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Komponist David Horne

Werkeinführung: David Horne - The Turn of the Tide für Kammerorchester

Von Otto Hagedorn

David Horne wurde in Tillicoultry geboren, einem kleineren Ort nahe der schottischen Stadt Stirling. Bald zog die Familie nach Norwegen, in die Heimat seiner Mutter. Mit elf Jahren kehrte Horne zurück nach Schottland und besuchte in Edinburgh die St. Mary’s Music School, wo er bereits intensiv Klavier und Komposition studierte. 1989 ging er in die USA: Am Curtis Institute in Philadelphia absolvierte er ein Kompositionsstudium bei Ned Rorem. Anschließend wechselte er an die Harvard University, wo er auch einen Doktortitel erwarb. Nach Großbritannien zurückgekehrt, ließ sich Horne in Manchester nieder. Dort unterrichtet er als Professor am Royal Northern College of Music.

Auch als Pianist ist David Horne erfolgreich: 1988 wurde er für sein Klavierspiel als BBC Young Musician of the Year ausgezeichnet. 1990 debütierte er mit einer Aufführung von Prokofjews 3. Klavierkonzert bei den Londoner BBC Proms. Ebenso sind eigene Werke häufig bei diesem Festival erklungen. Schon vor seinem 20. Lebensjahr erregte Horne Aufmerksamkeit durch eine Reihe von eindrucksvollen Kompositionen für Kammerensemble. Für seine komische Oper "Travellers" gewann er 1994 den Steven Oliver Prize. Später komponierte er zahlreiche Werke im Auftrag international erfolgreicher Solist:innen, darunter die Schlagzeugerin Evelyn Glennie ("Reaching Out and Ignition"), die Bratscherin Nobuko Imai ("Stilled Voices") und der Pianist Boris Berezowsky ("Liszt"). Er wird regelmäßig von bedeutenden Ensembles aufgeführt, darunter das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das BBC Symphony Orchestra, die London Sinfonietta, das Ensemble Modern und die Birmingham Contemporary Music Group. Von 2000 bis 2004 war Horne vier Jahre lang Composer in Residence beim Royal Liverpool Philharmonic.

"The Turn of the Tide" (auf Deutsch etwa: "Die Gezeitenwende") entstand 2006 und wurde vom Scottish Chamber Orchestra uraufgeführt. Inspiriert hat den Komponisten ein symbolistisches Gemälde desselben Titels vom schottischen Maler John Duncan (1866–1945). Die Tageszeitung "The Times" schrieb zu Hornes Musik: Sie "ist dunkel, turbulent und wirbelnd, mit einem gedämpften Trompeten-Duett gegen Ende, das klingt wie aus einer anderen Welt".