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Angelique Kidjo live auf der Bühne

Transatlantische Brückenschläge

Angelique Kidjo

Stand: 18.08.2021, 12:11 Uhr

Die sprachbegabte Dame aus Benin (sie spricht 7 bis 8 Sprachen fließend) beruft sich auch heute noch auf ihre musikalische Ziehmutter Miriam Makeba, zu der sie ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Am 14.7.1960 kommt das kleine Kraftpaket zur Welt, ausgestattet mit "reichlich maskulinem Erbgut", wie sie sagt.

Als eines von neun Geschwistern wächst sie mit vielfältiger Musik auf, von traditionell bis hip. Durch ihre Mutter, eine Choreographin und Theaterdirektorin, kommt sie schon mit sechs auf die Bühne. Mit elf ist sie Sängerin der Kidjo Brothers, sie spielen internationale Hits nach, vor allem aber James Brown. Noch auf dem Gymnasium, gründet sie ihre eigene Band und ist schon leidlich bekannt in Benin.

Der Durchbruch in Holland

1980 kommt sie das erste Mal nach Paris, um ihr Debut-Album "Pretty" aufzunehmen, das beachtlich erfolgreich wird in Westafrika. Drei Jahre später zieht sie nach Paris. Da will erst einmal nichts so richtig ins Rollen kommen, Angélique nimmt Gesangs- und Schauspielunterricht. Der Durchbruch kommt in einem Land, das man selten mit Weltmusik in Verbindung bringt: Holland.

Sie landet bei Jasper van't Hof's Pili Pili, nimmt mehrere Alben mit dem niederländischen Fusionjazzer auf und tourt unablässig. Bassist ist zu der Zeit Nicolas Fiszman, später Partner von Khadja Nin. Ein anderer Bassist soll später aber weit wichtiger werden: Jean Hébrail. Er spielt in Kidjos eigener Formation, nachdem sie 1988 bei Pili Pili ausgestiegen war, und wird später ihr Mann. Das Jahr darauf wird "Parakou" veröffentlicht, mit van't Hof als Gast-Keyboarder, das funkig-soulig-rockige Album schlägt voll ein. Und sie spielt als Opener eines Konzertes von Miriam Makeba, wovon Angélique Kidjo mmer geträumt hat.

Dancefloor-Knaller "Agolo"

Das Jahr 1990 sieht sie als Vorgruppe von Nina Simone, die wiederum ein Vorbild von Miriam Makeba ist. Dann kommt "Logozo", ein Album, für das sie auch Ray Lema, Branford Marsalis und Manu Dibango gewinnen kann und das ihren Erfolg zementiert. Auch 1993 wird erfolgreich, sie bekommt eine Tochter. So richtig rappelt es dann im folgenden Jahr: Das Album "Ayé" erscheint, und darauf ist der Dancefloor-Knaller Agolo, ein internationaler Hit.

Nach einer langen Reise durch Benin wird "Fifa" veröffentlicht, wo sie Material ihrer Exkursion durch die alte Heimat verarbeitet. Die Songs landen auch in den Soundtracks mehrerer Filme. Das Album "Logozo" holt sie 1998 noch einmal ein: Landsmann Athanase Akpovi verklagt sie auf Schadenersatz, weil sie Songs bei ihm geklaut habe. Kidjo bestreitet das, mehr oder weniger, sie habe nur Ausschnitte verarbeitet. Der Richter sieht das anders, sie soll 10 Millionen Franc CFA zahlen. Kidjo legt dagegen Berufung ein.

Von Paris nach New York

Im selben Jahr zieht sie nach New York, weil sie ihre Möglichkeiten in Frankreich erschöpft sieht, und nimmt dort eine Trilogie in Angriff, mit der sie die Querverbindungen zwischen den afrikanisch geprägten Musikstilen aufzeigen soll. Der erste Teil, "Oremi", konzentriert sich auf den nordamerikanischen Kontinent, zitiert US-Stile von Jazz bis R'n'B und enthält zwei Duette von Angélique Kidjo mit der Jazzsängerin Cassandra Wilson und der HipHop-Sängerin Kelly Price. Der zweite Teil, "Black Ivory Soul", erscheint 2002 und weist nach Brasilien, zum Samba und dem perkussiven Sound der Afro Blocos aus Salvador da Bahia, der schon US-Stars wie Paul Simon und Michael Jackson inspirierte.

Komplettiert wird der Dreierpack mit "Oyaya!": Kuba und andere karibische Staaten sind hier die Anlaufstationen der transatlantischen Brückenschläge, die mit ihrer Adaption von Salsa, Calypso, Merengue und Ska peppig demonstriert werden.

Diskografie (Auswahl):

  • Mother Nature (2021, Decca Records)
  • Celia (2019, Decca Records)
  • Remain In Light (2018, Kravenworks)
  • Sings (2015, LLG, LLC)
  • Eve (2013, 429 Records)
  • Spirit Rising (2012, Razor & Tie)
  • Oyo (2010, Razor & Tie)
  • Djin Djin (2007, Razor & Tie)
  • Oyaya! (2004, Columbia)
  • Black Ivory Soul (2002, Columbia)
  • Oremi (1998, Island)
  • Fifa (1996, Island)
  • Ayé (1993, Mango)
  • Logozo (1991, Mango)
  • Parakou (1989, Island)
  • Ewa Ka Djo (1985, Nova Zembia Records)
  • Pretty (1981, Jengou Records)

Angelique Kidjo bei COSMO: