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Seeed

Dancehall-Caballeros

Seeed

Stand: 31.08.2021, 19:46 Uhr

Seeed ist eine zehnköpfige Reggae- und Dancehall-Band aus Berlin, die erstmals jamaikanische Soundsystem-Kultur mit der Besetzung einer Marching-Band koppelte und sich damit zu einer der beliebtesten deutschen Live-Bands entwickelte.

Seeed wird 1998 im Zuge einer genialen Kopfgeburt gegründet: Zwei sich eigentlich fremde Performance-Konzepte sollen in einer Live-Band umgesetzt werden. Auf der einen Seite erobert gerade deutschsprachiger Hiphop die Charts und der jamaikanische Dancehall findet auch Hierzulande erste Nachahmer. Es ist das stilistische Biotop der drei MCs Enuff, Eased und Ear, die im Mittelpunkt der Formation und des Bandnamens stehen. Die andere Hälfte stellt eine gestandene Rhythmus- und Instrumetal- Sektion, die durch ihre ungewohnte Akzentuierung von Blasinstrumenten, dubbigen Effekten und Percussions ein frisches Sound- Bett liefert. Dieser Teil der Band steht für den Anfangsbuchstaben "S" wie Sub und "D" wie Dub. Das Jamaikanische Soundsystem soll also auf das Konzept der Marching Band treffen und somit ein "Mobiles Reggae-Sondereinsatzkommando" ermöglichen. So jammen, rappen und dubben die Berliner Jungs in ihrer Heimatstadt und kreieren einen unkonventionellen Stilmix aus Ska, Dub, Dancehall und Hiphop. Gesungen wird auf einem Mischmasch aus Patois, englischen und deutschen Texten. Der Durchbruch für das Elfergespann kommt relativ schnell. Noch bevor die Debutplatte New Dubby Conquerors 2001 in den Regalen landet, wird das Dubplate "Dickes B" zum Sommerhit und Berlin-Hymne. Im selben Jahr spielen die selbsternannten Dancehall-Caballeros bereits als Vorband von R.E.M. vor 70.000 Zuschauern in Köln.

Pumpende Musik-Mönche

Die Steilvorlage für eine Karriere im Entertainment-Olymp ist geliefert und nichts Geringeres steuern Seeed auch an. Ein Jahr später wird die Fußballmannschaft-große Crew mit dem Berliner Nachwuchspreis sowie zwei Echos ausgezeichnet. 2003 folgt mit Music Monks das zweite Studioalbum. Die Crossover-Attitüde des Erstlings wird durch klarere Linien ersetzt: Seeed lassen Dancehall mehr nach Dancehall und Roots mehr nach Roots klingen, streuen allerdings gezielter Blues- oder Latin-Elemente ein. Spätestens mit der EP Waterpumpee strecken die Bass-Haudegen ihre Fühler bis über den Antlantik aus und landen mit Hilfe der jamaikanischen Vokalisten Tanya Stephens und Anthony B auf den Dancefloors von London bis Kingston. 2004 spielen Seeed mehrere Konzerte in Südafrika und ein Jahr später gleich zwei Gigs auf dem renommierten Englischen Glastonbury-Festival.

Next Seeed

Mit dem dritten Studioalbum Next sprengen Seeed alle bisherigen Rekorde. Sie gewinnen 2005 mit der Single "Ding" den Bundesvision Song Contest und landet auf Platz Zwei der Deutschen Charts. Das Album erscheint in ganz Europa. 2006 spielt die Formation bei der Eröffnung der Fussball-WM und ein Jahr später schaffen sie es die Wuhlheide in Berlin drei Tage hintereinander zu füllen. Nach diesem Höhenflug legen die Dancehall Caballeros erst einmal eine Verschnaufpause ein. Aber natürlich nur, weil jeder der drei Sänger an einer Solo-Karriere arbeitet. Den größten Erfolg feiert dabei zweifellos Enuff alias Peter Fox. Doch der Fortbestand des Elfers steht nicht zur Debatte. Nach sieben langen Jahren erscheint im Herbst 2012 das selbstbetitelte und vierte Album Seeed. All das was in 14 Jahren Bandgeschichte an Erfahrung gesammelt wurde, fließt hier zu einem mächtigen Strom zusammen. Neben den typischen Dancehall-Riddims und relaxten Reggae-Sounds, tauchen nun ebenfalls Rock und Elektropop- Momente auf.

Bam Bam

Mit Ausnahme der Single „Cherry Oh“ (2014) bleibt es abermals fast sieben Jahre ruhig um die Mega-Formation aus Berlin. In dieser Zeit spielt die Band auch über Deutschlands Grenzen hinaus zahlreiche Festival- und Liveshows. 2018 dann der Schock, Frontmann Demba Nabé aka. Ear stirbt überraschend einen Monat nach Ankündigung eines neuen Albums und einer zugehörigen Tour in 2019. Trotz des schweren Verlustes macht Seeed weiter und bringt 2019 ihr neues Album „Bam Bam“ raus. Den klassischen Reggae-Riddims und dem basslastigen Dancehall bleiben sie weiterhin treu, neben Elektropop-Elementen kommen jetzt noch Afrobeats hinzu. Trettmann, Nura und Deichkind unterstützen als Feature-Gäste den neuen alten Sound auf Bam Bam.

Diskografie:

  • New Dubby Conquerors (2001, Downbeat)
  • Music Monks (2003, Downbeat)
  • Next! (2005, Downbeat)
  • Seeed (2012, Downbeat)
  • Bam Bam (2019, BMG)