherheitskonzept darf die Veranstaltung wohl nicht stattfinden. Rave The Planet sagt: Im Zweifel müsse ein Gericht darüber entscheiden, ob die Veranstaltung stattfinden kann. Das sei das letzte Mittel. Für Rave The Planet waren 300.000 Menschen angekündigt. Das diesjährige Motto des Events lautet: "Music is the Answer". Es sollte gegen Krieg und Aufrüstung getanzt werden. Auf den Wagen sollten Techno-Größen aus ganz Europa auflegen.  

Französische Festivals wegen Krawallen abgesagt

Seit einer Woche kommt es in Frankreich zu Ausschreitungen und gewalttätigen Protesten. Ausgelöst  durch den tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle. Als Konsequenz wurden auch zahlreiche Festivals abgesagt. Auch Global-Pop-Produzent Guts musste einen Auftritt canceln.

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Guts war als Main Act auf dem Lineup des Madame-Loyal-Festivals in Paris eingeplant. Das steht für Global Pop und wurde am Wochenende kurzfristig von den Behörden abgesagt. Landesweit fallen außerdem die Festivals Beat and Beer, die Party Feel Free Records und viele weitere aus. Um die Proteste einzudämmen, hatte die Regierung am Wochenende angeordnet, den öffentlichen Verkehr landesweit ab 21 Uhr einzustellen. Vor allem die Großstädte Paris, Marseille und Lyon waren betroffen.

Den meisten blieb nichts anderes übrig, als die Verbote zu akzeptieren. Mit Protest reagierten jetzt aber die Veranstalter des Nostromo Festivals für elektronische Musik. Es sollte am kommenden Wochenende in Chateau de Motteux südöstlich von Paris stattfinden.

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Auf der Instagram-Seite heißt es: "Schweren Herzens müssen wir die Absage unseres Festivals durch die lokalen Behörden verkünden. Das Dekret kam in letzter Minute. Es gab keine Gespräche mit uns, keinen Dialog".

Frankreich ist tief verunsichert, den wenigsten ist nach Festivals und Feiern zu Mute. Auch wenn die Krawalle in den beiden vergangenen Nächten deutlich geringer ausfielen und es weniger Verhaftungen gab. "Nichts ist sicher", diesen Satz liest man ständig in den Medien. 5.000 verbrannte Autos, Hunderte kaputte öffentliche Gebäude und geplünderte Geschäfte, das ist die Bilanz der vergangenen Tage. Gestern (03.07.23) kamen Tausende vor den Rathäusern der Republik zusammen, um gegen die Gewalt zu demonstrieren. Heute trifft sich Präsident Macron mit 220 Bürgermeistern, um zu beraten, wie es weitergeht.

Drogenchecks auf englischen Festivals erschwert

Der Festival-Sommer ist in vollem Gang und damit kommt es auch vermehrt zu Unfällen mit verunreinigten Drogen. Darum haben viele Festivals eigene Labore, in denen Festivalbesucher ihre Drogen checken lassen. Diese Praxis wird in England jetzt durch das Innenministerium erschwert.

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Wenn Festivalbesucher fest entschlossen sind, chemische Drogen zu sich zu nehmen, dann konnten sie bisher ihr Kokain oder Ecstasy checken lassen. Das ist in Österreich, der Schweiz, aber vor allem in England gängige Praxis. Die großen Festivals engagieren dafür professionelle Labor-Teams. Kleinere Festivals dagegen haben bisher mit der NGO The Loop zusammengearbeitet. Betrieben von einem Team aus Freiwilligen, meist Medizinstudenten. Sie analysieren die Drogen und stellen fest, ob sie sauber oder verunreinigt sind, etwa durch Rattengift, Zement oder andere Substanzen. Das britische Innenministerium sagt jetzt: The Loop muss sich das vorab genehmigen lassen, ein Prozess, der bis zu vier Monate dauert.

Sasha Lord, der Gründer des Parklife-Festivals, dass kommendes Wochenende in Manchester stattfindet, hat jetzt einen Brief an Innenministerin Suella Braverman geschrieben. Er bittet darum, The Loop weiterhin ihren Job machen zu lassen. Sein Argument: Die NGO macht das seit zehn Jahren sehr erfolgreich und hat damit womöglich viele Menschenleben gerettet. Immer mit den lokalen Behörden zusammengearbeitet. Die neu eingeführte Lizenz komme unangekündigt und zu knapp vor seinem Festival. Sasha Lord beruft sich in seinem Brief auf einen Bericht der britischen Regierung von 2021. Hier verspricht sie auch weiterhin Drogentests auf Festivals zuzulassen.  

Drogentests auf Festivals sind eine knifflige Angelegenheit: Die Labore müssen ja Vertrauen zum Publikum herstellen und sicherstellen, dass die persönlichen Daten der Konsumenten nicht an die Polizei gelangen. Darum ist der Test anonym. Gleichzeitig liefern sie der Polizei und den Gesundheitsbehörden wichtige Informationen für ihre Statistiken: Welche Droge wird gerade womit gestreckt, wo ist sie im Umlauf. Am Ende können so Menschenleben gerettet werden und die Polizei weiß wonach sie sucht. Gerade letzte Woche sind in Deutschland drei Jugendliche an der verunreinigten Extasy-Pille Blue Punisher gestorben.

In Deutschland gibt es übrigens einzelne Festivals, die Drogentests anbieten. Aber die Praxis ist längst nicht so professionell wie in England.

Neuer Song von Diamond Platnumz

Der Sänger aus Tansania hat jetzt auch den Sound der Stunde für sich entdeckt: Amapiano, so nennt man House-Musik aus Südafrika. Die mischt Deep House mit Lounge und Jazz und traditionellen Percussion-Elementen und aus Südafrika. Dort ist dieses Genre schon seit Mitte der 10er Jahre im Kommen, bei uns spätestens seit Peter Fox Erfolgs-Single "Zukunft Pink". Und jetzt eben auch bei Diamond Plantnumz.  Der ist eigentlich bekannt für den Bongo Flava – das ist die sehr melodische Musikrichtung aus Tansania mit HipHop Beats. Dass er hier jetzt nach Südafrika klingt mag auch am Feature-Gast liegen, Sängerin Chley begleitet ihn.

Bereits am vergangenen Freitag erschien eine Neuaufnahme seiner Erfolgssingle "My Baby" als Duett, die jetzt auch noch ein Video bekam. Und schon nächsten Freitag (07.07.23) kommt der nächste neue Song "For You".

Neue Musik von Priya Ragu

Wie eine Zeitreise in die 90er klingt "Easy", aber Priya Ragu gibt dem noch einen modernen Twist. Den Jungle-Beat aus den 90ern vermischt sie mit R’n’B Pop. Der Song ist das erste Lebenszeichen der Schweizer Sängerin mit Wurzeln in Sri Lanka, die vor gut drei Jahren mit "Good Love 2.0" einen Indie-Soul-Club-Hit hatte und dann mit dem britischen Retro-Elektronik-Duo Jungle zusammengearbeitet hat. Auch im Video zu "Easy" gibt’s 90er Zitate in den Klamotten oder im Sportwagen aus der Zeit.