Ein häufig zu hörender Titel in früheren Radio-Wunschkonzerten war das Zwischenspiel aus "Notre Dame". Der Komponist dieses klangsinnlichen Orchesterstücks: der Österreicher Franz Schmidt. Geboren im heutigen Bratislava, studierte Schmidt in Wien Komposition und Violoncello. Zu seinen Lebzeiten schätzte man ihn vor allem als Instrumentalisten: Von 1896 bis 1911 war er Solocellist der Wiener Philharmoniker und dann noch bis 1914 des Hofopernorchesters. Aber Schmidt konnte auch immer wieder Erfolge als Komponist verbuchen – allen voran die Oper "Notre Dame". Die Uraufführung seines groß dimensionierten Oratoriums "Das Buch mit sieben Siegeln" wurde 1938 mit begeisterten Ovationen gefeiert.
Von Schmidts Sinfonien gilt die vierte (und letzte) als seine gelungenste. Nach eigenem Bekunden komponierte er sie als "Requiem für meine Tochter", die nach der Geburt seiner Enkelin im Kindbett verstarb. Als das Werk 1934 in Wien uraufgeführt wurde, war das Publikum zutiefst beeindruckt – nicht nur von der reichen spätromantischen Tonsprache, sondern auch von der bezwingenden formalen Anlage. Gegliedert ist die Sinfonie in die üblichen vier Sätze, die aber nahtlos ineinander übergehen. Berückend ist schon der Beginn in der Solo- Trompete. Schmidt selbst schrieb darüber: "Es ist sozusagen die letzte Musik, die man ins Jenseits hinübernimmt, nachdem man unter ihren Auspizien geboren und das Leben gelebt hat." Von großer Intensität ist das Adagio getragen, ein Trauermarsch, in dem der Komponist nicht zufällig sein Instrument, das Violoncello, eine weitgeschwungene Klage singen lässt. Im Scherzo (Molto vivace) kehren bereits Momente des ersten Teils wieder, zu dem Schmidt dann im letzten Abschnitt den Bogen zurück spannt. Alles, so der Komponist, erscheint nun "gereifter und verklärter". In Tönen malt Schmidt "ein Sterben in Schönheit, wobei das ganze Leben noch einmal vorbeizieht".
Franz Schmidt