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Rachid Taha

Rebell aus dem Maghreb

Rachid Taha

Stand: 25.08.2021, 14:46 Uhr

Seine Lieder sind vor allem eins: politisch. Geboren 1958 in Oran, Algerien, wuchs er in Frankreich auf und bekam früh die Ressentiments zu spüren - er musste gar die Schule wechseln. Er schlägt sich eine Zeit lang mit Gelegenheits-Jobs durch und landet 1981 in einer Fabrik in Lyon. 2018 stirbt Rachid Taha mit nur 59 Jahren an einem Herzinfarkt.

Dort lernt er die Musiker kennen, mit denen er später die Band Carte de Séjour gründet. Ein ironischer Name, denn Carte de Séjour heisst "Aufenthaltserlaubnis". Ironie wird ohnehin ein fester Bestandteil seiner Musik und seiner Texte. Das Trio bringt erst eine Single, dann ein Album heraus, immerhin produziert von Steve Hillage. Doch erst das zweite Album von 1986 schlägt richtig rein. Darauf ist ein französischer Chanson-Klassiker, "Douce France", natürlich nach arabischen Bauplänen konstruiert, und dann noch von drei Immigranten gesungen - wieder so eine Ironie. Der Song macht sie über Nacht bekannt, doch am Erfolg dieses einen Liedes werden sie gemessen, woran die Band schließlich zerbricht, 1989. Taha fängt an, seine Solo-Karriere zu basteln und bringt 1991 sein erstes Album raus, "Barbès", so heißt das bekannteste Vielvölker-Viertel in Paris. Doch der Zeitpunkt konnte nicht unglücklicher sein, es ist das Jahr des Golfkriegs, und arabische Töne sind da gar nicht angesagt in Frankreich.

Olé

Damit bleibt offen, ob das Album Erfolg gehabt hätte. Das nächste hat ihn: "Rachid Taha" heißt es und bringt die Rhythmen des halben Maghreb unter ein Dach. Auf dem Folgewerk "Olé" wird das alles dann auch noch mit ordentlich Techno aufgemöbelt und landet auf den Dancefloors dieser Welt. Das Album "Diwan" schließlich ist eine Hommage an die großen Lieder Nordafrikas, und beschert dem ruhelos nach Innovationen suchenden Rachid Taha ausgerechnet mit der Coverversion des Maghreb-Klassikers "Ya Rayah" seinen größten Hit. Als einer der "Drei Tenöre des Raï" ist er schließlich auf dem Album "1, 2, 3 Soleils" mit Khaled und Faudel zu hören, ein grandioser Mitschnitt ihres Konzertes 1998 im Bercy-Stadion, ebenfalls produziert von Rachid Tahas langjährigem Weggefährten Steve Hillage. Sein nächstes Studioalbum "Made In Medina" schließlich zeigt Rachid Taha wieder in seinem eigentlichen Element - der Fusion von technoiden Klängen mit orientalischen Motiven. Und ein erstes Live-Album demonstriert 2002 die ganz eigene Qualität seiner Konzerte.

Das Album "Tékitoi?" bettet die gewohnten politischen Töne (Korruption, Krieg, Rassismus) wieder in einen rockigeren Sound, was der schnoddrigen Attitüde des Algeriers mit dem Reibeisenorgan sehr entgegenkommt. Stargast Brian Eno überrascht und eine krachige Adaption des Clash-Klassikers "Rock The Casbah".

Ein Jahr nach seinem zu frühen Tod ist das elfte Studioalbum des franko-arabischen Sängers und Songwriters Rachid Taha posthum erschienen. "Je suis africain" ist ein radikales und humorvolles Statement gegen Rassismus und Intoleranz, feiert aber auch Lebenslust, Liebe und Leidenschaft.

Diskografie:

  • Barbès (1990, Barclay)
  • Rachid Taha (1993, Barclay)
  • Olé, Olé (1995, Barclay)
  • Diwan (1998, Barclay)
  • 1,2,3 Soleils (1998, Barclay)
  • Made In Medina (2000, Barclay)
  • Live (2001, Barclay)
  • Tékitoi (2004, Barclay)
  • Diwan 2 (2006, Barclay)
  • Bonjour (2009, Barclay)
  • Zoom (2013, Naïve)
  • Je Suis Africain (2019, Naïve)