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Leoš Janáček - Streichquartett Nr. 1

WDR Sinfonieorchester Video 25.04.2022 19:03 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Leoš Janáček - Streichquartett Nr. 1

Von Otto Hagedorn

Der tschechische Komponist Leos Janáček (1854-1928) in einem Gemälde von Gustav Bohm

Die besondere Popularität von Beethovens "Kreutzersonate" haben ihr nicht nur in der Musikgeschichte, sondern auch in der Weltliteratur einen besonderen Platz verschafft. Das Dämonische, mit dem der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828 – 1910) die Komposition in seiner gleichnamigen Novelle verknüpft, strahlt auf ihren Nimbus selbst zurück. In groben Zügen geht es in der Erzählung um Folgendes: Der Protagonist vermutet die Untreue seiner Gattin, weil sie zusammen mit einem anderen Mann leidenschaftlich musiziert – unter anderem die "Kreutzersonate". Nachdem er sich in eine rasende Eifersucht hineingesteigert hat, ermordet er seine Frau.

Dieses innere und äußere literarische Drama hat den tschechischen Komponisten Leoš Janáček zutiefst bewegt. Nachdem er seine beiden Kinder verloren hatte, steckte seine eigene Ehe in einer tiefen Krise. Es ist gut möglich, dass ihn das Seelendrama der Novelle daher besonders fesselte. Nach Tolstois "Kreutzersonate" komponierte Janáček bereits 1908 ein Klaviertrio, zerstörte die Noten allerdings unmittelbar nach der Uraufführung. Etwa zehn Jahre später verliebte er sich haltlos in die fast vierzig Jahre jüngere Kamila Stösslová. Die Beziehung war rein platonisch, doch durch die Inspiration dieser Liebe komponierte er in den letzten zehn Jahren seines Lebens rauschhaft ein Werk nach dem anderen. So näherte er sich 1923 erneut Tolstois Eifersuchtsdrama. Das Thema an sich hatte Janáček schon früher angetrieben: 1888 komponierte er den Chor "Der Eifersüchtige", und gut fünf Jahre später entstand das Orchesterwerk "Eifersucht". Für die musikalische Spiegelung der Novelle wählte er diesmal die Form des Streichquartetts. Einige Motive aus dem früheren Trio flossen in das Werk mit ein, aber die Komposition an sich entwickelte er vollkommen neu. Ähnlich wie Beethoven in seiner "Pastorale" zeichnet die Musik die Handlung nicht im Detail nach, sondern spiegelt ihre Inhalte in aufgewühlten musikalischen Gesten und Stimmungen.

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