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thasup feat. Tedua - Dimmi Che C'È
Der glattrasierte Kopf von DJ Dolores ist knallrot angemalt. Er steht vor einer blauen Wand und hält sich eine rote Blume vor das linke Auge. Mit dem anderen starrt er uns ausdruckslos an.

Beatschmied aus Brasilien

DJ Dolores

Stand: 19.08.2021, 17:50 Uhr

Helder Aragão de Melo hat sich ein ehrgeiziges Credo aufgestellt, mithilfe elektronischer Rhythmen will er marginalisierte Kulturen weltweit bekannt machen.

Helder Aragão de Melo heißt der Mann mit dem weiblichen Pseudonym und stammt aus Recife, der wohl kreativsten Nordost-Metropole Brasiliens. In der Geburtsstadt des Manguebeat hat er sich ein ehrgeiziges Credo aufgestellt, nämlich "marginalisierte Kulturen anhand elektronischer Rhythmen weltweit zu kommunizieren". Das führt die Philosophie des verstorbenen Chico Science noch ein ganzes Stück weiter ins 21. Jahrhundert.

Loslösung von den Manguebeat-Idolen

1989 startete er in Recife, orientierte sich an Kollegen wie Lenine und Mundo Livre. Ende der 1990er hatte er seinen Sound soweit ausgefeilt, dass er sich von allen Vorbildern lösen konnte. Er produzierte zunächst drei CDs auf einem Independent-Label, bevor er 2002 durch den weltweiten Release "Contraditório?" ins Bewusstsein eines weltweiten Publikums drang.

Gekonnte Balance

Die regionalen Rhythmen Pernambucos wie Ciranda, Maracatú oder Coco werden bei Dolores organisch in eine Klanglandschaft eingebaut, die sich eher ruppig-experimentell als tanzbar gibt. Da stoßen verzerrte E-Gitarren auf die altertümliche Fiedel Rabeca, folkloristische Rundgesänge und gemütliche Blechbläser entfalten sich über stampfendem Drum'n'Bass und HipHop-Strukturen. Dolores variiert seine Mitmusiker nach Belieben, nennt seine Formation mal Orchestra Santa Massa, dann Aparelhagem. Und er balanciert gekonnt zwischen Regionalismen und der großen weiten Welt. So ist es für ihn auch eine durchaus reizvolle Aufgabe gewesen, einen Remix für die Roma-Kapelle Taraf de Haïdouks zu fertigen. Die Kollegen von der BBC zeichneten den kreativen Pernambucaner 2004 mit dem World Music Award in der Kategorie "Club Global" aus.

Diskografie:

  • Recife 19 (2019, Stern's Music)
  • Banda Sonora (2013, Assustado Discos)
  • 1 Real (2008, Ziriguiboom)
  • Narradores De Javé Remix (2005, YB Music)
  • Aparelhagem (2005, Ziriguiboom)
  • Contraditório? (2002, Stern's Brasil)
  • A Maquina - Trilha Sonora Do Espectaculo De Joao Falcao (2000, Candeeiro Records)