Es verbindet lebendige Spielleidenschaft mit dramatischem Geschehen und individuellen Ausdruck mit der "neutralen" Kollektiv-Aussage des Orchesters: Kein Wunder, dass das Solokonzert auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken kann – vom Barock bis in unsere Gegenwart. Auch Wolfgang Amadeus Mozart liebte diese Konzertform. Als genialer Opernkomponist kostete er in seinen 40 Solokonzerten vor allem ihr dramatisches Potenzial aus, legte dabei mehr Wert auf ein vielschichtiges Ausdrucksspektrum als auf selbstdarstellerische Virtuosität. Weswegen auch das Orchester niemals vernachlässigt wird. Das ist auch in seinen fünf Violinkonzerten nicht anders. Mit Ausnahme des ersten (von 1773) komponierte er alle 1775 in Salzburg. Weil er in der dortigen Hofkapelle seit 1772 dem Amt des Konzertmeisters nachging, geht man davon aus, dass Mozart – nicht nur ein herausragender Pianist, sondern auch ein sehr guter Geiger – diese Werke für eigene Auftritte geschrieben hat.
Sein fünftes Violinkonzert A-Dur KV 219 ist sein originellstes; das Rondo-Finale gestaltet sich geradezu spektakulär: Im Kontrast zu einem ansonsten anmutig verlaufenden Menuett, überrascht der Mittelteil mit einem wild-dämonischen "Alla turca". Mozart bringt hier erstmals die damals populäre türkische "Janitscharenmusik" ins Spiel. Die Militärmusik der Janitscharen, der Eliteeinheit der türkischen Truppen, hatte aufgrund der beiden Belagerungen Wiens durch die Osmanen musikalische Spuren hinterlassen. Die Angst vor ihnen war längst der Faszination für den exotischen Orient gewichen. Eine wahre "Türkenmode" war die Folge – nicht nur in Sachen Kleidung. Ausgerechnet der wilde, schlagwerkbefeuerte Sound ihrer Militärkapellen, der einst Angst und Schrecken verbreitet hatte, sorgte nun für unterhaltende Gänsehaut. Wenn also Mozart in seinem Violinkonzert auf diesen Stil zurückgreift, inszeniert er einen "Clash der Kulturen" en miniature. Dem lärmenden Marschrhythmus samt orientalischer Ornamentik geht dabei freilich bald die Puste aus. Als wäre nichts passiert, hebt erneut das Menuett im eleganten Dreiertakt an, und das Konzert endet sanft, entspannt und friedlich.