Fetsum auf der Bühne

Einzigartiger Stilmix

Fetsum

Stand: 10.03.2021, 14:54 Uhr

Fetsum ist ein in Deutschland aufgewachsener Singer-Songwriter eritreischer Herkunft. Stilistisch bewegt er sich zwischen Soul, Afrobeat, Reggae und afrikanischer Mande-Musik.

Fetsums Stilmix ist in der deutschen Musiklandschaft absolut einzigartig. Tiefgründiger Soul, pumpender Afrobeat und mitreißender Reggae treffen in seinen Songs auf einen warmen und analogen Sound malischer Mande-Musik. Dieses Farbpalette des Global Pop nennt Fetsum selbstbewusst "Urban Folk". Ein gekonnter Spagat zwischen modernen Produktionstechniken und einer Faszination für die traditionelle Geschichtenerzählung westafrikanischer Griots. Es ist ein Stil der Fetsums ereignisreiche Leben widerspiegeln, eine Biographie die das Zeug zu einem Flüchtlingsromansroman in Zeiten der Globalisierung hat. Die Eltern sind eritreische Freiheitskämpfer im 30 -jährigem Unabhängigkeitskrieg des Landes. Als seine damals erst 16 Jahre alte schwangere Mutter eine Kriegsverletzung erleidet, wird sie nach Ägypten ausgeflogen. Wenige Monate später kommt Fetsum zur Welt. Doch knapp anderthalb Jahre später geht es bereits weiter nach Rom. Auch hier hält es die Familie nicht lange, und nach wenigen Jahren folgen sie einer Tante nach Stuttgart. Das musikalische Gespür wächst beim Stöbern in der Plattensammlung des Elternhauses.Zwischenüberschrift

Musikalische Umgebung

Von Bach über die Beatles, Oum Kalsoum und Nina Simone ist diese so divers wie die bisherigen Wohnorte. Die ersten musikalischen Gehversuche kommen relativ spät mit der Blütezeit der Stuttgarter Hiphop-Szene. Fetsum ist im Dunstkreis von Freundeskreis unterwegs, rappt bei der Combo Zuckerberg und veröffentlicht 2005 eine EP mit dem Titel Meine Musik. Der Stein kommt allerdings erst einige Jahre später ins Rollen, als ein Freund, dem internationalen Reggae- Star Patrice Fetsums englische Songs vorspielt. Dieser ist so beeindruckt, dass er ihn kurzerhand einlädt als Opening-Act mit ihm durch Europa zu touren. Patrice ist es schließlich auch der Fetsum dabei unterstützt sein Erstlingswerk Colors Of Hope (2012) aufzunehmen und stellt ihm sein Supow Studio in Köln zur Verfügung. Mit 35 Jahren ist der Soul-Newcomer Fetsum zwar nicht mehr der Jüngste für ein Debut-Album. Aber Gut Ding will bekanntlich Weile haben.

Colors Of Hope

Colors of Hope könnte problemlos das fünfte oder zehnte Album eines erfahrenen Musikers sein. Lyrics und Musik überzeugen mit Reife, Diversität und glaubhaftem Idealismus. Fetsum schlägt sein Lebensbuch auf und animiert seine Zuhörer darin zu blätter: Die Songs handeln unter anderem von der eigenen Geburt oder den Geschichten und Anekdoten, die im kollektiven Gedächtnis der Familie manifestiert sind. Zart gezupfte Gitarren, minimalistische Persussions und dubbige Effekte bilden das zurückhaltende Bett für Fetsums empathische Soulstimme. Analoge Produktionstechniken geben der Platte einen warmen Sound und versetzen den Hörer in karge Klanglandschaften, die an den Wüstenblues von Tinariwen oder Ali Farka Touré erinnern. Aber Fetsum kann auch ganz andere Felder beackern: Beispielsweise durch sozialpolitisches Songwriting oder durch mitreißende Afrobeat-Nummern mit scharfer Bläser-Sektionen. Mit "Urban Folk" hat Fetsum sein eigenes Stilmittel gefunden.

Diskografie:

  • Meine Musik (2005, Yo Mama's Recordings)
  • The Colors Of Hope (2012, Sonar Kollektiv)
  • Homeless & Free (2012, Sonar Kollektiv)
  • 900 Miles (2013, Sonar Kollektiv)
  • Winter In america (2021, Diynamic Music)