Live hören
Jetzt läuft: Kelly, watch the stars! von Air
Brothers Keepers

Kämpferisch und optimistisch

Brothers Keepers

Stand: 08.03.2021, 14:43 Uhr

Die Brothers Keepers fanden sich zusammen, um eine "Letzte Warnung" auszusprechen: Der Schock über den brutalen Mord an dem Deutsch-Mosambikaner Alberto Adriano, der im Stadtpark von Dessau von drei Neonazis erschlagen worden war, brachte die führenden afrodeutschen Rapper der Republik zusammen, um ihrer Wut gemeinsam Ausdruck zu verleihen.

Der Song "Adriano" und das folgende Album "Lightkultur", mehr noch aber die vielen Konzerte, Podiumsgespräche sowie Besuche von Schulen, Asylbewerberheimen und Gefängnissen haben die Brothers Keepers zu wichtigen Bannerträgern der Antirassismus-Bewegung gemacht.Zwischenüberschrift

Kämpferischer Mut

In ihrem Video zum Song "Bereit" präsentiert sich das Bündnis afrodeutscher Rapper nun ungebrochen kämpferisch: Vor der düsteren Fachwerkhaus-Kulisse einer deutschen Kleinstadt versammeln sich Xavier Naidoo, D-Flame, Tyron Ricketts und ihre Kollegen, um aktiv gegen einen Neonazi-Aufmarsch zu Felde zu ziehen. Auf dem Weg werden sie von einer jungen Skin-Frau angepöbelt, und schlagen einen finster dreinguckenden Biedermann in die Flucht. Unterstützung erfahren die afrodeutschen Brüder dagegen von den türkischstämmigen Schauspielern Mehmet Kurtulus und Birol Ünel, die aus den Filmen von Fatih Akin bekannt sind, und vom italienischen Rap-Vereranen Toni L. von Advanced Chemistry, die sich spontan in den Kampfzug einreihen.

"Am I my brothers Keeper?"

Das Album, mit der biblischen Frage "Am I My Brothers keeper?" betitelt, schlägt jedoch auch fröhlichere Töne an. Auf den ersten beiden Songs sind noch einmal die prägnanten Stimmen des Rap-Bündnisses gemeinsam zu hören: Den tiefen Bass von D-Flame, das soulige Knödeln von Xavier Naidoo und das quirlige Organ von Patrice, sie ragen in "Bereit" und "Will we ever Know" aus dem Chor hervor. Etliche Rap-Größen haben aber auch eigene Beiträge abgeliefert: Von Samy de Luxe stammt der fröhliche come-together-Rap "Peoples", und Denyo hat mit Joachim Deutschland den minimalistischen Blödelsong "so gerne" komponiert, der so klingt, als sei er in einer spontanen Session an einem Casio-Computer entstanden. Für den Punkrock-Kracher "Bang Bang" hat sich dagegen Afrob mit der Band Such a Surge zusammen getan, und die Kölner Afrobeat-Band Bantu hat bildet mit dem Rap-Trio Positive Black Soul aus Dakar auf "One Vibe" eine afroeuropäische Koalition. Brothers, zur Sonne, zur Freiheit! Mit seinem breiten Spektrum der Stile, das vom Dancehall-Tracks bis zum Punkrock-Brett reicht, und seiner durchwegs positiven Atmosphäre ist "Am I my brothers Keeper?" deutlich abwechslungsreicher und optimistischer ausgefallen als sein Vorgänger, das Album "Lightkultur". In die Obhut dieser Brüder möchte man sich gerne begeben.

Diskografie:

  • Am I my Brother's Keeper (2005, Sony)
  • Lightkultur (2001, Downbeat)