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Der Komponist Antonín Dvořák

Werkeinführung: Antonín Dvořák - Konzert h-Moll für Violoncello und Orchester op. 104

Von Michael Struck-Schloen

15.000 Dollar! Das war das üppige Gehalt, das man Antonín Dvořák für die Leitung des "National Conservatory" in New York anbot – 25-mal so viel, wie ihm das Prager Konservatorium im Jahr vergütete. 1892 reiste er mit seiner Familie über den Großen Teich, doch schon nach einem Jahr brachte eine Wirtschaftskrise den Arbeitgeber in Zahlungsschwierigkeiten. Trotz dieser zwiespältigen Erfahrung hat Amerika den Komponisten Dvořák nachhaltig verändert. Für Werke wie die Sinfonie "Aus der Neuen Welt" beschäftigte er sich intensiv mit der Musik sozialer Randgruppen wie der Indigenen und der Schwarzen. Daneben entstanden Werke ohne direkten stilistischen Bezug auf das Gastland – darunter das Cellokonzert h-Moll für den tschechischen Cellisten Hanuš Wihan, das Anfang 1895 in New York beendet wurde. Nach einem Streit mit Wihan über die Einfügung einer längeren Kadenz, zu der sich der Komponist nicht überreden ließ, wurde die Uraufführung 1896 in London vom Solisten Leo Stern unter Leitung des Komponisten gespielt.

Als Dvořáks "zehnte Sinfonie" hat man das Konzert bezeichnet, und schon die Orchestereinleitung des ersten Satzes mit dem raunenden, marschartigen Hauptthema und dem selig dahinfließenden Dur-Seitenthema des Waldhorns könnte als sinfonische Sonatenexposition durchgehen. Doch "quasi improvvisando" gibt der resolute Einsatz des Soloinstruments sofort eine neue Färbung; im Dialog zwischen Solo und Tutti gewinnt das Material neue Energie und Expressivität.

Eine innige Romanze zwischen Solo und Bläsern ertönt im Adagio – dann bricht die Idylle im dramatischen Mittelteil jäh auseinander, wenn Dvořák sein elegisches Lied "Lasst mich allein in meinen Träumen geh’n" zitiert. Es war ein Lieblingslied seiner Schwägerin Josefina Kounicová, die zur Zeit der Komposition schwer erkrankt war. Das marschmäßige Finalthema bildet nach Art eines Rondos den Rahmen für zwei sanftere Episoden. In einer ausgedehnten Coda (mit der Erinnerung an das Thema des ersten Satzes) geben sich Solist, Bläser und Sologeige nochmals der melancholischen Stimmung hin, bevor eine Fanfare mit dem Josefina-Gedenkzitat den glänzenden Abschluss markiert.

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