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Susana Baca steht lächelnd vor einem Spiegel

Die Bewahrerin der afroperuanischen Kultur

Susana Baca

Stand: 31.08.2021, 20:26 Uhr

Es war eine dieser glücklichen Fügungen, denen Susana Baca ihren internationalen Durchbruch verdankt. Der Spanischlehrer von David Byrne hatte dem Musiker Kassetten von Susana Baca geliehen, denn Byrne wollte die Sprache anhand von Liedtexten lernen. Von der peruanischen Sängerin aber, die auf den Aufnahmen zu hören war, zeigte sich Byrne derart begeistert, dass er sie kurzerhand für sein Weltmusik-Label Luaka Bop unter Vertrag nahm.

Susana Baca wurde 1944 in Chorillo geboren, einem Flecken an der peruanischen Küste vor den Toren Limas. Dort siedeln seit den Tagen des spanischen Kolonialreichs die Nachfahren ehemaliger Sklaven, die zur Arbeit in den Minen aus Afrika in die Neue Welt verschleppt wurden. Ihr Vater war Gitarrist, ihre Mutter Tänzerin, und so wuchs Susana Baca in einem Haushalt auf, in dem Musik an erster Stelle stand.

Von kubanischen Schlager und experimentellen Sounds

In ihrer Jugend hörte Susana Baca gerne die kubanischen Schlager von Beny Moré und Perez Prado, und als Studentin gehörte sie einer experimentellen Musikgruppe an, die Poesie und Tanz verband. Im Laufe ihrer künstlerischen Entwicklung stieß sie jedoch wieder auf jene Lieder, die sie im Kreis ihrer Familie gelernt hatte: Ein Korpus an Liedern und Tänzen, die in Peru noch weitgehend unerforscht waren. Mit ihrem Ehemann Ricardo Pereira gründete sie 1992 das Instituto Negro Continuo in Lima, das sich der Erforschung und Pflege der afro-peruanischen Kultur verschrieben hat, mit Bibliothek, Tonarchiv und Studio.

Zwischen Tradition und Moderne

In eigenen Workshops werden Instrumente nachgebaut, welche früher von den Sklaven in Peru benutzt wurden, und deren Geschichte und Kultur dokumentiert. Ihre Musik ist eine Fortsetzung dieser Arbeit. Auf all
ihren Alben bezieht sich Susana Baca auf afro-peruanische Traditionen, aber auch auf afrikanisch geprägte Gesänge aus der Karibik, Nordamerika oder Brasilien. Damit schlägt sie den Bogen zu anderen Traditionen, die
ihren Ursprung in den transatlantischen Sklavenrouten haben. Gleichzeitig schafft sie jedoch auch einen Brückenschlag in die Gegenwart, denn an den Aufnahmen ihrer in New York produzierten Alben waren Jazzmusiker wie der Gitarrist Marc Ribot oder der Organist John Medeski beteiligt.

Afrodiaspora

Auf ihrem Album "Afrodiaspora" unternahm sie eine Rundtour durch die afrikanisch geprägten Musikstile auf dem amerikanischen Kontinent, und erlaubte sich Ausflüge in kolumbianische Cumbias, mexikanische Boleros und kubanischen Son. Susana Baca ist zweifellos eine Koryphäe auf dem Gebiet der Musikethnologie, die sie in die Praxis umsetzt. Kurzzeitig war sie in Peru sogar Mitglied der Regierung: Als der linke Kandidat Olllanta Humala im Juli 2011 überraschend die Wahl zum Staatspräsidenten gewann, berief er sie als Kultusministerin in sein Kabinett. Doch als ein knappes halbes Jahr später der Streit um ein Bergrbauprojekt eskalierte, trat das gesamte Kabinett zurück, und Susana Baca kehrte wieder zur Musik zurück.

Diskografie:

  • Poesía Y Canto Negro (1987, Egrem)
  • Cantos Negros (1990, Melzer & Wolf)
  • Susana Baca (1997, Luaka Bop)
  • Eco De Sombras (2000, Luaka Bop)
  • Lamento Negro (2001, Tumi Music)
  • Espíritu Vivo (2002, Luaka Bop)
  • Travesías (2005, Luaka Bop)
  • Seis Poemas (2009, Luaka Bop)
  • Afrodiaspora (2011, Luaka Bop)