Ludwig van Beethoven - Sonate A-Dur für Violine und Klavier op. 47 "Kreutzersonate" in der Bearbeitung für Streichquintett
WDR Sinfonieorchester Video. 25.04.2022. 30:12 Min.. Verfügbar bis 30.12.2099. WDR 3.
Werkeinführung: Ludwig van Beethoven - Sonate A-Dur für Violine und Klavier op. 47 "Kreutzersonate"
Von Otto Hagedorn
Beethoven als junger Mann
In der Zeit, als Ludwig van Beethoven innerlich mit den Klangfluten seiner "Eroica" rang, hörte er das Violinspiel eines hochbegabten Mannes, der aus London nach Wien gereist war, um sich auch dort einen Namen zu machen: George Bridgetower. Beethoven war so angetan, dass er dem jungen Geiger kurzerhand eine Sonate in die Finger komponierte. Voll freundschaftlichen Überschwangs schrieb er eine Widmung auf sein Manuskript, die heute irritiert: "Sonata mulattica Composta per il Mulatto Brischdauer – gran pazzo e compositore mulattico" (mulattische Sonate, komponiert für den Mulatten Bridgetower, großer Narr und mulattischer Komponist). Aber ähnlich, wie Beethoven die Widmung seiner "Eroica" an Napoleon ausradierte, rückte er auch von Bridgetower ab. Der Grund war hier jedoch keine Selbstkrönung, sondern ein nicht zu kittender Streit – wenn man dem Klatsch Glauben schenkt – wegen einer von Beethoven umschwärmten Herzensdame. Und so war der Komponist gezwungen, einen alternativen Widmungsträger zu finden. Naheliegend erschien ihm ein Franzose, mit dem er bereits 1798 erstmals zusammen musiziert hatte und der als einer der besten seines Fachs galt: Rodolphe Kreutzer (1766 – 1842). Über ihn meinte Beethoven: "dieser Kreutzer ist ein guter lieber Mensch, der mir … sehr viel Vergnügen gemacht, seine Anspruchslosigkeit und Natürlichkeit ist mir lieber als alles Exterieur ohne Interieur der meisten Virtuosen".
Und so ging das Opus 47 als "Kreutzersonate" in die Geschichte ein. Laut Louis Baron de Trémont, einem gemeinsamen Bekannten von Komponist und Geiger, kam das Stück dem Stil des Franzosen in keiner Weise entgegen: "Kreutzer spielte stets mit geläufigem Bogen, den er stets auf der Saite hatte. Doch hier ist das gesamte Stück in getüpfelten und springenden Tönen; deswegen hat Kreutzer es nie gespielt".
In der Zeit, als man noch selbst zum Instrument greifen musste, um in den eigenen vier Wänden Musik zu erleben, wurden zahllose Bearbeitungen gedruckt, um die unterschiedlichsten Besetzungen von Hausmusik abzudecken. Fünf Jahre nach Beethovens Tod erschien die "Kreutzersonate" – neben der "Frühlingssonate" schon damals seine bekannteste Violinsonate – in einer anonymen Streichquintett- Fassung, die wir im Konzert präsentieren.