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Die barfüßige Diva

Cesaria Evora

Stand: 08.03.2021, 15:24 Uhr

Cesaria Evora (eigentlich Cesária Évora) war eine kapverdische Sängerin, die durch ihre melancholischen Mornas weltbekannt wurde. Sie ist 2011 verstorben.

Die Dame, die immer barfuß und oft mit einer Zigarette auf die Bühne ging, stammt aus Mindelo auf der kapverdischen Insel São Vicente, wo sie 1941 zur Welt kommt. Seit ihrer Jugend singt sie in den Bars der Insel ihre Mornas, die bekannteste Liedform der Kapverden mit einem getragen-melancholischen Ausdruck, deren Entwicklung aus der brasilianischen Modinha und dem afrikanischen Lundu vermutet wird. Bereits mit 17 Jahren zieht sie durch die Bars ihrer kleinen Hafenstadt und singt gegen ein paar Centavos nächtelang für die Matrosen, die ihre Sehnsucht mit Schnaps stillen. 1985 kommt Cesaria Evora auf Einladung einer portugiesischen Frauenorganisation nach Portugal, um Konzerte zu geben. Kein Produzent findet zunächst Gehör dafür, bis sie von einem jungen Franzosen Kapverdischer Herkunft 1988 nach Paris eingeladen wird. Sie soll eine Schallplatte aufnehmen. Cesaria Evora sagt zu, sie kennt Paris nicht und mit 47 hat sie nichts zu verlieren.

Die barfüßige Diva

In Paris nimmt sie ihr erstes, mit karibischem Zouk vermischtes Album La Diva Aux Pieds Nus auf, das in den kapverdischen Exilgemeinden der ganzen Welt gefeiert wird. Der Zweitling Distino De Belita, enthält akustische Mornas und elektrische Coladeras.
Als 1992 Mar Azul erscheint, wächst das Medieninteresse an der barfüßigen Diva und Radiostationen wie France Inter nehmen erstmals ihre Lieder ins Programm.

Der endgültige Durchbruch gelingt mit Miss Perfumado. Die Presse vergleicht sie mit Billie Holiday und Kritiker schwärmen für die Sinnlichkeit ihrer Stimme. Große Konzertsäle wie das Pariser Olympia sind erstmals ausverkauft und ihre Berühmte Coverversion des Liedes "Saudade" wird ein Welthit. Das Lied "Ausencia" ist im Soundtrack zu Emir Kusturicas filmischem Balkan-Epos "Underground" zu hören. Cesaria Évora avanciert zu einem der gefragtesten Stars des Global Pop.

Bis zum Ende im Rampenlicht

Nach ihrer späten Entdeckung scheint die kapverdische Sängerin die vermeintlich verloreneren Jahre nachzuholen. Andernfalls ist ihr enormes Output kaum zu erklären: 1995 wird das Album Cesaria für den Grammy nominiert und Caetano Veloso, Madonna, David Byrne und viele andere große Namen zählen mittlerweile zu ihren Fans.

Cesaria Évora reist in den nächsten 16 Jahren ununterbrochen von Griechenland bis Japan, von Israel bis Portugal, von den West Indies bis zum Libanon: Sie bezaubert die Welt mit ihrer einzigartigen Saudade und findet immer noch Zeit um ein Dutzend weitere Studioalben aufzunehmen. Es folgen 1997 und 1998 Grammy-Nominierungen und Goldene Schallplatten. Weitere Highlights sind die Alben Café Atlantico (2000) mit über 300000 verkauften Exemplaren und der Nachfolger Sao Vicenente Di Longe, Cesaria Evoras achtes Studioalbum, das in Paris, Havanna und Rio De Janeiro aufgenommen wird und an dem rund 60 Musiker, Arrangeure und Klang-Ingenieure arbeiten. Die erste Dekade des neuen Jahrtausends ist eine nicht abreißende Welttournee, welche die Sängerin von den größten Metropolen bis in die entlegensten Ecken der Welt bringt. Ab 2007 machen sich zusehends Evoras gesundheitliche Probleme bemerkbar und Konzertstrecken müssen abgesagt werden. Ab 2009 tourt sie wieder mit dem Programm für ihr letztes Studioalbum Nha Sentimento. Noch wenige Wochen vor ihrem Tod im Dezember 2011 spielt sie große Konzerte und versprüht bis zuletzt das Flair des Mädchens aus Mindelo, das Whiskey gegen die Einsamkeit trank und barfuß im Zigarettenqualm heruntergekommener Hafenkneipen sang. Auch nach über 5 Millionen verkauften Alben. Ihr Tod wird in ihrer Heimat mit einer zweitägigen Staatstrauer geehrt.

Diskografie:

  • Mae Carinhosa (2013, Lusafrica)
  • Nha Sentimento (2009, Lusafrica)
  • Rogamar (2006, Sony BMG)
  • Voz D'Amor (2003, Tropical Music)
  • Sao Vincente Di Longe (2002, Tropical)
  • Café Atlantico (1999, Tropical)
  • Cabo Verde (1997, Tropical)
  • Cesaria (1995, Tropical)
  • Miss Perfumado (1992, Tropical)
  • La Diva Aux Pieds Nus (1988, Tropical)