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Global Pop News 31.05.2023

Goldmann-Tower schließt

Stand: 31.05.2023, 11:49 Uhr

Xatar eröffnet ab Juni den "The visionary Club" | Studie: Mehr Musik aus dem lokalen Markt | Rapper Byu Har von Militärjunta festgenommen | Weiterer Angeklagter im Mordfall von Run-D.M.C.-Mitglied Jam Master Jay | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Joyce Lok Teng Lee & Kai Brands

Den Goldmann-Tower, das Hauptquartier von Rapper Xatar mit Büros und Tonstudios, in Köln am Barbarossaplatz gebe es nicht mehr, erzählt Xatar in einem Interview mit dem Onlinemagazin hiphop.de. Stattdessen werde es ab Juni "The visionary club" heißen. Alle, die kreativ arbeiten, könnten sich dort einen Platz mieten und die Tonstudios, Videoräume, die kommende Bibliothek, oder den Coworking Space nutzen. Xatar werde sich nach und nach aus dem Label Geschäft zurückziehen. Auslöser dieser Entscheidung soll der Streit zwischen Mois und Maestro sein. Maestro, Haus- und Hof-Produzent von Xatar, hatte Rap-YouTuber Mois vorgeworfen, im Tower zu wohnen und jede Menge Drogen zu konsumieren.

"Es geht hier um Verantwortung und wir haben Verantwortung den Künstlern und der Familie gegenüber. Was da passiert ist, war heavy. Weird. Deswegen haben wir gesagt, dass wir hier einen Schlussstrich ziehen und den Goldmann Tower, so wie man ihn kennt, heute begraben." Xatar

Studie: Mehr Musik aus dem lokalen Markt

Seitdem der Globalisierung und dem Streaming, ist lokale Musik in den Top Ten Charts des jeweiligen Landes generell stärker vertreten als in den Jahren davor, dies fand eine Studie der London School of Economics and Political Science heraus. Die Forscher:innen betonen, dass es trotzdem Unterschiede von Land zu Land gebe. Zum Beispiel war in den Top Ten von Polen 2012 ein Lied auf Polnisch, zehn Jahre später waren es acht. In Italien verdoppelten sich Songs von italienischen Artists in den letzten zehn Jahren in den Top Ten. In Deutschland vervierfachten sie sich. In der Studie heißt es außerdem, dass Songs und Künstler in den Top Ten zwar lokaler, aber die Genres globaler geworden sind. Es gibt mehr Mischformen. Verbraucher:innen können durch Streaming hören, was sie wollen. Labels "entscheiden" nicht mehr nur, welche Künstler:innen und Musik groß wird und welche nicht.

Myanmar: Rapper Byu Har von Militärjunta festgenommen

Seit zweieinhalb Jahren regiert in Myanmar nach einem Putsch die Militärjunta. Die Zivilregierung der damaligen Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt. Seitdem kommst es häufig zu Stromausfällen. Auch Rapper Byu Har beschwerte sich öffentlich in einem Facebookvideo über den Energieminister, nannte ihn einen "Narr" und bezeichnete ihn als "inkompetent".

Byu Har forderte die Regierung auf, etwas zu unternehmen oder ihn selbst zu verhaften, falls die Junta mit seinem Kommentar nicht einverstanden ist. Dafür gab Byu Har seine Adresse an. Daraufhin wurde er wegen der Verbreitung von Propaganda und Störung des Friedens und der Stabilität des Landes angeklagt.

Seitdem habe man, laut Freunden und Familie, nichts mehr von ihm gehört. Vor seiner Verhaftung habe der Rapper mehrere Verwarnungen von den Behörden erhalten, weil er Musik produziert habe, die die Junta kritisiere.

Byu Har war kein Unbekannter bei der Junta. Er ist der Sohn von Naing Myanmar, einer der prominentesten Musiker des Landes. Sein Vater wurde berühmt durch seinen Song "The World Will Not End". Die wurde zur Hymne während der Revolution von 1988, als Studentenaktivist:innen einen landesweiten Aufstand gegen das damalige Militärregime anführten.

Weiterer Angeklagter im Mordfall von Run-D.M.C.-Mitglied Jam Master Jay

2002 ist der DJ der HipHop-Pioniere Run-D.M.C. Jason Mizell a.k.a. Jam Master Jay in seinem Tonstudio in New York erschossen worden. Er wurde 37 Jahre alt. Erst 2020 sind zwei Verdächtige in dem Mordfall festgenommen und angeklagt worden. Jetzt gibt es einen weiteren Verdächtigen. Der Mann soll ebenfalls am Mord beteiligt sein, so die Anklage der Staatsanwaltschaft laut Medienberichten. Demnach soll er vor der Tat gesehen worden sein, wie er das Gebäude betreten habe. Außerdem soll seine DNA am Tatort gefunden worden sein. Laut Bericht der New York Times soll er später sogar einer Person gesagt haben, dass er derjenige war, der die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll. Das soll laut Ermittelnden aber einer der anderen beiden Männer gewesen sein.

Es soll damals um einen gescheiterten großen Drogendeal gegangen sein, an dem die drei Angeklagten und Jam Master Jay beteiligt gewesen sein sollen und den letzterer abgebrochen haben soll. Es folgte dann der kaltblütige Mord, so die Anklage. Der dritte, neue Angeklagte saß bislang schon in Untersuchungshaft wegen eines anderen Drogenfalls. Er und auch die anderen Angeklagten plädieren auf nicht schuldig. Das Gerichtsverfahren der beiden vorherigen Angeklagten soll im Januar 2024 beginnen. Wann das Verfahren des neu Angeklagten losgeht, ist noch nicht bekannt.

Der Tod von DJ Jam Master Jay hatte die Menschen auch über die HipHop-Welt hinaus geschockt. Für die Band selbst bedeutete er das Ende. Später gab es nur noch einzelne Auftritte von den Rappern Joseph "Run" Simmons und Darryl "D.M.C." McDaniels. Auch solo waren sie aktiv. Als Trio zusammen mit Jam Master Jay haben sie als Run-D.M.C. ab den 80ern jahrelang HipHop geprägt und einige große Hits wie z.B. "It’s Tricky" gefeiert. Sie gelten als erste Musikgruppe, die einen großen Werbedeal mit einem Sportklamotten-Hersteller abgeschlossen hat. Auch ihr Logo – die weißen Grußbuchstaben auf schwarzem Grund und die roten Balken darüber und darunter – ist über HipHop hinaus berühmt geworden.