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Karol Szymanowski

Werkeinführung: Karol Szymanowski - Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 37

Von Tilla Clüsserath

Karol Szymanowski wuchs im polnischen Teil der Ukraine als Sohn einer großbürgerlichen Familie mit Musik von Brahms, Wagner, Strauss und Reger auf. Der anfänglich große Einfluss spätromantischer Musik wich in Wien, wohin er nach seinem Studium in Warschau übersiedelte, neuen Eindrücken. So waren es nun die französischen Impressionisten Debussy und Ravel, die ihn faszinierten sowie die frühen Ballette seines Altersgenossen Igor Strawinsky ("Sacre du printemps" u.a.). Auf Reisen, die Szymanowski regelmäßig nach Italien, Sizilien und Nordafrika unternahm, empfing er zusätzlich Inspiration aus der orientalischen Kultur. Nach großen Umbrüchen in seinem Leben als Folge der russischen Revolution und der Ereignisse des ersten Weltkrieges kehrte Szymanowski nach 1918 endgültig in seine Heimat zurück. Dort begründete er in den zwanziger Jahren seinen Ruf als erster polnischer Komponist der Moderne.

Karol Szymanowski hinterließ nur sehr wenig Kammermusik, darunter zwei Streichquartette. Das 1. Streichquartett op. 37 schrieb er während der Kriegszeit im Sommer 1917 auf dem elterlichen Landgut. Es ist ein Werk des Übergangs zwischen Spätromantik und Moderne, markiert die Grenze zwischen Rückblick und Aufbruch. Hinter der ins Neue drängenden Musiksprache verbergen sich klassische Muster wie die Sonatenform im ersten und eine Lied-Variation im langsamen zweiten Satz. Die farbig schillernden, raumgreifenden Klangbänder der in höchster Lage spielenden Violine künden noch einmal von "Tristan"-Sinnlichkeit und dem fiebrigen Empfinden des Fin de Siècle. Gleichzeitig zeigen sich in der Harmonik impressionistische Farbspiele, während der dritte Satz, ein Scherzando alla burlesca, das gleichzeitige Spiel in mehreren Tonarten à la Strawinsky vorführt.