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Sergej Rachmaninow - Rhapsodie a-Moll über ein Thema von Paganini op. 43

WDR Sinfonieorchester Video 23.03.2022 24:18 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Sergej Rachmaninow - Rhapsodie a-Moll über ein Thema von Paganini op. 43

Von Eckhard Weber

Sergej Rachmaninow am Klavier sitzend

Sergej Rachmaninow

Der italienische Geigenvirtuose und Komponist Niccolò Paganini kann getrost als einer der ersten Popstars der Musikgeschichte bezeichnet werden. Seine Konzerte verursachten Anfang des 19. Jahrhunderts Massenhysterien und kollektive Rauschzustände, ähnlich wie später bei Elvis Presley, den Beatles und den Rolling Stones. Paganini bot eine Show, die in ihren Bann zog. Er verzauberte durch überraschende Klangeffekte und verblüffende Spieltechniken. "Paganinis Geige war bizarr im Schmerz und burlesk in der Freude", heißt es in einer zeitgenössischen Kritik. Die Virtuosität und die Selbstinszenierung als schwarz gekleidete Kunstfigur auf der Bühne brachten Paganini bald die Namen "Teufelsgeiger" und "Hexenmeister" ein.

Dieses Image zieht sich auch durch Sergej Rachmininows "Rhapsodie über ein Thema von Paganini" aus dem Jahr 1934. Das im Titel erwähnte Thema stammt aus dem letzten von Paganinis 24 Capricci op. 1 und ist in der Originalkomposition Ausgangspunkt einer Variationenfolge. Genau das macht Rachmaninow auch in seiner Rhapsodie: Nach der Vorstellung des Themas schickt er es durch 24 Variationen. Dabei entsteht virtuoser Funkenflug. Rachmaninow, der selbst als begnadeter Pianist gefeiert wurde und die Rhapsodie neun Jahre nach ihrer Entstehung selbst in Baltimore uraufführte, setzt dem Geigengenie Paganini seine eigene Virtuosität auf dem Klavier entgegen. "Aber es ist kein 'Konzert'!", hat Rachmaninow in einem Brief an seine Schwester betont. Ein Thema mit Klavier und Orchester jenseits der Konventionen eines Klavierkonzertes zu beleuchten, erwies sich als kreativer Befreiungsschlag. Rachmaninow entfaltet eine breite Palette musikalischer Stimmungen: temperamentvoll, zärtlich, schwärmerisch, wehmütig, mystisch, hochdramatisch. Und auch das aus der Tondichtung "Die Toteninsel" bekannte "Dies Irae"-Motiv erscheint hier wieder, diesmal als Chiffre für Paganini als "Teufelsgeiger".