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Der Stromboli-Vulkan auf Sizilien spuckt Lava aus

Werkeinführung: Jörg Widmann - Tanz auf dem Vulkan

Von Tilla Clüsserath

Jörg Widmann gehört zu den gefragtesten zeitgenössischen Komponisten. Seine als Klangereignisse wahrgenommenen Werke begeistern im In- und Ausland. Nun ist der Klarinettist, Komponist und Dirigent für drei Spielzeiten "Artist in Residence" beim WDR Sinfonieorchester.

Gedanken von Cristian Măcelaru

Gedanken von Cristian Măcelaru zu Widmanns "Tanz auf dem Vulkan"

Ich habe festgestellt, dass Musik der Kern des menschlichen Ausdrucks ist. Zum Verlauf der Musikgeschichte trägt jeder Komponist mit seiner Erzählung bei und knüpft den Teppich, aus dem die menschliche Evolution und Entwicklung gewoben ist. Und so trägt Jörg Widmann einen kleinen Paragraphen aus dem 21. Jahrhundert bei. Er beschreibt die Welt, in der wir heute leben, als eine Welt, die auf einem Vulkan tanzt. Und während die musikalische Aussage kurz ist (gut sieben Minuten), finden wir darin Elemente, die dieses Gefühl schildern, dieses unruhige Gefühl, das manchmal sogar in Hysterie umschlägt. Doch dieser Tanz auf dem Vulkan ist unsere heutige Welt.

Der Klarinettist und Komponist Jörg Widmann

Artist in Residence: Jörg Widmann

Im vergangenen Jahr komponierte Jörg Widmann ein kurzes Stück für Sir Simon Rattles Abschiedskonzert von den Berliner Philharmonikern. "Es ist ein drängendexplosives Stück geworden", erklärt der Komponist. Und zum Titel: "Die Stellenbeschreibung eines Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker ist in vier Worten recht treffend beschrieben: 'Tanz auf dem Vulkan'". Neben diesem engen Bezug auf den scheidenden Sir Simon, wodurch sich auch der launige Werk-Anfang erklärt, hat Jörg Widmann angesichts unserer heutigen Welt sicher viele Gründe für die Wahl des Titels. Büchners Satz "Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht" gibt er außerdem in einem Interview als Inspiration für seine sinfonische Kraterschau an. In dem rund siebenminütigen Werk brodelt und kocht es tüchtig im Orchesterkessel: flammende Eruptionen, züngelnde Bläserläufe und perkussive Explosionen steigen in den Konzerthimmel. Ähnlich wie in Ravels "La valse" nimmt die Orchesterreise rasch an Fahrt auf. Bezüge zur tänzerischen Tradition knüpft Widmann durch prägnante Zitate aus Strawinskys Ballett "Le sacre du printemps".