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Luigi Boccherini, kolorierter Stich um 1810 nach einer Zeichnung von Lefevre

Werkeinführung: Luigi Boccherini - Oboenquintette op. 45 Nr. 1 und Nr. 3

Von Tilla Clüsserath

Luigi Boccherini galt schon zu Lebzeiten als Pionier des Violoncellos und anerkannter Komponist. Er stammte aus Lucca, einer kleinen Ortschaft in der Toskana mit einer jahrhundertealten musikalischen Tradition. Bereits als junger Cello-Virtuose brach Boccherini nach Wien und Paris auf und machte sich dort, wie auch später in Madrid, einen Namen. Bei Pleyel, dem renommierten französischen Musikverleger, publizierte er die meisten seiner Werke. Doch obwohl Boccherini zu den wichtigen musikalischen Protagonisten seiner Zeit zählte und ab 1786 zum "Compositor da camera" des preussischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm berufen wurde, verblasste sein Ruhm nach 1805 rasch. Denn die Wende zum 19. Jahrhundert brachte eine neue Zeit des musikalischen Aufbruchs, der von Persönlichkeiten wie Haydn oder Beethoven geprägt wurde. Ihre originellen, experimentierfreudigen Streichquartette bestimmten nun den Diskurs. Boccherinis Musik, die auf den Geschmack und die Erwartungshaltung aristokratischer Auftraggeber abzielte, hatte es da schwer. Seit 2005, dem Jahr des 200. Todestages, gibt es Bewegung in der Boccherini-Rezeption. Wissenschaftler aus Europa und den USA veröffentlichten neue Forschungsergebnisse, eine Gesamtausgabe der rund 550 Werke des Komponisten wurde in Angriff genommen.

Boccherini komponierte vor allem Kammermusik, darunter Trios, Quartette und – Quintette: Es scheint so, als sei er der erste gewesen, der dem Streichquartett ein zweites Cello hinzufügte und so das Streichquintett "erfand". Er ist auch einer der wenigen, der sich zwischen 1750 und 1800 dieser Gattung annahm. Die heute zu hörenden Oboenquintette op. 45 (identisch mit op. 55) sind Boccherinis dritte Sammlung von sechs "Quintetti" für Oboe (alternativ Flöte) und Streicher. Sie entstand 1797 für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm II., Pleyel brachte sie drei Jahre später im Druck heraus. In den zweisätzigen Quintetten findet man vielfältige musikalische Stimmungen vor. Typisch sind heiter-eingängige Melodien und eine unbeschwerte Thematik. Die Musik lebt von feinsten harmonischen und dynamischen Schattierungen, Boccherini arbeitet aber auch mit Hell-Dunkel-Kontrasten. In den lebhafteren zweiten Sätzen dominiert das tänzerische Element.