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Benjamin Britten - Les Illuminations op. 18

WDR Sinfonieorchester Video 21.09.2018 24:26 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Benjamin Britten - Les Illuminations op. 18

Von Anja Renczikowski

Für seinen Liederzyklus "Les Illuminations" op. 18 wählte der junge Benjamin Britten zehn Gedichte von Arthur Rimbaud aus. Die 1886 veröffentlichten Texte sind weniger inhaltlich, erzählerisch aufgebaut, vielmehr stellt der Dichter eine klangsinnliche Wortmalerei in den Vordergrund. Damit waren sie wie geschaffen für Brittens ebenso expressive wie sensible Vertonung für Singstimme und Streichorchester.

Britten komponierte diesen dritten Liederzyklus aus seiner Feder in einer Zeit des Umbruchs. 1939 verließ er seine englische Heimat, um in den USA neue Impulse zu bekommen. Rimbauds fast unübersetzbare Texte inspirierten den Komponisten zu einer expressionistischen Herangehensweise. Weitestgehend beschreiben die Gedichte Szenen des modernen Großstadtlebens, einige beschwören surrealistische, mitunter erotische Traumbilder herauf. Da gibt es die berauschenden und gewaltigen Paläste aus Kristall und Metall, Feenköniginnen und Bacchantinnen aus der Vorstadt.

Benjamin Britten

Benjamin Britten

Britten wählte nicht unbedingt die auf den ersten Blick künstlerisch wertvollsten Gedichte, sondern diejenigen, die ihn am meisten bewegten und sich gut für eine Vertonung eigneten. Dass er für die Begleitung nur eine Streicherbesetzung wählte, gab ihm die Möglichkeit, einen Großteil der musikalischen Verantwortung in die von ihm so geschätzte Singstimme zu legen. Einen Satz machte er zum Motto des gesamten Zyklus: "J’ai seul la clef de cette parade sauvage" ("Ich allein halte den Schlüssel zu dieser wilden Parade"). Er erklingt dreimal: in der eröffnenden "Fanfare", im "Interlude" und noch einmal am Ende von "Parade". "Villes", so erklärt Britten, sei von Rimbaud sicherlich in London geschrieben worden und gibt einen guten Eindruck vom flimmernden wie chaotischen Stadtleben. In "Phrase" werden zwischen Glockentürmen und den Sternen Seile, Girlanden und Ketten gespannt. "Antique" mit seiner lyrischen Melodie hat Britten seinem engen Freund Wulff Scherchen gewidmet; hier tritt der anmutige Sohn des Pan auf. Den Satz "Royauté" beschreibt Britten als "pompös und satirisch". In "Marine" ist die See zu hören – ein Themenkreis, der in Brittens Werken immer wieder von Bedeutung sein sollte. Mit Leidenschaft sollte das orchestrale Zwischenspiel ("Interlude") gespielt werden, wo auch das Motto erscheint, begleitet von Solo-Viola und Solo-Violoncello. Das traumwandlerische "Being beauteous" ist Peter Pears gewidmet. Den Tenor hatte Britten zwei Jahre zuvor kennengelernt. Er wurde nicht nur sein Lebensgefährte, sondern auch einer seiner wichtigsten musikalischen Partner. Zu "Parade" schreibt Britten an Sophie Wyss: "Es wird dir gefallen, weil es ein Bild der Unterwelt zeigt. Es sollte gruselig, böse und schmutzig klingen (Entschuldige!) und wirklich verzweifelt."

Nostalgisch gestaltet sich "Départ". Und auch wenn es nach "Assez vu. [...] Assez eu. [...] Assez connu." ("Genug geschaut. Genug besessen. Genug gekannt.") heißt: "Départ dans l’affection et le bruit neufs" ("Aufbruch zu neuer Zuneigung und neuem Lärm"), endet der Zyklus herzergreifend resignierend.