Geht es um die Gattung Streichquartett, so lautet das voll und ganz zutreffende Narrativ: erfunden und zu kanonischer Form entwickelt von Joseph Haydn. Wenn wir den Chronisten glauben, so hatte Haydn dazu nicht etwa einen genialischen Geistesblitz, sondern es begann fast prosaisch. Ein Baron Fürnberg bat ihn darum, "etwas zu komponieren", das von "vier Kunstfreunden aufgeführt werden könnte. Haydn, damals achtzehn Jahre alt, nahm den Auftrag an, und so entstand sein erstes Quartett". Diese Frühwerke sind die Keimzelle, aus der er im Laufe seines Lebens die Form des Streichquartetts entwickelte, wie sie seither als klassisch gilt und der alle großen Komponisten der Klassik und Romantik gefolgt sind. Auch für den Charakter der jeweils vier Sätze gibt es ein ungeschriebenes Gesetz – ein gemäßigter oder schneller erster Satz, dann ein Menuett und ein langsamer Satz (oder auch in umgekehrter Reihenfolge) sowie ein schnell dahinfliegendes Finale.
Zur Gattung Sinfonie ist häufig zu lesen, dass Beethoven an die Stelle des bei Haydn und Mozart üblichen Menuetts das Scherzo setzte. Tatsächlich geht auch das auf Haydn zurück, denn schon in der Sammlung seiner sechs Streichquartette op. 33 – aus der das heute aufgeführte Werk stammt – hat er diesen "modernen" Satztyp verwendet.
Mit diesen Quartetten, da sind sich die Musikforschenden einig, hat Haydn den Streichquartett-Olymp erklommen. Er selbst war sich des Außergewöhnlichen dieser Sammlung vollauf bewusst. Als Werbung an potenzielle Käufer schrieb er, dass er die Werke auf "Eine gantz neu Besondere Art" komponiert habe. Über das Augenfällige der neuen Bezeichnung "Scherzo" hinaus wird das Unkomplizierte der sonst üblichen Menuette "zum Gegenstand artifiziellen Spiels", so der Forscher Wolfram Steinbeck. Neuartig sind auch die Finali. Drei von ihnen hat Haydn erstmals als Rondo angelegt. Das dafür typische Abwechseln von einem Refrain mit unterschiedlich gestalteten Teilen ist auch im Quartett Nr. 4 zu hören: Haydn in bester Spiellaune.