A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z

Valentin Silvestrov - Hymne - 2001 für Streichorchester

WDR Sinfonieorchester Video 11.04.2022 06:16 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Valentin Silvestrov - Hymne – 2001

Von Otto Hagedorn

Valentin Silvestrov

Seit Beginn der politischen Unruhen in der Ukraine setzt Valentin Silvestrov mit seiner Musik Zeichen für sein Heimatland. 1937 in Kiew geboren – wo er auch heute noch lebt –, hat Silvestrov viele sinfonische Werke komponiert, zuletzt aber vermehrt Miniaturen und zahlreiche Chöre geschaffen, etwa die "Majdan-Hymnen" und "Gebete für die Ukraine". Seine Musik klingt zugewandt und erreicht ihre Hörer: innen nicht nur intellektuell, sondern gerade auch emotional. Von seinen Landsleuten wird er verehrt wie ein Nationalkomponist.

Anfangs folgte Silvestrov dem ästhetischen Ideal, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen etabliert hatte. Dort feierte er auch seine ersten Erfolge: 1967 etwa erhielt er in den USA für seine 3. Sinfonie den Koussevitzky-Preis. Dem "sozialistischen Realismus" zum Trotz bildete er mit einigen Kolleg:innen die sogenannte "Kiewer Avantgarde ". In seiner Heimat wurden seine Werke daher nur äußerst selten aufgeführt. Das änderte sich allmählich, als Silvestrov sich anderen Klangbereichen öffnete: Ab Mitte der 1970er Jahre wandte er sich der Tonalität zu. Den größten Wert legt er seither auf eine ausgeprägte Melodiosität. Er entwickelte einen Stil, der mit der westeuropäischen Postmoderne vergleichbar ist. Silvestrov selbst nennt ihn Metamusik bzw. metaphorische Musik. Wie er sagt, betrachtet er Metamusik als "einen semantischen Oberton über der Musik". Seine Kompositionen sind für ihn also mehr als abstrakte Klänge, sie tragen eine implizite Bedeutung in sich. Seit Ende der 1980er Jahre nimmt die Welt mehr Notiz von Silvestrovs Musik: 1989 wurde er Visiting Composer beim Almeida Music Festival in London, 1990 war er Gast bei Gidon Kremers Kammermusikfest Lockenhaus in Österreich.

Seine "Hymne – 2001" ist ein Lobgesang, "umhüllt", so Silvestrov, "vom Schweigen [...]. Das Paradoxon von Cages 4'33" ist latent präsent. Aber dies ist das Schweigen der neuen Musik [...]. Eine Pause ist nicht nur fehlender Klang, sondern auch ein abgebremster, erstarrter Zustand oder ein Anhalten der Zeit. In der Alten Musik gab es auch ab und zu den Drang zum Schweigen, hier aber ist es eine fundamentale Eigenschaft."