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Komponist Carl Maria von Weber

Werkeinführung: Carl Maria von Weber - Ouvertüre zur Oper "Oberon"

Von Tilla Clüsserath

Wenn Feen auf Ritter, deutsche Romantik auf "Tausendundeine Nacht" und Liebesleidenschaft auf eheliche Treue trifft, ist man mittendrin in Carl Maria von Webers Oper "Oberon". Der Komponist hatte 1821 mit seinem "Freischütz" Berühmtheit erlangt, nun lockte man ihn mit einem Auftragswerk nach London. Die Uraufführung des "Oberon" am 12. April 1826 am Royal Opera House Covent Garden wurde ein großer Erfolg für Weber. Heutzutage bekommt man das Musikstück mit der verwirrend bunten Handlung allerdings eher selten zu sehen. Dafür gehört die "Oberon"-Ouvertüre zum festen Repertoire der Orchester. Kein Wunder – ist Weber mit diesem 8-Minüter doch ein echter Geniestreich gelungen. Wie in einem Miniatur-Drama vereint diese Ouvertüre in sich die schönsten musikalischen Einfälle der Oper und bereitet so das Publikum stimmungsvoll auf das kommende Geschehen vor. Darüber hinaus schrieb Weber mit seiner "Oberon"-Ouvertüre tatsächlich die früheste sinfonische Dichtung (d.h. lange vor Franz Liszt und Richard Strauss), indem er die Programmatik der Sonatenform mit den Inhalten des nachfolgenden Dramas verschmolz. Für diese Leistung verehrte ihn kein Geringerer als Richard Wagner, der die Bedeutung der "Oberon"-Ouvertüre sogar in einem Artikel hervorhob (Über die Ouvertüre, 1841).

Die langsame Einleitung des Werks beginnt ziemlich romantisch: es ist der Ruf des Zauberhorns. In der Oper kann Ritter Hüon mit diesem geheimnisvollen Klang Elf Oberon herbeirufen. Dessen märchenhaftes Elfenreich sowie Hüons karolingische Ritterburg deuten die folgenden Takte an. Doch so richtig los geht es erst nach einem Fortissimo-Schlag des Orchesters, d.h. "Vorhang auf" für das unmittelbar losstürmende Sechszehntel-Hauptthema, das in der Oper den Aufbruch zu einer abenteuerlichen Reise signalisiert. Erneut erklingt das Zauberhorn und macht Platz für den Eintritt des Seitenthemas. In diesem kunstvollen Gebilde hat Weber Bestandteile zweier Arien Hüons ("Traumgesang") und der Kalifentochter Reiza ("Ozean"-Arie) miteinander verflochten und damit quasi die Vermählung der beiden Liebenden, wie sie die Oper erzählt, vorweggenommen. Im folgenden werden alle thematischen Bestandteile höchst gerafft verarbeitet und unter Herausstellung des schwungvollen Reiza-Motivs einem strahlenden Ende zugeführt.