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Felix Mendelssohn Bartholdy - Konzert e-Moll für Violine und Orchester op. 64

WDR Sinfonieorchester Video 15.01.2021 29:05 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Mendelssohn - Violinkonzert e-Moll op. 64

Von Otto Hagedorn

Nicht nur Mäzene haben die Produktivität von Komponisten angeregt, auch dem Phänomen der sogenannten Sommerfrische verdanken sich ungezählte Werke. Jenseits aller Alltagspflichten ist Raum für Muße, durch die sich musikalische Fantasie frei entfalten kann. Auch Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll entstand zum großen Teil während eines Sommerurlaubs. Seine Frau Cécile stammte aus Frankfurt – da lag es nahe, regelmäßig in Bad Soden im Taunus Kraft zu tanken. So auch 1844, als der Komponist ein lange gegebenes Versprechen einlöste. Schon sechs Jahre zuvor hatte er an den Geiger Ferdinand David, seines Zeichens Konzertmeister des Gewandhausorchesters in Leipzig, geschrieben: "Ich möchte Dir wohl auch ein Violin-Conzert machen für nächsten Winter; eins in E-moll steckt mir im Kopfe, dessen Anfang mir keine Ruhe läßt."

Dieser Anfang ist tatsächlich exzeptionell in seiner Mischung aus innerer Bewegung und gleichzeitiger Schlichtheit. Mendelssohns Violinkonzert ist heute einer der beliebtesten Repertoireklassiker. Darüber wird leicht vergessen, dass der Komponist es mit vielen damals ungewöhnlichen Details gespickt hat: Beispielsweise stellt nicht das Orchester, sondern das Soloinstrument das Hauptthema vor. Oder die Solokadenz: Sie erklingt nicht am Schluss des ersten Satzes, sondern in dessen Mitte. Außerdem gehen die drei Sätze ohne Pause ineinander über – eine damals überraschende Neuerung.

Wie Mendelssohn in seinem Autograph festhielt, vollendete er das Werk am 16. September 1844. Dann setzte eine längere Phase ein, in der er die Partitur immer wieder revidierte. Anfangs korrigierte er Grundlegendes, später ließ er ebenso Vorschläge des erfahrenen Widmungsträgers Ferdinand David einfließen. Der war dann auch der Solist der Uraufführung am 13. März 1845 unter der Leitung des Dänen Niels Wilhelm Gade im Leipziger Gewandhaus. Das Publikum reagierte begeistert, aber Mendelssohn fielen weitere Details auf, bei denen er noch einmal an den Stellschrauben drehte. In dieser Form konnte das Konzert dann einige Monate später im Druck erscheinen.

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