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Mama Africa

Miriam Makeba

Stand: 25.08.2021, 14:09 Uhr

Die Mutter eine Swazi, der Vater ein Xhosa - damit gehört Miriam Makeba nach Stammesrecht zu den Xhosa - wie auch Nelson Mandela, den sie in den 1950ern als feurigen ANC-Redner kennen lernen wird.

In der Geburtsurkunde, eine Erfindung der Weißen, steht der 4. März 1932 als Datum, Ort: Johannesburg. Man muss schon eine starke Persönlichkeit sein um das auszuhalten, was Miriam Makeba mitgemacht hat. Mit der Mutter, deren Heil-Wissen den Schergen des Apartheid-Regimes nicht geheuer ist, verbringt sie als Baby viel Zeit im Gefängnis. Als Jugendliche entdeckt sie den Jazz von Ella und Billie als Ventil und Zufluchtsort vor der alltäglich erfahrenen Missachtung. Sie tourt durch den Süden Afrikas und gründet 1953 ihre erste Gruppe, die Skylarks. Im Musical "King Kong" lernt sie 1959 den Trompeter und späteren Ehemann Hugh Masekela kennen. Über ihren Förderer Harry Belafonte gelangt sie im gleichen Jahr in die USA, wo sie über Nacht zum Star avanciert - im Village Vanguard lauscht ihr die versammelte Jazz-Prominenz der damaligen Zeit.

Kein Blatt vor den Mund

Südafrika ist sie verdächtig geworden, die Heimat entzieht ihr die Staatsbürgerschaft und verweigert 1960 die Einreise. Fortan lebt Miriam Makeba im Exil: Zunächst in den Staaten, wo sie von Erfolg zu Erfolg eilt, auf Kennedys Geburtstagsparty singt, mit Dizzy Gillespie tourt und 1965 für "An Evening With Miriam Makeba & Harry Belafonte" den ersten Grammy für eine afrikanische Künstlerin bekommt. Ihr Markenzeichen, das Xhosa-Necklied "Pata Pata", geht mit dem gleichnamigen Album 1967 um die Welt, in Südafrika hatte sie es bereits 11 Jahre zuvor geschrieben. Und sie wird politisch, hält Reden vor den Vereinten Nationen und nimmt auch sonst kein Blatt mehr vor den Mund. Nachdem sie den radikalen schwarzen Bürgerrechtler Stokeley Carmichael heiratet, nehmen Bespitzelungen und Zensur überhand - ihre kurze Ehe mit Startrompeter Hugh Masekela ist da längst geschieden.

Diese Frau wirft nichts um

Miriam geht nach Guinea, wo sie unter der Obhut des Staatschefs Sékou Touré lebt, der sich später selber zum Diktator mausert. Mit ihm überlebt sie, so nebenbei, sogar einen Flugzeugabsturz. Und dann stirbt auch noch ihre einzige Tochter Bongi. Doch komme, was da kommen mag: Diese Frau wirft nichts um, auch wenn sie, wie sie selbst sagt, viel geweint hat in ihrem Leben und müde geworden ist. Dabei ist davon in den letzten Jahren wenig zu spüren gewesen.

Reflections

Nach der Wende in Südafrika wird sie von Nelson Mandela persönlich zurückgebeten und lebt heute wieder in Johannesburg. Präsenzen auf den größten Bühnen der Welt, Auszeichnungen am laufenden Band von Polar Music Prize zum Grammy und eine rege Albumproduktion kennzeichnen die letzten Jahre. "Homeland" ist ihr sehr poppiges aber bewegendes Rückkehr-Album, produziert von Lokua Kanza, auf "Reflections" besucht sie noch einmal mit Neueinspielungen musikalische Meilensteine ihrer Karriere.

Am 09. November 2008 verstarb Miriam Makeba im Alter von 76 Jahren an einem Herzinfarkt - kurz nach einem Auftritt in Italien.

Diskografie (Auszug):

  • Miriam Makeba (1960, RCA)
  • Makeba! (1968, Reprise)
  • Wekeka (1989, Mercury)
  • Sing Me A Song (1994, Sonodisc)
  • Homeland (2000, Putumayo)
  • Reflections (2004, Gallo)
  • Her Essential Recordings (2006, Soulfood)
  • Forever (2006, Gallo)
  • Mama Africa (2014, PSM)