Die goldene Stimme Afrikas
Salif Keita
Stand: 31.08.2021, 19:37 Uhr
"Glück ist nicht für morgen und nicht hypo-thetisch. Glück fängt hier und jetzt an." Mit diesem philosophischen Geleitwort im Booklet des Albums "Moffou" leitet Salif Keita seinen musikalischen Kampf gegen Gewalt, Egoismus, Hoffnungslosigkeit und Pessimismus ein.
Das war nicht immer so, anfänglich hatte Keita mit Politik nicht viel am Hut, er sang einfach nette Lieder. Doch seine persönliche Situation belehrte ihn eines anderen. Am 25. August 1949 kommt Keita als Albino zur Welt - ein schweres Stigma in seiner Heimat Mali. Es dauert Jahre, bis sein Vater überhaupt mit ihm spricht, er wird regelrecht versteckt.
Der Clan der Keitas
Der nächste Schlag trifft ihn, als er sein Lehramtsstudium aufgeben muss wegen eines starken Augenleidens, eine typische Begleit-erscheinung beim Albinismus. Derart gezeichnet, bricht Keita auch noch ein Tabu, als er beschließt, Musiker zu werden: Denn als Angehöriger des Adels singt man nicht, sondern lässt singen. Der Clan der Keitas lässt sich immerhin bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Keita bleibt nur eine Wahl, er haut ab und geht nach Bamako, wo seine außergewöhnliche Stimme bald von sich reden macht.
Er wird bei der Rail Band verpflichtet, Anfang der 1970er eine der bekanntesten Bands des Landes, und Keita sorgt dafür, dass sie noch viel berühmter wird. Für kurze Zeit stehen er und Mory Kanté gleichzeitig auf der Bühne, dann wechselt Keita zu den Ambassadeurs, wo einer der besten Gitarristen Westafrikas spielt: Kanté Manfila.
Salif, der neue Star
Bis heute arbeiten die beiden zusammen. Mit den Ambassadeurs nimmt Keita im damals bestausgerüsteten Studio Westafrikas, dem JBZ in Abidjan, Elfenbeinküste, eines der bis heute schönsten Alben Afrikas auf, "Mandjou". Diese eine Platte genügt, Keita zum neuen Star zu machen. Er träumt von Paris, und als er 1984 auf einem Festival in Angoulême gastiert, nimmt er die Gelegenheit wahr, in die höchst lebendige Afro-Szene an der Seine einzutauchen.
Es dauert drei weitere Jahre, bis er sein erstes Solo-Album aufnimmt, doch es bringt ihm sofort auch in Europa den Durchbruch: "Soro", eine bis dahin nicht gekannte Mischung aus afrikanischen Klängen, Rock und Pop. Ein Traum wird 1991 für Keita wahr, als der von ihm so geschätzte Joe Zawinul das Album "Amen" für ihn produziert und mit ihm durch die ganze Welt tourt.
Lebensfreude und Optimismus
Inzwischen hat Keita das halbe Dutzend Soloalben voll, hat in Bamako seinen eigenen Club namens "Moffou". So heisst auch sein Album "Moffou", auf dem er nach Ausflügen in ein wenig sterile Pop-Produktionen wieder in akustischem Umfeld singt, unterstützt sogar durch Cesaria Evora. In seinem eigenen Studio unterstützt Keita Nachwuchskünstler und mit seiner Organisation "SOS Albino" kümmert er sich um Leidensgenossen.
Lassen wir ihn am Schluss noch einmal selbst zu Wort kommen: "Afrika ist auch Lebensfreude, Optimismus, Schönheit, Eleganz, Würde, Sanftheit, Poesie, Sonne und Natur. Lasst uns froh sein, dass wir Afrikas Kinder sind, und lasst uns kämpfen für unser Glück." Großartig ist nun sein neuestes Werk "M'bemba", daß er in seinem eigenen Studio in Bamako mit u.a. Kanté Manfila eingespielt hat.
Diskografie (Auszug):
- Soro (1987, Mango)
- Ko-Yan (1989, Mango)
- The Mansa Of Mali (1995, Mango)
- Sosie (1997, MS Verdenshjørnet)
- Papa (1999, Capitol)
- Moffou (2002, Universal)
- M'Bemba (2005, Emarcy)
- The Lost Album (2005, Cantos)
- La Différence (2009, Universal)
- Talé (2012, Universal)
- Un Autre Blanc (2018, Naïve)