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Robert Schumann - Klavierkonzert a-Moll op. 54

WDR Sinfonieorchester Video 27.07.2023 31:37 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Robert Schumann - Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54

Von Otto Hagedorn

Was heute ein Popstar ist, entsprach im 19. Jahrhundert dem reisenden Virtuosen. Man denke an den 'Teufelsgeiger‹ Paganini oder den 'Tastenlöwen' Liszt. Das Zielen auf ein regelrecht zirzensisches Musizieren war jedoch nicht die Sache von Robert Schumann. Als Ideal schwebte ihm ein Gegenpol zu den Virtuosenkonzerten seiner Zeit vor: Nicht die zupackende Pranke oder rasend perlende Fingerfertigkeit reizten ihn an einem Konzert, sondern die vollkommene Klangverzahnung der beteiligten Protagonisten, also des Solo-Instruments mit dem Orchester. Ein hochgestecktes Ziel: Schumann nahm vier Anläufe, um es zu erreichen – und jedes Mal brach er den Kompositionsversuch ab. Auch er selbst blieb also hinter seiner Idee zurück, und bei seinen Zeitgenossen konnte er sie erst recht nicht ausmachen.

Das verleitete ihn 1839 zu einer demütigen Feststellung: "Und so müssen wir getrost den Genius abwarten, der uns in neuer glänzender Weise zeigt, wie das Orchester mit dem Clavier zu verbinden sei, daß der am Clavier Herrschende den Reichtum seines Instruments und seiner Kunst entfalten könne, während daß das Orchester dabei mehr als das bloße Zusehen habe und mit seinen mannichfaltigen Charakteren die Scene kunstvoller durchwebe."

Dass er wenige Jahre später selbst der Genius sein würde, der durch das Zusammenwirken der beiden gleichberechtigten Klang-Partner eine höhere Kunstform schafft, wagte Schumann zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu glauben. Noch steckten ihm seine vier gescheiterten Klavierkonzert-Versuche in den Knochen. Zwei Jahre später aber startete er einen neuen Anlauf, und zwar nicht mit einem traditionellen Konzert, sondern mit einer Fantasie für Klavier und Orchester. Clara fand darin genau das angestrebte Ideal: "Das Clavier ist auf das feinste mit dem Orchester verwebt – man kann sich das Eine nicht denken ohne das Andere." Schumann gelang es aber zunächst nicht, eine öffentliche Aufführung zu initiieren. Und auch ein Verlag ließ sich nicht finden. 1845 entschließt er sich dazu, die Fantasie gründlich umzuarbeiten und sie um zwei Sätze zu ergänzen – und schafft dadurch den endgültigen Durchbruch.