Verschmelzung von Tradition und Moderne

Ebo Taylor

Stand: 10.03.2021, 13:56 Uhr

Ebo Taylor ist eine ghanaische Musiker-Legende und ein Pionier der Verschmelzung von Tradition und Moderne. Er gilt als einer der einflussreichsten Interpreten des Highlife, sowie als Ziehvater des "ghanaischen Afrobeat".

Als Ghana 1957 seine Unabhängigkeit erklärt, formt Ebo Taylor mit nur 21 Jahren in Kumasi, der Hauptstadt der Ashanti, seine erste Highlife-Formation, die "Stargazers". Die Combo wird schnell erfolgreich und tourt durch Ghana, Nigeria und die Elfenbeinküste.
Bei seinem zweiten Projekt "The Broadway Band", übernimmt er die Aufgabe des Arrangeurs. Die Band spielt in großer Besetzung und neben Highlife gehören auch amerikanische Jazz-Standards von Duke Ellington oder Count Basie zum Repertoire. Taylors Talent wird vom ersten ghanaischen Premierminister erkannt, der ihm das Stipendium für ein Musikstudium in London bezahlt. Dort lernt er zusammen mit seinem Freund Fela Kuti an der renommierten Eric Guilder School of Music. Nach dem Studium kehrt er in seine Heimat zurück, wo seine Blütezeit beginnt: Er gründet eine ganze Reihe von Bands, mit denen er die Musik der Fante-Küstendörfer und der Kriegerkaste Asafo mit funky und jazzy Feeling versieht. Zwar wird er immer häufiger als Songwriter angeheuert, doch gleichzeitig muss er bald miterleben wie seine Lieblingsgattung Highlife in den 1970er und 80er Jahren immer mehr an Popularität verliert.

Vater des ghanaischen Afrobeat

Ebo Taylor macht aus der Not eine Tugend und kreiert seinen eigenen Afrobeat, der ganz anders klingt als der seines nigerianischen Kollegen Fela Kuti. Taylors Afrobeat vereint traditionelle ghanaische Musik mit Elementen amerikanischer Funk- und Rockgiganten wie James Brown oder Deep Purple. Seine Songs basieren auf populären Reimen aus der Goldmine der traditionellen ghanaischen Musik. Die instrumentalen Tools: E-Gitarren, Bass, Drumset und Bläsersection sind Importe aus der westlichen Hemisphäre. Dieser Mix macht Ebo Taylor zum musikalischen Helden seiner Generation.

Spätes Comeback

Doch dann wird es still um den musikalischen Revoluzzer: Ganze drei Jahrzehnte veröffentlicht der Großmeister kein Album auf dem internationalen Markt, bis der mittlerweile 74-Jährige als eine Art Zeitzeuge wiederentdeckt wird. Sein Comeback hat er jungen Musikliebhabern aus dem Westen zu verdanken, die als Vinyl-Junkies Flohmärkte auf dem ganzen Kontinent nach raren Afro-Soul und Funknummern abgrasen. Sammy Ben Redjeb und Miles Cleret, Chefs der Liebhaber-Labels Analog Africa und Soundway Records entdecken Ebo Taylors Musik vor wenigen Jahren, klären mit ihm die Autorenrechte und veröffentlichen einzelne Stücke auf Compilations. Für sein Album "Love and Death" ist allerdings eine Berliner Band verantwortlich: die Afrobeat Academy. Die Band covert 2009 zwei Taylor-Songs und stellt sie auf einer Kulturveranstaltung des ghanaischen Goethe-Instituts vor. Mit im Publikum sitzt der gerührte Autor. Bandleader und Saxophonist Ben Abarbanel Wolff lädt Taylor nach Berlin ein um ein neues Studioalbum aufzunehmen. Taylors soulige Stimme und seine hypnotischen Gitarrenriffs haben nicht das Geringste an Spirit verloren. Im April 2012 erscheint die zweite Platte von Ebo Taylor und der Afrobeat Academy. Auf der Scheibe mit dem Titel "Appia Kwa Bridge" stehen diesmal alte Highlife- und Fante-Songs auf dem Programm.

Diskografie

  • My Love And Music (1976, Gapophone Records)
  • Ebo Taylor And The Pelikans (1976, Abookyi Records)
  • Ebo Taylor (1977, Essiebons)
  • Twer Nyame (1978, Philips)
  • Me Kra Tsie (1979, Essiebons)
  • Conflict Nkru! (1980, Essiebons)
  • Pat Thomas & Ebo Taylor (1984, Dannytone Records)
  • Love And Death (2010, Strut)
  • Appia Kwa Bridge (2012, Strut)
  • Yen Ara (2018, Mr Bongo)
  • Palaver (2019, BBE)