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Lila Downs auf der Bühne

Neuer Blickwinkel auf die Musik Mexikos

Lila Downs

Stand: 25.08.2021, 13:31 Uhr

Schuld war die Reiselust der Blauflügelente. Jedes Jahr zieht sie in Schwärmen von Kanada auf die Yucatan-Halbinsel Mexikos, dort ist es schön, dort ist es warm, auch im Winter. Darüber wollte Allen Downs, ein Amerikaner mit schottischen Wurzeln, einen Dokumentarfilm drehen. In Mexiko-City traf er eine Mixtekin namens Anita Sanchez, die dort in Clubs sang, und die beiden wurden schließlich die Eltern von Anna Lila Downs Sanchez (geboren am 19. September1968).

Die Tochter fängt ihre musikalische Laufbahn mit Mariachi-Liedern an, in Oaxaca, dem überwiegend von Indigenen besiedelten Gebiet an der schmalsten Landbrücke zwischen Pazifik und Karibik im Süden Mexikos. Die musikalische Ausbildung findet sowohl dort statt als auch in Los Angeles und Minneapolis, wo ihr Vater Kunstprofessor ist; hier studiert sie neben klassischem Gesang auch Anthropologie.

Zwischenüberschrift

Wieder in Oaxaca, arbeitet sie im Autoteile-Laden ihrer Mutter und spielt in dieser Zeit in den ersten Bands der zapotekischen Community. Eine Ausbildung zur Opernsängerin bricht sie ab, tingelt lieber durch die Gegend, verkauft Schmuck bei Konzerten von Grateful Dead oder lernt das Weben traditioneller Stoffe in Mexiko, worüber sie auch ihre Diplomarbeit in Anthropologie schreibt.

Mexikanische Volkslieder mit klassischenm Gesang

Endgültig auf die Seite der Musik schlägt sie sich Anfang der 90-er, als sie Paul Cohen kennen lernt, Jongleur, Clown, Musiker - auch er ein bunter Vogel. Die beiden, auch privat ein Paar, entwickeln eine ganz neue Melange aus indigenen Musikformen, mexikanischen Volksliedern, Tendenzen westlicher Musik und klassischem Gesang. Und den liefert sie auch gleich in einem halben Dutzend Sprachen: Mixtekisch, Maya, Zapotekisch und Nahuatl, neben Englisch und Spanisch. Ihre Texte werden von einem Schlüsselerlebnis geprägt: Sie übersetzt für Angehörige die Totenscheine jener Mexikaner, die ihr Heil in der Flucht über den großen Zaun nach Amerika suchten und dabei - oder in der Folge - ums Leben kamen. Das schärft ihren Blick für Emigrantenprobleme, die sie auch am eigenen Leib zu spüren bekommt; ihre Lieder sind entsprechend politisch.

"Sandunga"

Das Debütalbum "Sandunga", 1997, ist die Manifestation eines stimmlichen Farbenreichtums, der sich nicht oft findet: Leidenschaft, Stolz, Melancholie, Aggression, Zuversicht - der Katalog der Ausdrucksmöglichkeiten scheint unbegrenzt und schließt auch die gehaucht-gesungene Verzweiflung mit ein, wie man sie von ihrer Landsfrau Lhasa kennt. An anderen Stellen wiederum ist man sicher, Sade zu hören. Diese beeindruckende Bandbreite führte wohl auch dazu, sie für einige Szenen als singende Freundin der Malerin Frida Kahlo im grammygekrönten Film Frida zu verpflichten. Wäre Lila Downs Schauspielerin statt Sängerin, sie hätte mit ihren dicken schwarzen Haaren und Augenbrauen die Rolle der Frida Kahlo gut selbst spielen können.

Neues Licht entfachen

Ob neue Interpretationen von Liedern Woody Guthries, ob Eigenkompositionen oder Volkslieder wie "La Bamba" und "La Cucaracha" auf ihrer CD "Una Sangre" (Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik) - Lila Downs findet immer einen Weg, ein neues Licht zu entzünden, einen neuen Blickwinkel auf die Musik ihrer Heimat zu richten, sei es Ranchera, Mariachi, Bolero, Walzer oder Cumbia. Mit einem Schuss Jazz und Reggae stellen sie und ihre international bestückte Band die Weichen stets neu, und stets unverwechselbar.

Diskografie:

  • La Sandunga (1997, Asociacón Cultural)
  • Border (2001, Narada World)
  • Una Sangre (2004, Narada World)
  • La Cantina (2006, Peregrina Music)
  • Ojo De Culebra (2008, Manhattan Records)
  • Pecados Y Milagros (2011, Sony)
  • Balas Y Chocolate (2015, Sony)
  • Salón, Lágramas Y Deseo (2017, Sony)
  • Al Chile (2019, Sony)