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Edward Elgar an seinem Schreibtisch

Werkeinführung: Edward Elgar - Konzert h-Moll für Violine und Orchester op. 61

Von Otto Hagedorn

Wer kennt sie nicht, die Melodie von Edward Elgars erstem Marsch aus "Pomp and Circumstance"? Alljährlich ist sie einer der Höhepunkte der legendären Londoner "Last Night of the Proms". Die Lebensverhältnisse, in denen Elgar aufwuchs, ließen seinen späteren Ruhm nicht erwarten. Sein Vater, ein Musikalienhändler in Worcester, konnte Edward keinen regelmäßigen Musikunterricht ermöglichen. Sein Beruf aber war für den Sohn Glück im Unglück, wie der Komponist sich später erinnert: "Als ich mich entschieden hatte, Musiker zu werden ... blieb mir nur übrig, mich selbst zu unterweisen. Ich sah und lernte einen Großteil über Musik durch die Flut an Musikstücken, die durch die Firma meines Vaters gingen. Ich las alles, spielte alles und hörte alles, was ich bekommen konnte. Ich bin ein Autodidakt auf dem Gebiet der Harmonie, des Kontrapunkts, der Form und, kurz gesagt, bei allem, was das 'Geheimnis' der Musik ausmacht."

Elgar arbeitete lange und hart daran, bis seine Kompositionstechnik allerhöchsten Ansprüchen genügte. Erst im Alter von 42 Jahren erreichte er dieses Ziel – mit den "Enigma-Variationen" aus dem Jahr 1899. Dann ging es Schlag auf Schlag: Der "Land of Hope and Glory"- Hit folgte 1901, und wenige Jahre später die Sinfonie Nr. 1, mit der sich Elgar endgültig als bedeutendster Komponist Englands durchsetzte.

Als der weltweit gefeierte Geigenvirtuose Fritz Kreisler 1905 in London gastierte, gab er ein Zeitungsinterview und erstaunte die Leser:innen mit folgenden Worten: "Wenn Sie wissen wollen, wen ich für den größten lebenden Komponisten halte, sage ich ohne zu zögern Elgar ... Ich stelle ihn meinen Idolen Beethoven und Brahms gleich. Er stammt aus derselben aristokratischen Familie." Zwei Jahre später bat Kreisler den von ihm so Verehrten persönlich, ein Violinkonzert für ihn zu komponieren. Elgar fühlte sich geschmeichelt, und so konnte Kreisler 1910 als Solist in London die Uraufführung spielen. Dass das klangsüffige Werk weniger populär ist als Elgars Cellokonzert, liegt vor allem an seiner Spieldauer von rund 50 Minuten – eine Parforcetour für die Solist:innen: technisch, gestalterisch und rein konditionell.