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Bedřich Smetana, dpa

Werkeinführung: Bedřich Smetana - Šárka aus "Mein Vaterland"

Von Otto Hagedorn

Als Bedřich Smetana 1874 seine sinfonische Dichtung "Die Moldau" komponiert, ahnt er nicht, dass er damit eines der bis heute populärsten Werke der klassischen Musik schreiben würde. Und es ist auch nicht sein Plan. Geboren im ostböhmischen Litomyšl, fühlte er sich ganz und gar seiner Heimat verbunden. Für seine Opern wählte er tschechische Sujets und lässt die handelnden Personen Tschechisch singen. Damit trägt er zur Identitätsfindung seiner Landsleute bei – und das nicht nur mit seinen Opern, sondern auch mit Instrumentalmusik, nämlich dem Zyklus von sechs sinfonischen Dichtungen "Mein Vaterland". Man kann sagen: Er hat sich diese Werke mühevoll abgetrotzt. Denn ihn ereilte das schlimmste Unglück, das einem Komponisten widerfahren kann: "Im Herbst 1874 stand ich eines Morgens auf und war stocktaub. [...] Die größte Qual bereitet mir das fast ununterbrochene Getöse im Inneren, [...] das mit einem falschen Pfeifen beginnt und bis zu einem furchtbaren Geschrei ansteigt". Smetana ist gezwungen, sporadisch, meist nur stundenweise zu komponieren.

Schon in den 1860er Jahren hatte er die Idee, seiner Heimat Böhmen ein tönendes Denkmal zu setzen. Gut zehn Jahre später nimmt das Projekt konkrete Formen an – und so entsteht zwischen 1874 und 1879 der Zyklus "Mein Vaterland". Zu allen sechs sinfonischen Dichtungen schrieb er ein kurzes Programm, auch zur Nummer 3, "Šárka" von 1875: "In dieser Komposition ist nicht die Gegend festgehalten, sondern die Handlung, die Sage von der Maid Šárka, die in leidenschaftlichem Zorn über die Untreue des Geliebten dem ganzen männlichen Geschlecht bittere Rache schwört. Aus der Ferne dringt Waffenlärm. Ctirad ist mit seinen Knappen im Anmarsch, um die streitbaren Mädchen zu bezwingen und zu bestrafen. Er [...] erblickt Šárka an einen Baum gebunden und ist von ihrer Schönheit bezaubert. Er entbrennt in heißer Leidenschaft zu ihr und befreit sie. Šárka versetzt mit einem bereitgehaltenen Trunke Ctirad und seine Knappen in Rausch und zuletzt in tiefen Schlaf. Auf ein gegebenes Hornsignal, das die Gefährtinnen Šárkas in der Ferne erwidern, stürzen diese aus dem Wald und richten ein Blutbad an."