Beschlagnahmte Waffen

Prozess gegen Neonazis

Brauner "Freundeskreis Rade" steht vor Gericht

Stand: 11.09.2013, 06:00 Uhr

Mutmaßlich Bildung einer kriminellen Vereinigung, Volksverhetzung, Körperverletzung - am Mittwoch (11.09.2013) hat in Köln der Prozess gegen Mitglieder des rechtsextremen "Freundeskreis Rade" begonnen. Die Gruppe soll zwei ausländische Kioskbesitzer brutal attackiert haben.

Die erste Gerichtssitzung am Freitag (06.09.2013) endete schon nach wenigen Minuten, da der Pflichtverteidiger eines der Angeklagten krank war. Am Mittwoch (11.09.2013) soll der Prozess erneut beginnen. Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Köln müssen sich acht Angeklagte im Alter von 18 bis 26 Jahren verantworten. Die Gruppe bezeichnet sich als "Freundeskreis Rade". Sie gilt als rechtsextremistisch. Den Mitgliedern wird neben weiteren Anklagepunkten die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. 20 Verhandlungstage sind bis Mitte Dezember angesetzt.

Razzia der Polizei

Beschlagnahmte Waffen

Die Gruppe hatte offenbar eine Vorliebe für Nazi-Symbolik

Im Kampf gegen die rechte Szene in Nordrhein-Westfalen hatte die Polizei Ende April 2012 in Düsseldorf, Essen, Wuppertal und Radevormwald mehrere Wohnungen und Geschäfte durchsucht, darunter auch ein Fraktionsbüro der rechtspopulistischen Partei "Pro NRW". Drei Menschen wurden festgenommen. Mitglieder des Freundeskreises sollen "erhebliche Straftaten - auch unter Anwendung von Gewalt - begangen haben", teilten die Ermittler damals mit.

Laut Anklage sollen sich die acht Angeklagten spätestens ab Januar 2011 in Radevormwald als rechtsextremistische Gruppe zusammengeschlossen haben. Zu diesem Zweck und zur Anwerbung weiterer Mitglieder habe die Gruppe auch eine Internetseite genutzt, auf der ausländerfeindliche und rassistische Äußerungen veröffentlicht worden seien. Zudem waren die Mitglieder des "Freundeskreis Rade" laut Staatsanwaltschaft "übereingekommen, gemeinsam Straftaten zu begehen, um ihren ausländerfeindlichen Forderungen Nachdruck zu verleihen". Die Anklage wirft einzelnen Angeklagten insbesondere vor, "zwischen Februar 2011 und März 2012 gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern und weiteren Mittätern gefährliche Körperverletzungen zu Lasten ausländischer oder vermeintlich politisch linksorientierter Geschädigter begangen zu haben". Dabei sollen sie teils Baseballschläger und Eisenstangen verwendet und einige Opfer schwer verletzt haben. Zudem sollen einzelne Angeklagte rechtsextreme Parolen skandiert haben.

Ein Vorwurf: Brutaler Überfall auf Kiosk

Nach Gerichtsangaben wird die Kölner Staatsanwaltschaft beispielsweise einen Vorfall aus dem Februar 2011 zum Thema des Prozesses machen. Damals sollen Mitglieder der Gruppe versucht haben, in einen Kiosk einzubrechen. Der ausländische Besitzer des Büdchens war jedoch anwesend. Es kam zu einer Auseinandersetzung. Der Besitzer sei zu Boden gezogen worden. Mehrere vermummte Personen sollen auf den wehrlosen Mann eingetreten haben. Als der Vater des Opfers seinem Sohn zur Hilfe gekommen sei, hätten die Neonazis den Mann mit einem Baseballschläger attackiert.