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Jörg Widmann über seine Violin-Etüden

WDR Sinfonieorchester Video 28.06.2021 04:01 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Jörg Widmann - Études Nr. 2 und 3

Von Marcus Imbsweiler

Insgesamt sechs Etüden für Violine hat Jörg Widmann bislang vorgelegt. Entstanden über einen recht langen Zeitraum, zwischen 1995 und 2010, waren sie anfangs gar nicht als Zyklus geplant. Erst als Widmann den Impuls verspürte, aus dem Schlussakkord der 1. Etüde ein neues Stück zu entwickeln, wurde ihm klar, dass hier etwas "unterschwellig gegärt hatte". Angelehnt an das historische Vorbild eines Paganini (Violin-Capricen) oder Chopin (Klavier- Etüden) legt Widmann jedem seiner Stücke eine besondere spieltechnische Herausforderung zugrunde.

Jörg Widmann - Études Nr. 2 und 3 für Violine Solo

WDR Sinfonieorchester Video 14.06.2021 14:19 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Der Klarinettist und Komponist Jörg Widmann

Jörg Widmann

So beginnt die 2. Etüde "vokal": Die Solistin oder der Solist ergänzt die beiden gespielten Töne singend zum dreistimmigen Choral. Eine Zeitlang dominiert der ruhige Anfangsgestus, dann gerät einiges in Bewegung: Nicht nur die Töne verschieben sich, auch die Wechsel von Lautstärke und Betonungen erfolgen nicht mehr synchron, bis die Singstimme mit einem Seufzer verstummt. Nun ist es an der Geige, den "Gesang" weiterzuführen, und zwar auf ihre Weise: mit Glissandi, Trillern, weiten Legato-Bögen. Nach und nach aber schleichen sich typisch instrumentale Ausdrucksmittel ein und gewinnen die Oberhand: kurze, abgehackte Töne, schnelle Läufe, Sprünge über mehrere Oktaven, Geräuschhaftes und Akkorde. Wenn Widmann "precipitando" (vorantreibend) und "feroce" (wild) als Vortragsbezeichnung wählt, hat man den Eindruck, die Geige wolle sich vom Zwang des Singenmüssens befreien. Am Ende gehört ihr das Feld.

Die Etüde Nr. III könnte man als Studie über Virtuosität bezeichnen. Sie ist so aberwitzig schnell, dass sich der Einzelton beim Hören kaum erfassen lässt, der Aufbau des Stücks dafür recht gut. Hier jagt eine Herausforderung die nächste: "rasende" Sechzehntel, anfangs tonlos, dann allmählich Klang gewinnend, mit immer größerem Ambitus, bis in höchste Lagen; Einbau von Flageoletts; Einzelton-Glissandi; Akkord-Glissandi; Rückkehr zu den Sechzehntelläufen und Übergang zu Pizzikati. Dieses Zupfen erfolgt am Ende nur noch mit den Fingern der Linken, wie überhaupt diese Etüde vor allem eine für die linke Hand ist.

Weitere Aufführungen

Jörg Widmann - Étude Nr. 2

WDR Sinfonieorchester Video 27.10.2021 09:06 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3