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Sean Shepherd – Downtime

WDR Sinfonieorchester Video 23.03.2022 06:36 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Sean Shepherd - Downtime

Von Eckhard Weber

Sean Shepherd. Amerikanische Komponist

Als die Covid-19-Pandemie auch das Konzertleben lahmlegte, haben Cristian Măcelaru, Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters, und Harry Vogt, der Redakteur der WDR 3-Reihe "Musik der Zeit", die Idee zur Werkreihe "Miniaturen der Zeit" entwickelt: Sie beauftragten zwölf Komponist:innen damit, Musik zu schaffen, die Themen unserer Zeit reflektiert. Bis auf die Vorgabe, dass jedes Stück sieben Minuten nicht überschreiten sollte, waren die Kandidat:innen in der Gestaltung absolut frei. Das Ergebnis dieser Initiative: Es entstanden vielfältige Kompositionen, die sich mit Themen wie Klimawandel, Artensterben oder Einsamkeit auseinandersetzen.

Auch der US-amerikanische Komponist Sean Shepherd, geboren 1979 in Reno, Nevada, gehört zu denjenigen, die beauftragt wurden. 2019 hat das WDR Sinfonieorchester mit Cristian Măcelaru bereits Shepherds Orchesterwerk "Melt" aufgeführt, einen musikalischen Kommentar zur Gletscherschmelze in den USA. In seinem neuen Stück "Downtime" beschäftigt sich Sean Shepherd mit der veränderten Wahrnehmung von Zeit während der Pandemie. Er habe beobachtet, erklärt der Komponist, dass sich für viele Menschen die Stunden dehnten, gleichzeitig aber Wochen und Monate schneller als sonst vorbeizogen und rasch aus dem Gedächtnis verschwanden. "Die Zeit wurde verzerrt", stellt Shepherd fest, "das Virus wütete mit verheerenden Folgen für viele. Und für den Rest von uns war es eine Art Zeit des Stillstands."

"Downtime" bezeichnet im amerikanischen Englisch umgangssprachlich sowohl die erholsame Auszeit als auch den Zustand, wenn etwa ein Computernetzwerk außer Betrieb ist. Sean Shepherd hat verschiedene Strategien eingesetzt, um in seinem Stück die Wahrnehmung der Zeit zu verzerren. Die Musik ist bewusst uneinheitlich, unausgewogen, kontrastreich gestaltet und spiegelt, so der Komponist, unser Erleben der Pandemie wider: "Eine plötzliche, taumelnde Verlangsamung, eine Menge Fehlstarts und irrige Vermutungen, eine zunehmende Ahnung der Schwere und tiefgreifenden Brisanz der Situation und ein Ende, das geheimnisvoll umnebelt ist."

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