Caroline Shaw ist eine Allround-Musikerin, die keine Grenzen kennt. Als Sängerin tritt sie mal im Kathedralchor auf, mal zusammen mit einem Rapper. Als Geigerin hat sie sich sowohl auf zeitgenössische als auch alte Musik spezialisiert und als Komponistin nimmt sie die verschiedensten Stilrichtungen in ihre Werke mit auf.
Als sie 2013 den Pulitzerpreis für Musik gewann, war sie eine der wenigen Frauen und mit ihren damals 30 Jahren die jüngste Gewinnerin, die es je gab. Schon damals konnte die Amerikanerin auf eine lange und breit gefächerte Beschäftigung mit Musik zurückschauen. Bereits mit zwei Jahren lernte sie nach der Suzuki-Methode das Geigenspiel, als 13-Jährige schrieb sie ihr erstes Streichquartett. Seitdem liegt ihr gerade diese Gattung besonders am Herzen, wobei ihr die Werke der Wiener Klassiker immer ein großes Vorbild sind. In dem 2011 entstandenen Streichquartett "Entr’acte" bezieht sie sich explizit auf ein Quartett von Joseph Haydn, das letzte, das er vollendet hat. Über sein Menuett schreibt Caroline Shaw: "Es ist aufgebaut wie ein Menuett mit Trio, basierend auf der klassischen Form, aber es bringt sie doch ein Stück weiter. Ich mag diese Art, wenn Musik (wie dieses Menuett) dich plötzlich auf die andere Seite von Alices Spiegel [im Wunderland] bringt, in einer Art irrwitzigen, feinsinnigen, farbigen Überleitung." Deutlich hörbar sind die Übernahmen aus dem Haydn-Quartett, stellenweise zitiert sie es direkt, dann wieder übernimmt sie dessen Kompositionsstil. Auch bei ihr gibt es "irrwitzige, feinsinnige, farbige Überleitungen", die führen dann direkt ins 21. Jahrhundert.