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Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy

Werkeinführung: Felix Mendelssohn Bartholdy - Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester

Von Otto Hagedorn

Bei den Sonntagsmusiken im Hause der Mendelssohns spielten Felix und Fanny häufig gemeinsam – ob nun auf der Violine und dem Klavier oder beide an den Tasten. So auch am 7. Dezember 1823. Fanny war 18, Felix gerade einmal 14 Jahre alt. Und sie präsentierten ein kürzlich vom Bruder zum Geburtstag der Schwester komponiertes Doppel-Klavierkonzert. Anders als in der drei Jahre später entstandenen "Sommernachtstraum"-Ouvertüre hat Mendelssohn sich in diesem Stück noch nicht von seinen Vorbildern freigeschwommen: Mozart und vor allem Beethoven sind sehr präsent. Der Spielfreude tut das aber keinen Abbruch: der quirligen Champagnerlaune im ersten Satz so wenig wie dem Dahinträumen im Adagio oder dem Voranpreschen im Finale. Fanny und Felix also an zwei Klavieren – und weil ein Orchester nicht so leicht zusammenzutrommeln ist, übernahmen sie dessen Part gleich mit. Einer der bekanntesten Klaviervirtuosen, Friedrich Kalkbrenner, ist unter den Zuhörer:innen und tief beeindruckt. Ein knappes Jahr später, an Fannys 19. Geburtstag, spielen die beiden das E-Dur-Konzert auf einer weiteren Mendelssohn’schen Sonntagsmusik, und wieder teilen sie sich auch die Orchesterbegleitung. Diesmal anwesend: der ebenso berühmte Pianist Ignaz Moscheles. Auch er staunt nicht schlecht und hält in seinem Tagebuch fest: "Der fünfzehnjährige Felix ist eine Erscheinung, wie es keine mehr gibt! Was sind alle Wunderkinder neben ihm? Sie sind eben Wunderkinder und sonst nichts; dieser Felix Mendelssohn ist ein reifer Künstler". Moscheles ist bereit, ihn zu unterrichten. Aber nach nur einigen Wochen meint er, seinem Schüler nichts mehr beibringen zu können. Der Ritterschlag von Virtuose zu Virtuose.

Man meint dem Konzert anzuhören, wie herzlich Felix und Fanny einander verbunden waren. Eine große Geschwister-Liebe, die sich ebenso im Übermut wie in besonderer Innigkeit offenbart. Insofern scheint gerade dieses Werk auch für die Solisten Lucas und Arthur Jussen wie auf den Leib geschneidert. Mendelssohn hat die meisten seiner Jugendwerke verworfen, nicht so dieses E-Dur-Doppelkonzert. Zeit seines Lebens spürte er darin die Nähe zur Schwester – etwa auch, als er das Stück 1830 (gemeinsam mit Moscheles!) mit großem Erfolg in London vorstellte.