Für Jörg Widmann gehört Carl Maria von Weber zu den bis heute sträflich unterschätzten Komponisten. In seiner Bewunderung für Weber sieht er sich in guter Gesellschaft mit Hector Berlioz, Claude Debussy und Igor Strawinsky. Alle drei Genannten rühmten die Instrumentationskunst Webers und priesen ihn als einen Wegbereiter der modernen Orchestrierung. Natürlich fühlt sich Jörg Widmann auch in seiner Liebe zur Klarinette mit Carl Maria von Weber besonders verbunden. Dass Weber dem Instrument sehr zugetan war, beweisen zahlreiche Soli in seiner Orchestermusik und den Opern. Daneben beschenkte er die Klarinettist:innen gleich mit mehreren Stücken, darunter das Grand Duo concertant. Webers zahlreiche Klarinettenwerke resultieren aus dem freundschaftlichen Umgang mit Heinrich Joseph Baermann, einem ausgezeichneten Klarinettisten seiner Zeit. Weber lernte Baermann 1811 als Mitglied der Münchner Hofkapelle kennen. Baerman wurde Widmungsträger seines "Concertinos", und im folgenden Jahr gingen beide auf eine ausgedehnte Konzertreise durch europäische Großstädte. 1815 trafen die Musiker in München erneut aufeinander, wo sie Webers "Andante und Allegro" für Klarinette und Klavier am königlichen Hof uraufführten. Im Folgejahr komplettierte Weber dieses Werk mit einem hinzu komponierten ersten Satz zum Grand Duo concertant.
Im Grand Duo wird offenbar, warum Weber die Klarinette so liebte. Facettenreich führt er ihr reiches Klangspektrum vor Ohren. Etwa, wenn sie sich opernhaft aussingt, im Eröffnungssatz mit virtuosen (aber nie inhaltslosen) Läufen brilliert oder sich im Finale verspielthumoristisch gibt. In der Herzkammer des Konzertstücks, dem langsamen Satz, stösst sie dann auch in dunkle Gefühlstiefen vor.