"Musik ist hörbar gemachte Zeit." – So bringt der österreichische Komponist Klaus Lang sein Verständnis von Musik auf den Punkt. Geboren in Graz, lebt Lang heute in Steirisch Laßnitz. Er studierte Komposition und Musiktheorie bei Hermann Markus Preßl, Beat Furrer and Younghi Pagh-Paan sowie Orgel. Für ihn wird Musik "nicht als Mittel gebraucht, um außermusikalische Inhalte zu transportieren [...]. Musik ist für ihn keine Sprache, die der Kommunikation außermusikalischer Inhalte dient, sie ist ein freies, für sich stehendes akustisches Objekt. In seinen Arbeiten wird Klang nicht benutzt, er wird hörend erforscht, und ihm wird die Möglichkeit gegeben, seine ihm innewohnende reiche Schönheit zu entfalten. Wenn Klang nur Klang ist (und auf nichts anderes verweisen soll), gerade dann wird er als das wahrnehmbar, was er eigentlich ist, nämlich als ein zeitliches Phänomen, als hörbare Zeit."
Ein Schwerpunkt von Langs Schaffen liegt auf dem Musiktheater, etwa mit der Oper "Der verschwundene Hochzeiter" im Auftrag der Bayreuther Festspiele. In der Werkreihe "Miniaturen der Zeit" des WDR, die sich drängenden Fragen der Zeit widmet, nimmt Klaus Lang mit seinem neuen Stück nun doch Bezug auf ein außermusikalisches Phänomen – aber nicht auf ein konkretes, sondern ein allgemein menschliches. Generell stellt Lang die Frage: "Wie sehr ist Kunst ein Ort des Möglichen oder ein Ort der Diskussion des Faktischen?" Mit seiner Arbeit möchte er nicht Kritik üben, sondern einen anderen möglichen Raum eröffnen: "Kunst ist in der Zeit, indem sie komplementär ist; sie zeigt nicht, was ist, sondern was möglich wäre. Ich dachte: In Krisenzeiten wie der unsrigen wird immer sowohl das Schlechteste als auch das Beste der Menschen offenbar. Neben all dem Schrecklichen, was Krankheit und Krieg uns gebracht haben, konnten wir auch ein Aufblühen von Mitgefühl und Barmherzigkeit erleben. Und genau darauf bezieht sich meine Miniatur 'Caritas'. Dabei ist Mitgefühl eine ganz simple, fundamentale menschliche Regung, die jenseits von Ideologie oder Philosophie in uns entsteht. Genau das spiegelt die Schlichtheit und Einfachheit des musikalischen Materials wider."